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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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sich eine Eckstein an und besah sich die am Boden verstreuten Papiere: Aktskizzen, Entwürfe von Skulpturen, versehen mit Notizen und Kritzeleien. Auch auf dem Schreibtisch lagen kleinere Skizzen und Zettel. Er stutzte.
    »Gehen Sie mir mal aus dem Weg«, raunzte Berns ihn von hinten an, »ich muß Fotos machen.«
    Toppe antwortete nicht. Er ging zur Flurtür, um sich das übrige Haus anzusehen. »Ach, Berns«, meinte er noch, »suchen Sie nach einem goldfarbenen Lackstift.«
    »Bin ich ein Hund?«
    Toppe ging langsam durch die untere Etage. Als er in der Küche war, kam van Appeldorn mit neuen Informationen. »Also, von den Nachbarn hat keiner den Notarzt angerufen. Ich muß mal bei der Leitstelle nachfragen. Van Velden ist zwar verheiratet, lebt aber schon seit Jahren allein hier. Seine Frau wohnt in Spanien. Er hat eine Haushälterin, die wohl täglich kommt, eine Frau Finke aus der Sackstraße. Dann ist da noch was: dieser Berghaus von nebenan sagt, es wäre heute abend bei ihm einer durch den hinteren Garten gelaufen.«
    »Wann soll das gewesen sein?«
    »Als Derrick anfing, sagte er. Müssen wir in einer Programmzeitschrift nachsehen.«
    »Um 23.20 Uhr«, sagte Toppe, »ich hab’ selbst davor gesessen; hat mit zehn Minuten Verspätung angefangen.«

3
    »Bitte warten.. Bitte warten.. Bitte warten..«
    Die Stimme und das synthetische Gedudel erinnerten ihn fatal an das neue Nintendo Superset, das ihm allabendlich aus dem Zimmer seiner Söhne entgegentönte.
    Endlich hatte Toppe den Notarzt am Apparat. Nein, eigentlich könne er nicht kommen. Vielleicht, wenn der Hintergrunddienst einspringen würde. Er wolle es zumindest versuchen. Ob Toppe wohl mal eben in der Leitung bleiben könne.
    »Bitte warten.. Bitte warten..«
    Entnervt hielt Toppe den Hörer weit von sich.
    »Sie stehen mir schon wieder im Weg«, baute sich Berns vor ihm auf, »ich dachte, ich sollte Ihnen den Schrank machen?«
    Toppe sah ihn nur ausdruckslos an.
    »In Ordnung«, sagte der Notarzt, »ich bin in zehn Minuten bei Ihnen.«
    Im Hausflur standen van Appeldorn und van Gemmern, der zweite ED-Mann, und unterhielten sich leise.
    »Ich komme immer noch ganz gut ohne das rollende Labor zurecht«, sagte van Gemmern. »Das ist ganz allein auf Berns’ Mist gewachsen. Er hat den Wagen privat gekauft und die ganze Ausrüstung auch.«
    »Hat er denn inzwischen die Mittel dafür bewilligt gekriegt?« wollte Toppe wissen.
    »Ach was. Das kann er sich meiner Ansicht nach auch abschminken. Die alte Mühle ist völlig überflüssig; eine nette kleine Spielerei, nicht mehr. Aber Berns besteht darauf, daß ihm die Kosten erstattet werden.«
    »Altersstarrsinn«, flachste van Appeldorn.
    Van Gemmern zuckte nur die Achseln. »Dann werde ich mal anfangen. Ich weiß ja jetzt im Groben, um was es geht.«
    Van Appeldorn hielt Toppe seinen aufgeschlagenen Notizblock unter die Nase. »Hier. Ich hab’ gerade über Funk mit der Leitstelle gesprochen. Die sind um acht Minuten nach elf angerufen worden, anonym. Es war ein männlicher Anrufer. Ungefährer Wortlaut: Bitte einen Notarzt in die Tiergartenstraße 217. Beeilen Sie sich, es ist sehr dringend.«
    »Hat er den Namen van Velden erwähnt?«
    »Nein.«
    »Sonst noch was?«
    »Kaum. Die Stimme ließe keine Rückschlüsse auf das Alter des Anrufers zu, sagte der Mann bei der Leitstelle. Ein besonderer Akzent oder ähnliches sei ihm nicht aufgefallen. Der Mann sei wohl sehr kurzatmig und offenbar äußerst aufgeregt gewesen. Kommt der Notarzt?«
    »Ja, müßte eigentlich schon hier sein. Sind die Kollegen weg?«
    »Ach was. Flintrop spielt mal wieder Sheriff. Faselt was von Absperren und Protokollen und Schaulustige fernhalten. Dabei steht nur noch dieser Berghaus da draußen.«

    Der Notarzt war ein farbloser Mann von Mitte Dreißig, dem man ansah, daß er schon länger im Einsatz war.
    »Van Velden saß hier auf dem Schreibtischstuhl, als wir ankamen.«
    »Er saß am Schreibtisch?« fragte van Appeldorn erstaunt.
    »Ja.«
    »Woher wissen Sie, daß es van Velden war?« meinte Toppe.
    »Ich kenne ihn.«
    »Näher?«
    »Nein, nein, aber ich komme aus Kleve und., der Mann ist doch bekannt hier.« Er gähnte verstohlen. »Darf ich rauchen?«
    »Auf gar keinen Fall!« fauchte Berns vom Rollschrank her, aber van Appeldorn hatte schon seine Zigaretten aus der Tasche gezogen und hielt sie dem Arzt hin.
    »Danke, ich nehme lieber meine eigenen.«
    »Wenn Sie mir Asche auf den Boden streuen, dann ist aber was los!«
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