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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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für das Amt des Präsidenten anstrebte. Weiterhin ermächtigte es Driskill, dem Präsidenten zu sagen, er, Hazlitt, lege nach ausführlicher Diskussion aller Punkte vertrauensvoll die Zukunft der Partei und der Nation in Bonners Hände. Das war’s! Bob Hazlitt war aus dem Rennen. Jetzt konnte man sich in Chicago treffen und den Triumph eines Präsidenten feiern.
     
    Driskill war erschöpft, aber auch voll Energie. Er wollte nicht die Nacht im Schatten der Türme verbringen. Er wollte fort, wie ein Mann, der vor einem radioaktiven Feld flieht. Jetzt mußte er sich zwar keine Sorgen mehr wegen Hazlitt machen, wohl aber wegen des Killers, der in seinen Ängsten immer wieder auftauchte. Er war immer noch da draußen – der Hund des Krieges. Der Mann, der versucht hatte, Elizabeth umzubringen, und dann ihn verfolgt hatte. War er abberufen worden? Oder war er noch da? Observierte er ihn weiter?
    Er fuhr durch die heiße Mondnacht. Insekten klatschten gegen die Windschutzscheibe. Aus der Erde stieg die Luftfeuchtigkeit in Wellen auf. Mein Gott, es war alles so verrückt. Wie konnte man in einer logischen Welt Gomorrha, diese bösartige Waffe, bauen, um sie dann gegen den Präsidenten einzusetzen? Und dann mußten sie herausfinden, daß sich die Geheimwaffe gegen sie selbst gewandt hatte- wie auch gegen Hazlitt. Politik vernichtete alles, auch jedes Prinzip, nach dem ein ehrlicher Mensch eigentlich leben wollte. Hier war er, auf Teufel komm raus versessen, Charlie Bonner die gute Nachricht zu bringen, als wären die Konstruktion und der Einsatz von Gomorrha lediglich Teil einer politischen Kampagne, ohne eigenständige Bedeutung. Tatsache war, daß das einundzwanzigste Jahrhundert sich mit der Existenz einer Waffe befassen mußte, die bei weitem zerstörerischer war als jede Bombe vorher. Gomorrha konnte die gesamte Welt als Geisel nehmen: Kontrolle über diesen Killersatelliten kam dem Besitz einer übermächtigen Streitkeule am Himmel gleich. Die Welt würde eine Nation fürchten und hassen – ja, sogar eine Gruppe innerhalb dieser Nation. Als unausbleibliches Resultat würden Terroristen diese Nation herausfordern, ihre absolut wahnwitzige Macht zu benutzen. War irgend jemand imstande, Gomorrha bewußt als politische Waffe einzusetzen? Bob Hazlitt hatte es getan. Tatsächlich, die Menschheit hatte den Zorn Gottes in die eigene Hand genommen.
    Doch als er in einem Motel neben der Straße ins Bett ging, machte er sich vorm Einschlafen keine Gedanken darüber, in einer Welt mit Gomorrha zu leben, sondern über Drew Summerhays. Was hatte er geplant? Aus welchem Grund hätte er sich an einer Verschwörung gegen den Präsidenten beteiligt? Er dachte auch an den Killer, der irgendwo frei umherstreifte … und an Elizabeth, die so tief schlief.
     
    Driskill fuhr bei strahlendem Sonnenschein weiter nach Chicago, durch die hügeligen Äcker und Felder, vorbei an Fever River und der verschlafenen Kleinstadt Oregon und der Statue Blackhawks von Laredo Taft, dann ließ er den Rock River hinter sich und gelangte in die flache Ebene vor der Stadt, mit ihren riesigen Türmen und dem Dunstschleier über dem Lake Michigan.
    Die Vorhut der Regierung hatte sich im neuen Marlowe Hotel eingenistet, von dem aus man auf den See blickte. Das Ernie Banks International Convention Center stand wie ein gigantischer Ballon aus Beton ein paar hundert Meter weiter am Ufer. Das Hotel bot ähnlich grandiose Shows wie in Las Vegas, allerdings einen Hauch ordinärer. Die Architektur, vor allem die riesige Pyramide, hatte bei den Kritikern weltweit Aufsehen erregt. Der Architekturexperte der Londoner Times meinte: »Falls nicht eine sehr prominente Persönlichkeit unter diesem Ding begraben liegt – wahrscheinlich samt Rolls, Butler, Dienerschaft und unzähligen Mätressen –, dann hat diese berühmte Persönlichkeit eine Menge verpaßt.« New-Age-Philosophen gerieten über die Pyramidenform und die großzügige Verwendung verschiedener Kristalle ganz aus dem Häuschen. Sie erklärten, es sei ein Ort mit ungeheuren Kräften – was mit Sicherheit stimmte, nachdem der Präsident eingezogen war. Als Ben Driskill vor einem der vier gleich wichtigen, protzigen Eingänge aus dem Auto stieg, war ihm das ziemlich egal. Für ihn war Chicago einfach viel zu heiß, um sich dort wohl zu fühlen. Es glich einem Hochofen.
    Von der Wahlkampfmannschaft erwartete ihn niemand. Keiner hatte gewußt, wo er gewesen war. Das Kommunikationszentrum des Weißen Hauses

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