Bellas blutige Rückkehr
nicht am Leben lassen, denn sie kann es nicht akzeptieren, dass es jemandem gelungen ist, ihr den Geliebten wegzunehmen. Wenn sie etwas nimmt, dann mit Haut und Haaren.«
»Dann sind die beiden verloren«, stellte ich fest, »und wir haben diesmal versagt.«
»Das sieht ganz so aus.«
Ich kannte Myxin. Ich hatte auch genau aufgepasst und auf den Ton seiner Antwort gehört. Endgültig hatte sich dieser Satz nicht angehört, da stand noch immer ein Hintertürchen offen. Deshalb fragte ich: »Möchtest du denn, dass wir versagt haben?«
»Gute Frage, John. Damals schon, aber heute...«, er stöhnte auf wie ein alter Mann, »heute denke ich anders darüber, ich warte nicht mehr lange, bis es einen Sieger gibt. Ich bin ja oft gezwungen, selbst eingreifen zu müssen, und fühle mich manchmal wie ein Schutzengel von euch beiden.«
»Oh, danke. Dafür küssen wir dir allerdings nicht die Füße. Was also treibt dich her?«
»Ich will nicht, dass sie gewinnt!«
»Sehr gut.«
»Und ihr könnt es noch verhindern und alles wieder ins rechte Lot rücken. Das ist alles.«
»Hast du schon eine Idee, wie das geschehen soll?«, erkundigte sich Suko.
»Sicher.«
Der kleine Magier lächelte Suko an. Seine Augen blitzten dabei. »Ich werde euch noch mal behilflich sein. Meine erste Warnung hat ja nichts gebracht. Die blutige Bella hat trotzdem einen Sieg errungen. Ihr reist ja so gern.«
»Also Atlantis.«
»Genau.«
Ich meldete mich wieder zu Wort. »Bist du sicher, dass man sie dorthin geschleppt hat?«
»Das ist Bella’s Welt, John. Da fühlte sie sich wohl. Es muss ihr ein Vergnügen sein, das zu beenden, wozu sie damals nicht gekommen ist. Der Liebhaber muss sterben, nachdem er seine Pflicht getan hat. Ich kenne dies, aber ich weiß nichts über ihre Motive. Warum tut sie das? Nur weil es ihr Spaß macht?«
»Das werden wir sie fragen, wenn wir dort sind.«
Myxin nickte zum Zeichen des Einverständnisses. Er stand dann auf und streckte uns seine Hände entgegen.
Das Ritual kannten wir. Suko und ich mussten jetzt den Kontakt mit dem kleinen Magier aufnehmen. Wir fassten uns an und bildeten so einen Kreis.
Myxin stand zwischen uns. In dieser Haltung wirkte er noch kleiner als sonst. Aber man beging einen Fehler, wenn man ihn unterschätzte. Das wäre uns nicht mehr in den Sinn gekommen.
Er schloss die Augen.
»Ich hoffe, das Ziel zu treffen«, sagte er leise.
»Kennst du es denn nicht?«, fragte ich.
»Manches kann sich eben verändert haben...«
Es blieb bei dieser etwas rätselhaften Antwort. Dann spürten Suko und ich zugleich den Strom, der zunächst die Hände erfasste, danach die Arme und schließlich den gesamten Körper in seinen Griff bekam, so dass wir den Eindruck erhielten, fliegen zu können.
Das Büro verschwand vor meinen Augen. Zugleich löste ich mich auf. Es gab keinen Halt mehr für mich, es gab überhaupt nichts mehr, nur die große, große Leere...
»Wir sind da, nicht?«
Es tat mir gut, die Stimme meines Freundes zu hören, und das noch ganz in der Nähe.
Ich öffnete die Augen, nein, ich hielt sie schon offen, denn es kam mir nur so vor, als würde ich die Augen öffnen, weil die letzte Zeit der Vergangenheit anders gewesen war und ich tatsächlich den Eindruck gehabt hatte, mit geschlossenen Augen auf die Reise zu gehen. Dabei stimmte das nicht, denn ich konnte wieder sehen und schaute mich auch um, wobei ich den Kopf schüttelte.
Man kann die Entfernung nicht messen, die zwischen unserem Büro und dem Ort liegt, an dem wir uns befanden. Dafür gibt es keinen Begriff. Entfernung, Zeit und Raum rücken zusammen oder wurden nach unseren Maßstäben außer Kraft gesetzt. Trotzdem schlug ich mich mit einem Zeitbegriff herum, denn das brauchte ich einfach. Meiner Schätzung nach waren nur wenige Sekunden vergangen, wenn überhaupt. Unsere Reise konnte sich auch innerhalb einer Sekunde abgespielt haben, das alles war mir nicht bewusst geworden, aber ich brauchte irgendeinen Punkt, an dem ich mich festhaken konnte.
Also nur eine Sekunde!
Und ich sah Suko. Er stand vor mir, lächelte und nickte mir zu. »Wir haben es überstanden, wieder einmal.«
»Und wo steckt Myxin?«
»Es ist unser Job.«
Ja, so war er, der kleine Magier. Es war unser Job. Er zog sich gern zurück, um gewissen Problemen aus dem Weg zu gehen, handelte jedoch anders, wenn die Dinge ihn selbst betrafen.
Ich hätte ihn trotzdem gern bei mir gehabt, um von ihm zu erfahren, wo wir uns befanden. Atlantis war eine
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