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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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wirklich wollen, Margin. Sie lehnen die Leute einfach ab und sagen mir nicht, warum. Ich schicke Ihnen jetzt noch eine vorbei, aber dann ist Schluß.» Er schickte Rose Cloth, und Mr. Margin stellte sie ein.
    «Flush muß geglaubt haben, daß ich eine Wuchtbrumme suche», sagte Mr. Margin zu mir. «Aber eigentlich war es genau umgekehrt. Wenn eine auch nur halbwegs attraktiv war - physisch, meine ich -, habe ich sie sofort abgelehnt.»
    «Waren die anderen denn alle attraktiv?»
    «Lieber Himmel, nein! Haben Sie die Dicke gesehen? Die hat sich in meinem Büro eine Zigarre angesteckt.»
    «Von den jungen Männern sah aber keiner so aus, als rauchte er Zigarren», sagte ich.
    «Einer von denen war sehr hübsch», sagte Mr. Margin.
    «Der Blonde mit den kleinen Ohren?»
    «Die Ohren sind Ihnen also auch aufgefallen. Der hätte jedes Bürogeheimnis ausgeplaudert. Nein, Miss Cloth wird das schon richtig machen.»
    Sie machte gar nichts richtig. In Steno und Schreibmaschine konnte sie Claire nicht das Wasser reichen, aber das eigentliche Problem kam ans Licht, als ich eines Tages gemeinsam mit ihr das Gebäude verließ und sie fragte, wie sie zurecht komme. Sie sah nachdenklich aus, weshalb ich sie auch angesprochen hatte.
    «Mr. Page, darf ich Ihnen mal eine persönliche Frage stellen?»
    «Na klar.»
    «Was für ein Mensch ist Mr. Margin eigentlich?»
    «Was ist das denn für eine persönliche Frage? Und in welcher Hinsicht soll er was für ein Mensch sein?
    «In persönlicher Hinsicht.»
    «Er ist ein Mensch wie wir alle. Wenn Sie mir verraten, was Sie meinen, kann ich Ihnen vielleicht präziser antworten.»
    «Ich glaube, er tritt mir persönlich nah.»
    «Sie meinen, daß er Sie anbaggert?»
    «Ja.»
    Ich atmete tief durch. Hier lauerte ein Problem. Über Mr. Margin und Claire wußte jeder Bescheid. «Könnten Sie mir erklären, was Mr. Margin getan hat, daß Sie auf diese Idee kommen?»
    «Eine Frau fühlt so etwas.»
    «Ich verstehe, aber etwas präziser bitte.»
    «Wie er mich ansieht, was er zu mir sagt, sein Tonfall, seine ganzes Benehmen.»
    «Das ist allerdings viel.»
    «Ja, das ist wirklich sehr viel.»
    «Also, ich will Ihnen mal was sagen, Miss Cloth. Ich kenne Mr. Margin ziemlich gut, und so ist er einfach nicht.»
    «Vielleicht nicht Ihnen gegenüber», sagte sie und ließ mich stehen.
    An diesem Abend rief ich Mr. Margin in seiner Wohnung an und fragte, ob ich vorbeikommen könne. Wir wohnen in der gleichen Straße, aber zwischen uns liegt der Central Park. Ich hatte eine Sozialwohnung auf der West Side, er eine teure Eigentumswohnung auf der East Side. Gelegentlich hatte ich bei ihm schon zu Abend gegessen; gekocht und serviert wurde von einem kolumbianischen Ehepaar, das kein Englisch sprach.
    Heute abend führte er mich ins Wohnzimmer, wo Kaffee und ein Tablett mit Spirituosen bereit standen. Er war so überaus freundlich, daß ich das Thema Rose Cloth einstweilen nicht anschnitt. Aber Frauen lagen sozusagen in der Luft.
    «Wissen Sie, meine erste Frau hat mir diese Wohnung geschenkt.»
    «Das wußte ich nicht», sagte ich. Es mußte die Frau mit den toten Vögeln gewesen sein.
    «Ja, nachdem sie mich verlassen hat, hat mir ihr Anwalt die Unterlagen geschickt, aus heiterem Himmel.»
    «Großzügig.»
    «Wenn man bedenkt, was für eine grausame Frau sie war. Sie konnte es sich aber auch leisten.»
    «Reich?»
    «Sehr reich. Als ich sie kennenlernte, war ich noch jung und hielt es für einen wahren Glücksfall, mich in eine reiche Frau verliebt zu haben. Das fand meine Mutter auch. Zu meiner Schwester sagte sie oft: ‹ Wärst du lieber die Sklavin eines armen oder die Geliebte eines reichen Mannes? › , und dann habe ich, mutatis mutandis, ihre Frage auf meine Art beantwortet. Nichts von dem, was ich bislang getan hatte, entzückte sie so sehr wie meine Beziehung zu Louise - nicht die Hauptrolle in der College-Inszenierung von ‹ L'Ecole des maris › , nicht mal mein summa cum laude. Mein Vater sah das anders. Er sagte, daß ich hoffentlich keinen zweiten Job annehmen müßte. Ich fragte ihn, wie er das meinte. ‹ Für Louise wirst du rund um die Uhr arbeiten › , sagte er.»
    «Und? War das der Fall?»
    «Nein, aber mit ihrer Grausamkeit hielt sie mich kurz.»
    «Was denn für Grausamkeit, falls Ihnen die Frage nicht zu persönlich ist?»
    «Nein, nein, schon gut. Das ist ja auch lange her. Also, ich entdeckte diesen Charakterzug schon ganz am Anfang unserer Ehe, als wir miteinander schliefen.

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