Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
sie in etwas Schönes, Beständiges zu verwandeln und zu sehen, wie andere Menschen sich daran freuen. Wie sie Dinge darin sehen, darüber nachdenken, wie es vielleicht sogar ihr Leben verändert!
Und ich träume davon, all das mit einem ganz besonderen Menschen zu teilen. Einem Menschen der bereit ist hinter die Fassade zu schauen, hinter meine Fassade. Der sich (ver)führen lassen und immer wieder neugierig sein möchte. Auf mich, meine Kunst, uns, auf das Leben. Ein Mensch der für mich da ist und auf den ich mich verlassen kann, so wie er auf mich.
Das sind meine Träume. Welche Träume hast du?“
Ich lese das zwei Mal und weiß nicht so recht, was ich antworten soll. Einerseits sind das Dinge, die mir bis jetzt völlig fremd gewesen sind, andererseits – wenn ich mich auf seine Gedanken einlasse, ihnen folge, fühlt sich das irgendwie … schön an, und ich spüre einen leisen Hauch von Scham, dass meine eigenen Träume im Vergleich dazu bis jetzt immer wahnsinnig gewöhnlich gewesen sind.
Wobei ich genau genommen bis vor kurzem eigentlich noch gar keine richtigen Träume hatte. Wozu auch? Ich hatte alles und brauchte von nichts zu träumen. Jedenfalls nicht in materieller Hinsicht. Und an andere Dinge hab ich ehrlich gesagt keinen Gedanken verschwendet.
Es plingt wieder und ich lese: „
RockAFella? Noch da?“
Scheinbar habe ich meinen Gedanken ziemlich lange nachgehangen und deshalb tippe ich schnell:
„Ja, schon.“
„
Aber?“,
kommt es prompt zurück. Ich zögere noch einen Augenblick mit den Fingern über der Tastatur. Aber was? Was soll ich schreiben? Ich beschließe, es nicht mit einem coolen Spruch, sondern mit der Wahrheit zu versuchen, denn irgendwie ist mir der Typ sympathisch. Jetzt schon. Aus seinen Worten spricht so viel Leidenschaft, so viel Begeisterung – wenn ich ehrlich zu mir selber bin, bin ich direkt ein bisschen neidisch!
„
Aber …. ich weiß nicht wirklich was ich dir antworten soll. Ich hab eigentlich keine echten Träume. Also keine die den Namen verdienen. Bis vor kurzem hab ich in einer Umgebung gelebt, da hatte ich keinen Grund von irgendwas zu träumen. Ich hatte alles, was ich wollte. Naja, und jetzt hab ich nicht mehr alles, und deshalb denke ich eigentlich an ziemlich gewöhnliche Dinge beim Thema Träume. An meine Miete, Klamotten, Essen, sowas halt. Ich nage nicht am Hungertuch, aber es ist eben ganz anders als ich es immer gekannt habe! Wenn ich dagegen lese, was du da geschrieben hast, dann komme ich mir irgendwie …. erbärmlich vor, billig. Verstehst du?“
Diesmal scheint er eine Weile zu überlegen, und ich warte gespannt auf seine Reaktion. Und dann kommt sie. Mit einem leisen „Pling“ wie schon jedes Mal zuvor, und doch fahre ich ein bisschen zusammen. Ich beuge mich vor und lese:
„Ich glaube dass jeder Mensch Träume haben sollte. Und ich bin ziemlich sicher, dass auch du welche hast. Sie sind dir vielleicht nur noch nicht bewusst geworden? Eben weil es niemals nötig war. Ich mach dir einen Vorschlag: wir treffen uns in einer Woche wieder genau hier. Bis dahin denkst du darüber nach, und vielleicht sind dir ja dann ein paar Träume eingefallen, die diesen Namen verdienen? Was meinst du?“
Ich bin erst mal platt. Das hört sich ja an, wie Hausaufgaben! Und wer ist der Typ, dass er mir Hausaufgaben geben will? Mein Lehrer? Ein Guru? Ich meine – ich kenne ihn ja eigentlich überhaupt nicht. Vielleicht sollte ich ihm also einfach schreiben, dass er sich verpissen soll?
Andererseits …. irgendwas lässt mich damit zögern, denn irgendetwas in mir besteht immer noch hartnäckig drauf, das was er da über seine eigenen Träume geschrieben hat schön zu finden. Schön und …. naja, süß eben.
Und was vergebe ich mir denn, wenn ich „Ja“ sage? Genau! Im Zweifelsfall brauche ich mich ja nicht wieder bei ihm zu melden! Ich beuge mich wieder vor und tippe:
„Okay.“
Fast sofort erscheint die Antwort:
„Okay. Abgemacht. Dann sehen wir uns in einer Woche hier!“
Mehr nicht. Und gleich darauf ploppt die Nachricht auf:
„User LanceAlot hat den Chat verlassen!“
Wie jetzt? Der ist doch jetzt nicht einfach so abgehauen?
Tatsache – ist er! Wie ist der denn drauf? Erst faselt er was von wegen kennenlernen und dann verpisst er sich einfach so?
Ich schnaube wütend und logge mich aus.
Wenn der Typ jetzt wirklich glaubt, ich würde mich nochmal bei ihm melden, dann ist er auf dem Holzweg! So eine Unverschämtheit! Ich bin ja nun nicht
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