Ben Driskill - 02 - Gomorrha
Fälle mit dir reden wollen. Du bist Drews Nachfolger, du hattest einen Termin mit ihm zum Frühstück am Montag. Halte Augen und Ohren offen. Du findest bestimmt heraus, ob sie den Tod als Mord behandeln. Wir bleiben ständig in Verbindung, wenn es dir recht ist.«
»In Ordnung, Charlie.« Der Präsident hatte recht gehabt: Ben war erstaunt, daß er nach New York zurückfuhr. Erstaunt und erleichtert. Er hatte über den Wahlkampf gelesen und war froh, nicht dabei zu sein.
»Du bist ein Pitbull, Ben. Das ist das Großartige an dir.« Der Präsident sah auf die Uhr. »Ich muß Mac über Summerhays aufklären, sonst explodiert er spontan. Gute Fahrt, Ben. Larkie, bleiben Sie in meiner Nähe, und schirmen Sie mich ab, wenn Mac einen seiner Wutanfälle bekommt. Nein, warum gehen Sie nicht zu ihm und holen ihn her. Dabei können Sie ihn ja schon ein bißchen beschwichtigen.« Nachdem der Präsident diese Mission erledigt hatte, widmete er sich wieder anderen Aufgaben. Er griff zum Telefon und winkte Larkspur und Ben Driskill zu, als diese das Oval Office verließen.
»Ich kann es nicht fassen«, sagte Driskill leise. »Ich bin entkommen. Endlich frei.«
»Na, sei nicht so sicher. Washington streckt sogar noch aus dem Grab die Hand nach dir und packt dich.« Larkspur lachte. »Und er meint das ernst: Er will, daß du uns über alles auf dem laufenden hältst, was die Summerhays-Untersuchung betrifft. Offen gesagt, würde ich es höchst ungern Ollie Landesmann überlassen, für uns geheime Nachrichten zu sammeln.«
KAPITEL 4
Auf dem Gang vor dem Oval Office drehte Larkspur sich zu Driskill um. »Nachdem der Präsident mit dem armen Mac fertig ist, mache ich mich an die Rede, die Charlie – oder, wenn es sein muß, ich – am Grab halten kann. Wenn du mich brauchst oder nur quatschen willst, ruf mich an!«
»Wo?«
»In meinem Haus in Virginia. Ich bin kaputt. Nach deinem Anruf gestern waren wir praktisch die ganze Nacht auf. Ich habe gegen sechs Uhr morgens ein Nickerchen gemacht. Und Charlie steckt noch der Flug aus Mexico City in den Knochen …«
»Wie groß ist die Sauerei da unten?«
»Könnte nicht größer sein, Ben. Ich war nicht dabei, muß ich sagen. Aber ich habe mit Linda geredet. Sie hat all die Krankenhäuser besucht und setzt sich jetzt für verstärkte medizinische Hilfe ein, für mehr Ärzte. Ich kann es nicht glauben, daß die Komitees sie abweisen, aber sie werden sich eine Zeitlang zieren. Charlie hat sich mit dem Präsidenten von Mexiko und seinen Militärs und einigen anderen Führern Zentralamerikas getroffen – wir haben den Friedensprozeß unterstützt. Charlie macht sich Sorgen, daß wir vielleicht den falschen Prozeß unterstützt haben, daß es für uns aussichtslos ist, wirklich zu kapieren, was sich da unten tut.« Larkspur zuckte mit den Schultern. »Im Augenblick würde ich meine über alles geliebte Großmutter für eine Zigarette umbringen. Verflucht, es ist alles nur in meinem Kopf.«
Bob McDermott kam um die Ecke. Vor dem Oval Office blieb er stehen und zog seinen Blazer an.
Larkspur schüttelte den Kopf. »Nicht so schnell, mein stürmischer junger Freund. Große Dinge harren Ihrer im Oval Office. Ich wurde ausgesandt, um Sie persönlich hineinzugeleiten.«
McDermott legte den Kopf schief. »Keine Andeutungen, nehme ich an? Geben Sie mir eine Minute, Larkie. Ich möchte kurz mit Ben sprechen.«
Larkspur nickte und lehnte sich an die Wand. Er summte eines von Mercers Liedern, ›Laura‹. Nicht viele Menschen wußten, daß er ein hervorragender Jazzpianist war. Er steckte die rechte Hand in die Hosentasche und klimperte mit dem Kleingeld. »Geht nicht zu weit weg. Nehmt das Roosevelt-Zimmer.«
»Ich habe gerade einen Anruf von der Generalstaatsanwältin bekommen«, sagte McDermott zu Driskill. »Sie bittet Sie um Rückruf. Hier ist ihre Privatnummer. Sie ist drüben im Justizpalast.« Mac zog Driskill ins leere Roosevelt-Zimmer, wo niemand sie hören konnte, der zufällig vorbeiging.
»Danke, Mac. Mache ich.«
»Ich habe den Eindruck, daß sie ziemlich durcheinander ist. Etwas, das sie im Fernsehen gesehen hat. Hören Sie, Ben, ich muß unbedingt mit Ihnen sprechen. Können wir später zusammen einen Drink nehmen? Wo wohnen Sie?«
»Ich will gleich nach Hause, Mac.«
»Hören Sie, das ist ernst. Wie wär’s um sieben im Willard? Dann erwischen Sie immer noch einen Zug.«
Driskill wollte weder mit Mac noch mit sonst jemandem einen heben. McDermott las ihm das vom
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