Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
der Spüle, wäscht unser Geschirr ab, und sein Rücken wirkt wie die personifizierte Abweisung.
„Manuel?“, frage ich und kann kaum glauben, dass ich das bin, der da so schüchtern klingt.
„Hm?“, brummt er, und mein Herz sinkt noch ein bisschen tiefer. Nach wie vor sieht er mich nicht an, werkelt weiter in der Spüle.
Hmpf. Noch deutlicher könnte er es kaum formulieren, wenn er es ausspräche.
„Ich …. ich geh dann mal“, sage ich leise und hoffe trotz allem noch, dass er mich zurückhält. Aber er nuschelt nur „Okay“, und dann kommt nichts mehr.
Also doch nur ein Fick.
Und dabei war es noch nicht mal einer ….
Tequila
Irgendwie bin ich in meine eigene Wohnung gekommen, irgendwie hab ich auch den Weg unter die Dusche gefunden und mich anschließend in mein Bett gelegt. Aber obwohl es Sommer ist und ich die Decke so fest wie möglich um mich gewickelt habe, wird mir einfach nicht warm.
Meine Augen brennen, als hätte ich stundenlang geheult. Dabei hab ich das gar nicht. Und werde ich auch nicht.
Ben Böttinger heult nicht wegen einem Kerl! Auf keinen Fall! Und wenn der Knoten in meinem Magen noch so sehr drückt!
Ich bin ja selber schuld! Was hab ich denn erwartet? Es war doch von Anfang an klar, dass es nur um eins ging: Sex! Manuel wollte mich flachlegen und ich ihn. Von irgendwelchen tiefergehenden Gefühlen war nie die Rede. Bei keinem von uns. Im Prinzip hab ich also nur das bekommen, was ich von Anfang an haben wollte.
Naja, nicht ganz, immerhin haben wir uns nur gegenseitig einen runtergeholt, aber es war doch verdammt geil, solange es dauerte.
Also – kann ich dann jetzt mal damit aufhören mich zu fühlen, als wäre ich vom Leben betrogen worden?
Offensichtlich nicht. Egal, wie sehr ich auf mich selber einrede, ich fühl` mich nach wie vor beschissen. Scheint, als wäre mein blödes Herz nicht an Logik interessiert.
So ein verdammter Mist! Wie konnte mir das bloß passieren?
Der nächste Tag wird hart. Manuel bekomme ich nicht zu Gesicht – wobei das nicht so ganz stimmt. Sehen tue ich ihn schon, als es am folgenden Abend bei mir schellt und ich mit mächtigem Herzklopfen durch den Türspion in den Flur spähe. Und wie ich insgeheim befürchtet habe: da steht er. Der Traum, oder besser gesagt – Alptraum - meiner letzten schlaflosen Nacht.
Sofort habe ich alles wieder präsent: wie er riecht, wie er sich anfühlt, seine Küsse, seine Berührungen und seinen Gesichtsausdruck beim Kommen... Gooooott!
Was will er jetzt?
Aber vor allem: was will ICH?
Dass er vor mir auf die Knie geht und mir eine glühende Liebeserklärung macht? - Nee. Das ist nicht nur extrem unwahrscheinlich, es würde auch nicht zu dem Typen passen, in den ich mich verknallt habe. Der ist kein Softie.
Dann vielleicht, dass er so tut, als wäre nichts passiert? - Nope, passt mir genausowenig. Obwohl es nach allem die wahrscheinlichste Möglichkeit ist.
Also was dann?
Da stehe ich und starre meine Wohnungstür an, als hätte ich sie noch nie gesehen, und nach einer Weile schellt es ein zweites Mal. Aber anstatt näher ran zu gehen weiche ich zurück.
Ich kann das nicht.
Ich kann ihm nicht aufmachen und mit ihm reden.
Nicht jetzt!
Ich kann mich der Wahrheit jetzt noch nicht stellen! Zwar hab ich mich eigentlich nie als Feigling gesehen, aber das hier, das ist mir denn doch eine Spur zu tough.
Ich meine, er hat mir mit seiner Reaktion am Vorabend doch deutlich zu verstehen gegeben, wie er die ganze Sache sieht, oder? Muss ich mir das jetzt antun? Ihn reinlassen und riskieren, dass sich mein Eindruck bestätigt?
Dass es für ihn nur eine rein körperliche Angelegenheit war, dass er mich bloß benutzt hat, um Druck abzubauen?
Ich hab das früher ja oft genug genauso gemacht. Aber zumindest war ich da immer schlau genug, von vornherein klare Grenzen zu ziehen. Sex war Sex und nichts weiter. Punkt.
Nur leider haben mir dieses Mal meine eigenen Gefühle einen Strich durch die Rechnung gemacht und gestern Abend meinen IQ auf den einer Amöbe reduziert, sodass ich mich Hals über Kopf auf was eingelassen habe, was nicht nur dämlich, sondern auch noch falsch war.
Und nun muss ich sehen, wie ich mit den Folgen klarkomme. Muss mich wieder ENTlieben!
Aber ich ahne es jetzt schon: so einfach wird das nicht.
Irgendwann höre ich Schritte vor meiner Tür, die sich entfernen und atme auf. Er ist gegangen!
Doch obwohl ich eigentlich erleichtert bin, fühlt es sich
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