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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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den sie gerade gekommen waren, der Zug fuhr auf der gegenüberliegenden Seite, in Illinois, dicht am Steilufer entlang. Sein Licht bohrte sich vorn in die dunkle regnerische Nacht. Ampeln leuchteten auf und verloschen: Grün, rot und gelb.
    »Willkommen in meinem Haus und meinem Büro. Treten Sie ein.«
    Die drei Männer gingen hinein. Benbow führte sie in einen großen achteckigen Raum, links von der Eingangshalle. Die Fenster gingen zur Veranda. Das Mobiliar war, milde ausgedrückt, extraordinär. Die einzige Lichtquelle war ein großer Fernseher. Es lief das Spiel Yankees gegen White Sox aus Chicago – ohne Ton. Benbow trat auf einen Fußschalter. Mildes Licht breitete sich bis in die Ecken aus. »Ich nehme lieber ein Cola. Wollen Sie etwas Alkoholisches?«
    Beide schüttelten den Kopf, aber Wardell sagte: »Ich hätte gern ein Wild Boar, das Sie im Kühlschrank haben. Das ist doch kein harter Drink, oder? Wo ich herkomme, ist Lager passé.«
    »Fünf Meilen weit weg«, meinte Benbow spöttisch. Er ging die Drinks holen.
    »Lad ist kein übler Bursche. Diesmal bekommen Sie ein besseres Bild von ihm als beim letztenmal.«
    Benbow kam mit zwei Bier und einem Cola zurück.
    »Lad, Sie haben mich da ganz schön verscheißert. Sie haben mich immer in dem Glauben gelassen, es wäre eine ›Sie‹.«
    »Stimmt, aber Sie hätten das auch im Interesse Ihres Mandanten getan. Ich will nicht, daß der Bursche ermordet wird, weil er zuviel weiß – er ist ein unschuldiger Zuschauer. Er hat nichts anderes getan, als Herb Varringer in den letzten Lebensjahren ein bißchen glücklich zu machen, und das ist kein Verbrechen, für das man gehängt werden sollte. Finden Sie nicht auch?«
    »Stimmt … aber ich bin beinahe in Ohnmacht gefallen.«
    »Na ja, ich muß zugeben, daß ich meine kleine Überraschung genossen habe.«
    »Ich wünschte, das Ganze wäre deutlicher, klarer definiert.« Benbow trank einen Schluck Cola. »Ich hatte mal einen ähnlichen Fall. Man kennt die ungefähre Gestalt eines Tieres unter einem Tuch. Man ist sich nicht absolut sicher, ob es ein Kamel oder ein Elefant oder ein Rhinozeros ist. Aber man weiß, daß etwas unter der Verhüllung ist und daß es vier Beine hat und ein Maul und zwei Augen und daß es aus irgendeinem Grund schuldig ist … aber das zu beweisen, das ist eine ganz andere Sache.«
    »Ich würde gern das Krankenhaus in Washington anrufen und mich nach Elizabeth erkundigen«, sagte Driskill.
    »Auf dem Korridor steht ein Telefon.«
    Driskill wählte die Nummer und wartete. Die Stationsschwester antwortete. Sie gab ihn weiter an einen Arzt, der Elizabeth betreute. In Washington war es jetzt kurz nach dreiundzwanzig Uhr. Er hörte genau zu, als der Arzt ihm mitteilte, daß ihre Lebenszeichen gut seien. Keine Komplikationen nach der Operation. Sie wurde ständig überwacht. Nein, sie hatte das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt. Aber ihre Reaktion auf Schmerzstimulierung war vielversprechend gewesen: Sie hatte mit der Hand gezuckt. Driskills Herz raste, während er zuhörte. Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Er wollte bei ihr sein. Er mußte nur hier alles erledigen, dann konnte er dorthin zurückkehren, wo er hingehörte.
    Die drei unterhielten sich noch etwas, aber eigentlich war alles gesagt. Driskill war in Gedanken weitgehend woanders. Schließlich stand er auf, um sich zu verabschieden. Er bestand darauf, zu Fuß bis zur Pension in die Blut Street hinabzugehen.
    Der Sommerregen fiel immer noch, als er Benbows Villa mit einem geborgten Schirm verließ. Er blieb stehen und blickte hinab auf den hübschen weißen Musikpavillon im Park vor dem Postamt. Die Straßenlaternen leuchteten im Regen unheimlich.
    Es war Mitternacht.
    Er ging oben auf den Kalksteinklippen entlang und schaute auf das große Gebäude, in dem die Zeitung war, dann auf die Bibliothek. Von den Bäumen tropfte das Regenwasser, wenn der Wind die Blätter bewegte. Er ordnete alles Gehörte in Gedanken. Das war verdammt schwierig. Alles war schlimmer, als er sich es je hätte vorstellen können. Aber alles, was er erfahren hatte, schien ihn zum selben Punkt zu führen. Jetzt hatte er eine Theorie zu dem Ganzen … nein, nicht über das Ganze. Ihm fehlte Drew Summerhays’ Rolle darin. Da tappte er noch im dunkeln.
    Er stand oben an der langen Treppe, die in einem Tunnel durch die Klippen schnitt und zum Stadtkern um die Bibliothek führte. Das Regenwasser rauschte in der Rinne neben den steilen Stufen hinab. Jetzt stand er

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