Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
nicht wirklich befriedigend. Erst recht nicht, wenn man sich eigentlich auf was Anderes eingestellt hatte.
Und Manus Anblick ist mir übrigens heute auch nicht erspart geblieben, hat dem Tag sozusagen das Sahnehäubchen verpasst.
Ich musste nämlich in den Keller, zwecks dringend nötiger Wäschepflege, und wie ich da so vor der Maschine stand und zu entziffern versuchte, welche Knöpfe ich drücken muss, kam er plötzlich zur Tür rein. Im ersten Moment war ich völlig perplex, wusste gar nicht, was ich sagen sollte, aber er nickte mir nur zu und sagte ganz lässig: „Na? Wieder auf der Jagd nach Beschwerdegründen?“
Und grinste dabei, als hätte der vorige Abend nie stattgefunden!
Keine zwanzig Sekunden später war er schon wieder weg, und ich hatte vor lauter Wut und Verwirrung einfach irgendeinen Knopf an der Waschmaschine gedrückt, ohne groß drauf zu achten was ich da tue.
Das hätte ich aber besser mal machen sollen. Vielleicht hätte ich meine Poloshirts und Hemden dann nicht auf 90° gewaschen?
Aber woher soll ich sowas denn wissen? Musste ich mich ja noch nie mit befassen! Und außerdem war ich ja wohl megaabgelenkt!
Nicht entschuldigen kann ich damit jedoch die wilde Verteilung farbiger Flecken auf sämtlichen Wäschestücken. Muss man etwa nach Farben getrennt waschen?
Obwohl – man kann auch das positiv sehen, immerhin wird nicht jeder Schwule von sich behaupten können, dass er seine Regenbogen-Gesinnung tagtäglich auf dem Leib trägt, oder?
Naja, trotzdem ist demnächst wohl Shopping angesagt, denn diese Teilchen passen höchstens noch einem meiner kleinen Neffen. Allerdings fürchte ich, die werden sie auch nicht anziehen, so bunt wie sie jetzt sind …
Am Abend rufe ich also meine Kumpel an, um zu fragen, ob wir zusammen einen draufmachen, und weil ohnehin Wochenende ist, sind sie gern dabei. Manni und Jörn sind zwar beide nicht schwul, aber gelegentlich kommen sie mit, wenn ich losziehe, erst recht, wenn Robin auch dabei ist. Sie sind der Meinung, sie sind Manns genug, um sich eventuelle Verehrer vom Leib zu halten, und bisher hat es auch noch nie richtigen Stress gegeben. Hier und da ist zwar schon mal ein Typ angepisst gewesen, wenn er einen der Beiden anzugraben versucht und dann erfahren hat, dass er es mit Heteros zu tun hat, aber im Großen und Ganzen war es immer okay. Wir verabreden uns also im
„Total Recall“
, unserem Lieblingsclub, und ich springe hastig unter die Dusche.
Anderthalb Stunden später lehne ich an der Theke, nippe an meinem dritten Bier und lasse den Blick völlig entspannt über die Köpfe der Tanzenden schweifen. Es sind durchaus ein paar niedliche Typen hier, die genau meiner Kragenweite entsprechen würden. Besonders Einer hat es mir angetan. Er ist ziemlich schlank, hat in etwa meine Größe und, soweit ich das in der Beleuchtung erkennen kann, blonde Haare. An den Seiten kurz geschnitten, dafür fallen sie ihm aber vom Oberkopf in wuscheligen Locken in die Stirn. Eigentlich nicht unbedingt mein Fall, ich mag normalerweise mehr längere Haare, aber ihm steht es, und wenn er den Kopf beim Tanzen hebt, dann lächelt er ziemlich eindeutig in meine Richtung.
Ich beschließe, seine wortlose Aufforderung nicht länger zu ignorieren, stelle meine Flasche hinter mich und stoße mich vom Tresen ab. Doch als ich mich wieder umdrehe, ist der Süße nicht mehr zu sehen.
Ich schaue ein bisschen verdutzt in der Gegend rum und entdecke ihn gleich darauf ein paar Meter entfernt, wie er mit einem anderen Kerl tanzt.
Hmmm. Soll ich mir das bieten lassen?
Nein! Auf gar keinen Fall!
Ich straffe den Rücken und schlendere zur Tanzfläche, schiebe mich durch die Menge und tippe dem Fremden auf die Schulter. Er dreht sich um und ich sage: „Hey? Das ist …!?“,
m
einer
will ich eigentlich sagen, aber das Wort bleibt mir im Hals stecken, denn der Kerl ist niemand anderer, als Manuel, mein persönlicher Hausmeister des Grauens!
Seine Augen weiten sich kurz, dann grinst er und sagt: „Na sowas! So sieht man sich wieder, was?“
Einen Augenblick lang bin ich noch sprachlos, aber dann fasse ich mich und zwicke mir ebenfalls ein Grinsen ins Gesicht, von dem ich hoffe, dass es nicht so verrutscht aussieht, wie es sich anfühlt.
„Scheint so“, sage ich betont lässig und wende mich dann dem Blonden zu. „Von da drüben hatte ich den Eindruck, es wäre in deinem Sinn, wenn wir uns ein
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