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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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wann halten wir uns Leute, die solche Kritiken schreiben können, fünf Jahre lang als Sekretärinnen?»
    Unter die Nachricht schrieb ich: «Es überrascht mich sehr, daß ich ausgerechnet Sie an die gute Tradition bei Belles Lettres erinnern muß, Talente für Bürotätigkeiten einzustellen, damit sie uns und wir sie kennenlernen können. Claire Tippin war seit fünf Jahren Redaktionsmitglied, und zwar nicht nur als Sekretärin, sondern als Sekretärin des Chefredakteurs und somit in einer herausragenden Position, von der aus sie die Arbeitsweise der Zeitschrift beobachten konnte. Als wir sie einstellten, war sie erst (Alter:), also gewissermaßen noch ein Mädchen. Heute ist sie (Alter:), eine junge, gereifte Frau mit hinreichender Erfahrung, um größere Verantwortlichkeiten übernehmen zu können. Ich habe Claire seit langem genau beobachtet. Als sich die Chance bot, habe ich sie ermuntert, zuzugreifen. Sie ist nicht nur dem Vertrauen, das ich in sie gesetzt habe, gerecht geworden, sondern auch und besonders dem Glauben an sich selbst. Sie ist darüber hinaus der bei Belles Lettres gepflegten Tradition gerecht geworden, die ich oben erwähnte.»
    Mr. Margin las, was ich geschrieben hatte, und sagte: «Das kann ich unterschreiben, ohne ein einziges Wort zu ändern. Es gibt aber noch ein anderes Problem. Claire öffnet automatisch meine redaktionelle Korrespondenz und hat also die Nachricht gelesen. Mal angenommen, Sie wären Claire und würden jetzt dies hier lesen - was würden Sie dann tun?»
    «Wenn ich Claire wäre und die Nachricht gelesen hätte, wenn ich Claire wäre, und dies hier jetzt läse... dann würde ich mir den nächsten Updike reservieren lassen.»
    Mr. Margin war verblüfft. «Heute morgen wollte sie wissen, wann der nächste Updike erscheint.»
    «Wir könnten ihr dann wieder helfen.»
    «Nein, diese Maskerade muß ein Ende haben. »
    «Und was wäre die Lösung?»
    «Für's erste noch eine Flasche Wein.»
    Die Lösung kam vom Time Magazine in Form eines Angebots an Claire als festangestellte Autorin. Mr. Margin riet ihr, anzunehmen, machte ihr klar, daß ihr der Sekretärinnengeruch bei Belles Lettres ewig anhängen würde, und sie nahm an.
    «Aber wie will sie das schaffen?» fragte ich Mr. Margin.
    «Sie werden schon merken, daß sie nicht schreiben kann, und dann machen sie sie eben zur Redakteurin. Auf diese Weise bin ich übrigens selbst Redakteur geworden.»
    «Und was, wenn ich fragen darf, empfinden Sie bei dieser ganzen Geschichte?»
    «Daß Claire geht? Die Franzosen nennen den Liebesakt den kleinen Tod. Ein Franzose mittleren Alters, würde ich sagen, hat die Wendung geprägt, die nicht auf die ekstatische Erfahrung anspielt, sondern auf die Einsicht, daß es nicht immer so weitergehen kann.»
    Die Antwort hatte Niveau.
     
    An ihrem letzten Arbeitstag schmissen wir für Claire eine Party. Alles in allem war es ein Beweis des guten Willens. Es war schon lange her, daß Belles Lettres jemandem den Laufpaß zum Ruhm gegeben hatte. Es gab lediglich zwei Mißtöne. Lou Bodoni hatte eine Fabel mit dem Titel «Zwei Tittchen geben sich in Kauf» geschrieben, die sie auch vorlas. Und von Mrs. Tooling kam eine weitere Kurznachricht. Mr. Margin nahm mich beiseite, um sie mir zu zeigen. Die Frage lautete, warum Mr. Margin es zuließe, daß Claire Tippin, nachdem Mr. Margin sie «entdeckt» habe, zur Konkurrenz abwanderte, besonders im Licht der Tatsache, daß sich Protean Publications derzeit einer Sammelklage zu erwehren hätten, die von weiblichen Angestellten wegen diskriminierender Einstellungs- und Gehaltspraktiken erhoben werde.
    «Sagen Sie ihr, daß Sie nicht damit gerechnet hätten, daß sie die 63000 Dollar überbieten wollte, die Time zahlt.»
    «Bekommt Claire denn so viel?» fragte er.
    «Keine Ahnung. Aber es wird Mrs. Tooling das Maul stopfen.»
     
    Etwa einen Monat später fragte ich Mr. Margin, ob er noch Kontakt zu Claire habe.
    «Leider nicht», sagte er. «Und es war durchaus nicht meine Entscheidung.»
    «Tut mir leid», sagte ich.
    «Ja», sagte er, «und ich leide wohl unter einer merkwürdigen Mischung aus.»
    «Erinnerung und Begehren?»
    «Le cliche juste», sagte er.

V   Mr. Margin und Frau 2
    C laire Tippins Nachfolgerin war eine überaus schlichte junge Frau namens Rose Cloth.
    Mr. Margin interviewte zwanzig Bewerber, die meisten Frauen, aber auch einige Männer. Gegen Ende verlor Phil Flush, unser Personalchef, die Geduld: «Sie sagen mir ja auch nicht, was Sie

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