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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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direkt unterhalb Benbows Villa. Ein paar Fenster waren noch erleuchtet. Es goß immer noch in Strömen. Unten sah er nur das Licht am Ende des Tunnels. Er tastete nach dem Geländer und begann mit dem Abstieg … dem Licht entgegen …
     
    Das Licht war furchtbar grell und schnitt wie ein Skalpell in seine Augen. Die Schmerzen waren beinahe unerträglich. Er schüttelte den Kopf – was alles nur schlimmer machte. Er hatte das Gefühl, auf dem Kopf zu stehen. Er war bis auf die Haut durchnäßt. Er hustete. Jemand beugte sich über ihn und flüsterte ihm etwas in einer ihm unbekannten Sprache zu. Sein Kopf tat so schrecklich weh. Ihm wurde übel. Die Stimme war so weit weg … und so eindringlich … und so seltsam … Er hatte das Gefühl, ziemlich lange auf dem Gesicht über den Boden zu rutschen …
     
    Über den Klippen donnerte es. Blitze durchschnitten die Dunkelheit. Es regnete stark, doch ohne die Temperatur zu senken. Benbow stand auf der Veranda und blickte mit gespitzten Ohren auf die Lichter der Stadt. Vor dem Schlafengehen wollte er noch einen letzten Blick auf seine Stadt werfen. Es war ihm, als hätte er einen Schrei gehört. Der Regen prallte auf der Straße ab, was im Schein der Straßenlaternen wunderschön aussah.
    Er blickte auf das dunkle Loch oben in den Klippen, wo die Treppe zur Blut Street hinabführte. Diese verdammte Treppe. Ständig stürzten dort Menschen. Sie war so glitschig wie ein Anwalt aus Washington. Die Klippen waren auch gefährlich. Gras und Felsen. Aber niemand hatte sich je die Mühe gemacht, ein Geländer anzubringen. Vor mehreren Jahren war ein Bursche ungefähr fünf Meter neben dem Treppentunnel abgerutscht – es wurde nie geklärt, ob es sich um einen Unfall oder um Selbstmord gehandelt hatte. Er hatte sich das Genick gebrochen. Scheiße, jetzt mußte er die Taschenlampe holen und nach dem Idioten suchen, der im Regen ausgerutscht und die Stufen hinuntergefallen war.
    Benbow sah ihn unten auf der Treppe. Er lag da wie ein gefällter Baum. Benbow hielt sich am Geländer fest, um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden, und stieg vorsichtig die Stufen hinunter. Durch den nassen Belag aus Lehm und Sand waren sie so glitschig wie Schmierseife. Er folgte dem Strahl der großen Taschenlampe.
    Als er Driskill erreichte, sah er, daß dessen Gesicht auf einer Seite abgeschürft war. Außerdem hatte er aus der Nase geblutet. Er wirkte mehr tot als lebendig.
    »Driskill … geben Sie mir ein Zeichen … sind Sie noch da?« Er richtete den Lichtstrahl aufs Gesicht. Die Lider flatterten. Die Augen öffneten sich. Es klang, als fluchte Driskill leise.
    »Bewegen Sie die Hände, Mann …!« Benbow dachte einen Moment lang, es sei alles zu spät.
    Da hob Driskill langsam eine Hand und zeigte Lad Benbow den Stinkefinger.
    Nun war Benbow sicher, daß Driskill leben würde.
     
    Lad Benbow musterte über den Rand der Kaffeetasse Driskills Gesicht, das übel zugerichtet war. Es hatte aufgehört zu regnen. Die Morgensonne überflutete die Veranda. Die Fenster des achteckigen Raums standen offen, um auch die leichteste Brise einzufangen. Bereits jetzt stieg die Temperatur ständig. In den Hitzeschlieren waberte die Kuppel des Gerichtsgebäudes.
    Chris Morrison stand am Fenster und blies in seine Tasse, um den heißen Kaffee schneller trinken zu können.
    Driskill hatte schlecht geschlafen, nachdem er sich notdürftig gesäubert hatte. Sein Gesicht war abgeschürft. Ihm tat der Kopf weh. Aber – wie seine Elizabeth gelegentlich zu sagen pflegte – er hatte wieder mal Glück gehabt.
    »Also. Was ist passiert?« fragte Morrison.
    »Erzählen Sie es ihm, Lad.« Er hatte das Gefühl, daß ihm beim Sturz über die Stufen ein Zahn abgebrochen war.
    »Und dann hat er mir den Mittelfinger gezeigt, meine Hand genommen und ist aufgestanden«, beschloß Benbow seine Schilderung des Angriffs auf der Treppe. »Er meinte, ich solle mir mal den anderen ansehen.«
    »Das Schwein ist weggerannt«, sagte Driskill. Sein Blazer und sein Hemd lagen zerrissen, aber ohne Blutflecken, über der Sessellehne. Er hatte die Nacht in einem von Benbows Gästezimmern verbracht.
    Benbow saß hinter dem Schreibtisch, mit dem Rücken zum Erker, und rauchte eine Pfeife. »Ja, unser Freund Driskill hat Glück gehabt.«
    »Ich dachte, ich sei in Sicherheit. Schließlich war ich in Iowa! Ich hatte die Hälfte dieser verdammten Stufen schon geschafft, als ich den Kerl hinter mir hörte. Ich drehte mich um. Dann schien er auf

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