Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
Öffner mit der Bemerkung, sie hätten ohnehin noch einen Anderen, gleich ganz überlassen! Hach ja! Es gibt eben wirklich noch nette Menschen auf der Welt.
Entschlossen rücke ich also der Dose zu Leibe, aber die stellt sich quer.
Soll heißen, sie öffnet sich nicht.
Oder besser: der Öffner öffnet sie nicht.
Verdutzt betrachte ich das Werkzeug. Kann doch nicht sein, dass ich mich bloß ungeschickt anstelle, oder? Ich meine, okay, ich hab` noch niemals vorher eine Konserve geöffnet, aber zumindest theoretisch ist das doch auch kein Problem?
Man setzt das Ding SO an, dann dreht man DA dran und dann ….
Es dauert noch einmal geschlagene fünf Minuten, bis ich die Dose endlich halb offen habe, und im Stillen verfluche ich meine eben noch so gelobten Nachbarn mit den schauerlichsten Dingen die mir einfallen.
Kein Wunder, dass sie mir das Mistding geschenkt haben – dieses billige … Dosenöffnerimitat!
Wahrscheinlich haben sie seit dem Tag wo ich eingezogen bin auf der Lauer gelegen, um mir nichtsahnendem, gutgläubigem Kamel bei der ersten sich bietenden Gelegenheit diesen Küchenschrott anzudrehen!
Aber irgendwann gibt die Dose als die Klügere nach und endlich ihren Inhalt preis. Ich hole einen Topf aus dem Schrank und kippe die Suppe hinein, stelle sie auf den Herd und schalte ihn ein.
Der Dosenöffner landet im Mülleimer, und die Dose samt Deckel soll sein Schicksal eigentlich teilen. Aber sie wehrt sich und verpasst mir stattdessen einen respektablen Schnitt im Daumen. Ich zucke zusammen und inspiziere die Stelle, aus der es sofort heftig blutet.
Scheiße!
Was jetzt? … Pflaster!!
Ich überlege fieberhaft – hab` ich überhaupt Verbandszeug im Haus? Natürlich nicht …
Was nun? Nochmal rüber zu den Nachbarn? Auf keinen Fall! Wer weiß, was die mir diesmal aufschwatzen? Aber vielleicht zu denen auf der anderen Seite vom Flur?
Hastig wickle ich mir ein Geschirrtuch um den Daumen und eile hinaus. Die Wohnungstür lasse ich der Einfachheit halber gleich offen und schelle bei meinen unbekannten Nachbarn zur Linken.
Niemand öffnet.
Ich gehe noch eine Wohnung weiter, mit demselben Ergebnis.
Das gibt`s doch nicht! Irgendjemand muss doch um diese Zeit zuhause sein und mich vor dem Verbluten retten!!
Manuel fällt mir ein. Der ist doch sicher da, oder?
Ohne weiter lange nachzudenken renne ich die Treppen runter und läute gleich darauf an seiner Tür Sturm.
Es dauert einen Moment, bis er öffnet, und er sieht ziemlich zerknautscht aus, ist aber noch voll angezogen.
Vielleicht hat er vor dem Fernseher gepennt? Wer weiß? Ist ja auch schnurz – ich brauche seine Hilfe!
Ich recke ihm anstatt einer Begrüßung meinen eingewickelten Daumen entgegen, und er starrt begriffsstutzig darauf.
„Was ist denn los?“, fragt er, und ich wedele mit der verletzten Hand.
„Pflaster! Oder besser einen Verband!“
„Was?“ Er schaut auf das Tuch, das die ersten roten Flecken zu zeigen beginnt. „Hast du dich verletzt, oder was?“
Ich nicke heftig und verspüre eine beginnende Übelkeit. Es ist mir schon immer schwergefallen, blutende Verletzungen zu sehen.
Zumindest bei mir selber …
Manuel bugsiert mich nach drinnen und drückt mich in seiner Küche auf einen Stuhl. Vorsichtig entfernt er den blutigen Stoff, und ich sehe weg. Allerdings höre ich, wie er durch die Zähne pfeift.
„Wie hast du das denn geschafft?“ fragt er, während er an seine Küchenzeile tritt und eine Schranktür öffnet.
Bewahrt er sein Verbandszeug etwa in der Küche auf? Wer macht denn sowas?
Ich antworte nicht, aber das scheint er gar nicht zu bemerken.
Gleich darauf stellt er einen Kasten auf den Tisch und klappt ihn auf. Nach ein bisschen Herumkramen fördert er ein Fläschchen, Kompressen, eine Schere, Mullbinde und Pflaster zutage. Wow – er scheint sich echt auszukennen?
Und gut ausgestattet ist er auch noch!
…. trotz der eindeutigen Doppeldeutigkeit dieses Gedankens kann ich im Augenblick nicht wirklich darüber grinsen.
„Das wird jetzt ein bisschen brennen“, erklärt er, und noch bevor ich nachfragen kann, was er meint, kippt er mir das Zeug aus dem Fläschchen über die Wunde, dass ich jaulend vom Stuhl in die Höhe schieße und sich sämtliche Doppeldeutigkeiten aus meinem Hirn verflüchtigen, weil dort nur noch Raum ist für infernalischen Schmerz.
„Bist du verrückt?“, blaffe ich ihn an, als ich mich wieder einigermaßen normal artikulieren kann und wische mir mit der gesunden Hand die
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