Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
meiner Kumpels. Telefonisch und von Robin.
„Sag mal, was war denn das für eine Scheiß-Nummer gestern Abend?“, fährt er mich an, kaum dass ich mich melde.
„Jaa, tut mir leid, aber … mir ging`s auf einmal nicht so gut und ich hab` euch nirgends gefunden. Da bin ich eben so weg. Sorry, Kumpel!“, fabuliere ich ins Blaue.
Ausgeschlossen, dass ich ihm von Manuel erzähle oder meinem Blackout im Darkroom! Robin würde sich totlachen und das mit Recht!
Jetzt brummt er etwas, was ich nicht verstehe, aber es klingt schon wieder halbwegs versöhnt.
„Du hättest mich ja auch notfalls auf dem Handy anrufen können! Grade wenn`s dir nicht gut ging! Was fehlt dir denn? Oder bist du heute wieder fit? Soll ich vorbeikommen?“
Danach ist mir nun so gar nicht.
„Nee, lass mal. Ich glaub` ich hab mir was gefangen. Magen oder so. Nicht dass du dich auch noch ansteckst! Ich bleib heute einfach mal auf meiner Couch liegen und trinke Tee und dann wird das schon wieder bis morgen! Dann muss ich ja auch arbeiten!“, versuche ich ihn auf die nette Tour abzuwimmeln.
Zu meinem Glück geht er drauf ein, und nach noch ein paar besorgten Ermahnungen, legt er auf und ein langer restlicher Sonntag liegt vor mir.
Um mich abzulenken, fahre ich den Laptop hoch und klappere meine diversen Accounts ab. Nirgends bleibe ich lange, bis ich mich schließlich beim Gaychat einlogge.
Ich war seit Freitagabend nicht mehr dort, und da war ich ja auch mehr als abgelenkt und nicht bei der Sache. Als Erstes lösche ich alle Mails die älter sind als eine Woche, ohne sie vorher zu lesen. Danach sehe ich mir an, wer so alles da ist, entdecke aber keine bekannten Usernamen.
Hmm...
Plötzlich springt ein Fenster auf mit der Nachricht:
„User LanceAlot lädt dich zum privaten Chat ein. Bist du interessiert?“
Ich runzle die Stirn und überlege.
LanceAlot
? Nie gehört, oder? Was will der von mir?
Aber weil ich sonst eh nichts zu tun habe, klicke ich auf „
Annehmen
“ und befinde mich gleich darauf in einem privaten Chatroom, in dem wir Beide allein sind. Wer weiß, vielleicht ergibt sich doch eine nette Unterhaltung, und falls sich rausstellt, dass er ein Arsch ist, kann ich ja jederzeit wieder aussteigen.
Auf dem Bildschirm erscheint: „
Hi RockAFella! :)“
Das ist mein Nickname. Keine Ahnung was mich geritten hat, mich ausgerechnet so zu nennen, aber hey? Es gibt wesentlich Schlimmere! Ich hab` sogar schon mal einen Typen getroffen, der nannte sich
Klobürste!
Ich tippe zurück: „
Hi LanceAlot :)“
und bin gespannt auf seine Antwort. Ist er vielleicht doch jemand den ich kenne? Einer mit dem ich mal was hatte? - Kann eigentlich nicht sein. Ich gehe mit meinen Accountdaten aus dem Internet nicht gerade öffentlich hausieren.
Oder sucht er bloß nach einem unverbindlichen Fickpartner? Wäre zumindest möglich.
Da macht es leise „Pling“ und auf dem Monitor steht: „
Bin hier auf dein Profil gestoßen und fand es ansprechend. Ich würde dich gern besser kennenlernen.“
Meine Brauen wandern nach oben. Der hat`s aber eilig, und ein Blatt scheint er auch nicht vor den Mund zu nehmen. Aber gut – wozu unnötig Zeit verschwenden?
Ich überlege kurz und tippe dann: „
Hab dein Profil noch nicht angeschaut. Erzähl` mir was von dir!
Und ohne zu zögern antwortet er:
Was möchtest du denn wissen? Schwanzgröße behalte ich beim ersten Date grundsätzlich für mich. Mein Aussehen tut erst mal nichts zur Sache, und wo ich wohne geht hier niemanden was an. Erzählen könnte ich dir also höchstens was über meine Träume und Wünsche. Interessiert?“
Holla! Ein Kerl der Prinzipien hat, was? Einer der weiß, was er will und was nicht. Ich gebe zu, das gefällt mir. Auch wenn das alles nun eher weniger nach unverbindlichem Sex klingt. Wonach es sich aber wirklich anhört? Keinen Schimmer!
„
Klingt doch gut! Schieß` los! :D“,
gebe ich ein.
Jetzt dauert es eine Weile, aber dann erscheint eine Menge Text und ich habe richtig was zu lesen.
„
Ich träume davon, eines Tages eine eigene Galerie zu haben, Gemälde, Bildhauerei, Kunst im allumfassenden Sinne. Ich möchte mein Leben mit Kunst verbringen und auch Kunst mit meinen eigenen Händen schaffen. Ob sie für teures Geld verkauft wird oder nicht ist zweitrangig. Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als aus dem Nichts etwas zu erschaffen. Das ist für mich Schöpfung in ihrer ureigensten Form! Unscheinbaren Materialien Leben einzuhauchen, ihnen eine neue Form zu geben,
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