Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
rumlaufen. Hmm, gibt es Jobs bei denen man nackt sein kann? …. Klar – Nacktputzer, Go-Go-Tänzer, Callboy …. in einem erneuten Anfall von Kopfkino sehe ich mich nackt bei Herrn Gwisdek putzen und schnaube freudlos. Das fehlte noch!
Der Fahrer meines Busses schaut mich schief an, als ich einsteige und ein Ticket kaufe. Klar, vermutlich überlegt er, ob ich ein Penner bin und falls ja, ob er mich dann rauswerfen soll.
Zum Glück tut er es nicht, und eine halbe Stunde später schlurfe ich endlich meinem Zuhause entgegen.
Ich will schon erleichtert aufatmen, weil Manuel nirgends in den Außenanlagen zu sehen ist, aber ich habe mich zu früh gefreut. Direkt in der Haustür kommt er mir entgegen, und als er mich erkennt und noch dazu sieht, in was für einem Zustand ich bin, blüht ein breites Grinsen in seiner Miene. Demonstrativ lässt er seinen Blick von oben bis unten über mich gleiten und meint: „Hallo, Ben! Na? Erster Tag heute? Wie hat dir die Arbeit geschmeckt? Scheint ja eine ziemlich schmutzige Angelegenheit gewesen zu sein.“
Ich knurre nur etwas Unverständliches als Antwort und will an ihm vorbei ins Haus, doch er hält mich zurück.
„Übrigens ist das Wasser heute Nachmittag wieder abgestellt, bis circa ...“ er sieht auf seine Armbanduhr, „17 Uhr, schätze ich. Wir hatten einen Rohrbruch heute Morgen.“
Entgeistert erwidere ich seinen Blick.
„Du willst mir jetzt allen Ernstes sagen, ich kann die nächsten zwei Stunden nicht duschen? Siehst du eigentlich nicht, in was für einem Zustand ich bin?“, entfährt es mir, und sein Grinsen wächst noch etwas in die Breite.
„Doch. Klar! Wäre ja auch schwer zu übersehen“, gibt er gelassen zurück. „Aber Fakt ist nun mal – es gibt kein Wasser vor 17 Uhr. Ob es dir nun gefällt oder nicht! - Also dann, man sieht sich!“
Er tippt sich grüßend und immer noch grinsend an einen nicht vorhandenen Hut und verschwindet nach draußen.
Ich sehe ihm hinterher und weiß gerade nicht, ob ich lachen oder schreien soll, entscheide mich aber schlussendlich dafür, stumm zu bleiben und stattdessen in meine Wohnung zu stiefeln.
Dort angekommen, drehe ich erst mal in der Küche – vorsichtig! - das Wasser auf, denn auf dem Weg hier rauf ist mir der Gedanke gekommen, dass Manuel mich womöglich verarscht hat. Wieso? Na, was weiß ich? Vielleicht macht es ihm Spaß, mich zu quälen, oder es ist seine perfide Art, mir den Aussetzer im Darkroom heimzuzahlen?
Aber die Wasserleitung gibt nur ein asthmatisches Röcheln von sich und bleibt ansonsten untätig.
Also hat Manu doch die Wahrheit gesagt. Mist! Das bedeutet, ich darf jetzt wahrhaftig die nächsten zwei Stunden miefig und schwitzig durch meine vier Wände turnen. Kurz überlege ich, ob ich wieder einen meiner Kumpel anrufen und um Dusch-Asyl bitten soll, aber ich lasse es. Dafür bin ich definitiv zu kaputt nach dem Tag.
Grummelnd hole ich mir eine Flasche kaltes Wasser aus dem Kühlschrank, werfe mich auf mein Sofa und leere sie mit wenigen großen Schlucken bis zur Hälfte. Aah, das tut gut!
Ich nehme noch einen Mundvoll kalte Flüssigkeit und stelle die Flasche dann auf den Boden, schwinge die Beine auf die Liegefläche und mache die Augen zu.
Als ich hochfahre, glüht mein Fenster im Abendrot. Ächzend schwinge ich mich in die Senkrechte und fühle mich unangenehm klebrig. Außerdem ist mein Nacken steif, und mein Gesicht brennt unangenehm. Gähnend zerwühle ich mir die Haare und werfe nebenbei einen Blick zur Digitalanzeige meines Blue-Ray-Players.
21:15 leuchtet es mir rot entgegen, und ich knurre übellaunig.
Am liebsten würde ich sofort weiterschlafen, aber ich beschließe doch lieber erst mal zu duschen und was zu mir zu nehmen, denn im Magen verspüre ich eine heftige Raumleere.
Das Wasser vertreibt dann auch die letzten Reste Dösigkeit, und ich fühle mich angenehm sauber und frisch, als ich in andere Kleider schlüpfe.
In der Küche inspiziere ich den Inhalt meiner Schränke und entscheide mich für eine Dose Reiseintopf mit Hühnchen. Allerdings stelle ich dann schnell fest, dass ich zwar Konserven aber blöderweise keinen Dosenöffner gekauft habe. Echt bescheuert! Das kann auch nur mir passieren!
Ob ich mal bei den Nachbarn schelle und nach einem solchen Wunderwerk der Haushaltstechnik frage?
Keine Minute später stehe ich wieder in meiner Küche, fröhlich vor mich hin summend. Das junge Pärchen von nebenan ist scheinbar bestens ausgerüstet und hat mir den
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