Ben Driskill - 02 - Gomorrha
Last zu viel für ihn geworden. Er konnte sie nicht mehr allein tragen. Ich meine nicht unsere Beziehung. Nein, die ganze Bob-Hazlitt-Scheiße, die ihn seit Jahren belastete. Bei einem langen Wochenende in Evansville schüttete er mir sein Herz aus. Warum Evansville? Weil ich Don Mattingly für den besten Baseballspieler halte, den ich je gesehen habe. Wir wollten immer schon hinfahren und in seinem Restaurant essen. Natürlich wohnten wir in verschiedenen Zimmern, zwei Geschäftsleute bei einem Geschäftsessen mit Baseball als Hintergrund. Und damals hat er mir anvertraut, was ihn innerlich auffraß …«
Driskill nickte. »Ich teile Ihre Meinung über den großen Don Mattingly. Reden Sie weiter.«
Über eine Stunde lang erklärte Morrison – mit allen grausigen Details – Herb Varringers Besorgnis wegen der zunehmenden Macht der Geheimsatelliten Heartlands und die effektive Kontrolle des Konzerns über den Fluß geheimster Nachrichten, die Heartland jederzeit abrufen konnte. So war Heartland imstande, die Geheimdienste zu kontrollieren, und hatte damit eine gewichtige Stimme beim Festlegen der Außenpolitik.
Er beschrieb, wie unvorstellbar reich der Konzern war. Er sprach von der alten Freundschaft zwischen Herb Varringer und Bob Hazlitt und wie Herb die Position im Aufsichtsrat bei Heartland angetreten hatte, als Heartland größer wurde, als sich jemand, der nicht zum engsten Kreis gehörte, vorzustellen vermochte. Er sprach darüber, wie Herb herausgefunden hatte, daß die Heartland-Satelliten den Punkt erreicht hatten, daß sie jegliche Telefonverbindung auf dem Antlitz des Planeten erfassen konnten, daß jetzt jede Telefonleitung und jeder Computer mit Modem von Heartland-Satelliten aus dreiundzwanzigtausend Meilen Entfernung aus dem Weltall abgehört werden konnte.
Er erklärte, wie Herb angefangen hatte zu glauben, daß Bob Hazlitt überzeugt war, er sei Amerika. Und wie Herb seine Bedenken Bob Hazlitt gegenüber geäußert hatte … und wie ihm dann klargeworden war, daß er zu weit gegangen war und er vielleicht sein eigenes Todesurteil unterschrieben hatte, als er Bob Hazlitt die alten Zeiten in Erinnerung gerufen hatte, da sie Freunde waren und offen und ehrlich miteinander umgingen. Morrison beschrieb, wie Herb Varringer zu der Erkenntnis gelangt war, daß sein Leben und sein Geschick unausweichlich mit einer Macht verknüpft waren, deren Größe allein bereits ihre Fähigkeit für das Böse definierte.
Als Chris Morrison mit seinem Bericht fertig war, wäre Driskill am liebsten aufgesprungen und hätte Beifall geklatscht. Morrison hatte sie mit seiner nüchternen und präzisen Schilderung in seinen Bann geschlagen.
Lad Benbow betrachtete intensiv seine glänzenden schwarzen Schuhe und die roten Socken. Dann schaute er Driskill an. Seine ersten Worte überraschten Ben. »Ich bin halb tot vor Hunger. Lassen wir doch was vom Chinesen kommen.«
Während sie auf das Essen warteten, erzählte Driskill, wie Teresa Rowan kristallklar den entscheidenden wunden Punkt aufgezeigt hatte: Würden die Etats der Geheimdienste öffentlich bekanntgemacht, würde das zum größten Skandal in der Geschichte der Republik führen. Mit den zusätzlichen Informationen Morrisons war die Situation noch heikler geworden. Wenn die Öffentlichkeit erfuhr, daß Heartland Zugang zu allen Geheiminformationen der Satelliten hatte, die nur für die Regierung bestimmt waren, und Heartland durch die Filterung der Informationen eine eigene Außenpolitik führen und die Geheimdienste unter Druck setzen konnte, war es unmöglich vorauszusagen, wie dramatisch die Öffentlichkeit reagieren würde. Dieser politische Sprengsatz war ebenso gefährlich wie die Neutronenbombe. Die Untersuchungen würden sich über Jahre hinweg erstrecken.
»Also ist Heartland die Büchse der Pandora«, sagte Lad Benbow. »Sozusagen des Pudels Kern. Und das hier in Iowa.« Letzteres schien er etwas komisch zu finden.
»Die Generalstaatsanwältin hat recht«, sagte Driskill. »Sie können nicht zulassen – Heartland kann nicht zulassen –, daß diese Etats öffentlich gemacht werden. Und sie können unter keinen Umständen zulassen, daß Herb Varringers Beschuldigungen in die Öffentlichkeit gelangen.«
»Was wollen Sie damit sagen?« Benbow spielte mit einem Pfeifenreiniger.
»Sie müssen den Präsidenten umbringen, wenn sie ihn nicht besiegen können. Vielleicht müssen sie ihn ohnehin beseitigen, um sicherzugehen, und um jeden zu warnen, der so
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