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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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über Drew?«
    »Das Übliche. Hervorragende Dienste für sein Land, ein guter Freund. Einen Mann wie ihn werden wir nie wieder sehen.«
    Der Präsident gewann seine Energie zurück. »Sobald die Leiche freigegeben ist, machen wir eine große Beerdigung. Ich nehme teil. Das bringt wohl etwas Mitgefühl. Drews Vermächtnis an die Partei. Ellery, Sie werden wohl die Grabrede halten müssen. Das möchte ich mir nicht zumuten. Ich möchte nicht im Fernsehen irgend etwas quatschen. Und was ist mit seinem Testament? Hat er Familie? Gibt es einen Testamentsvollstrecker? Ellery, würden Sie das alles für uns herausfinden? Oder besser, Ben. Wo habe ich nur meine Gedanken. Das ist doch der Amtsbezirk der Bascomb-Kanzlei. Hört zu. Morgen früh müssen wir loslegen. Ich werde in Florida sein – die Delegation dort ist noch zu haben.« Woher bezog er diese Energiemengen? Vielleicht kamen sie aus dem Brunnen seines Egos, das ihn glauben ließ, er sollte Präsident sein.
    Der Präsident blickte Larkspur an. »Nur zu, Ellery.«
    »Hazlitt hat eine große Kundgebung in der Faneuil Hall in Boston, morgen fährt er nach New York auf eine Veranstaltung, um Spenden zu sammeln. Sie sind Anfang der Woche in Boston, dann oben in Sugar Bush. Danach treffen wir uns alle wieder in Washington, ehe es nach Chicago geht … Das wär’s in etwa, Mr. President.«
    Die Stimmung hatte sich von Depression zu entschlossenem Optimismus gewandelt. Driskill verstand nicht genau, wie dieser Trick möglich gewesen war. Das war Politik. Den Geruch mit der Nase aufnehmen und losmarschieren. Die Ohren anlegen und einfach angreifen, zum Teufel mit den Zivilisten. Es war die Politik des Unterlegenen. Ben war kein politisches Tier, ihm fehlten die Instinkte, aber er hatte im Lauf der Zeit so einiges aufgeschnappt. Und jetzt spürte auch er, wie das Adrenalin pumpte.
    Charlie hatte drei dicke Zigarren aus dem Humidor genommen und die Spitzen gekappt. Larkspur lehnte die Zigarre ab. Die beiden anderen zündeten sich eine an und füllten den Raum mit dickem, blauem Rauch und schwerem Duft. Der Präsident hatte die Flasche Gin und den Eiskühler auf den Schreibtisch gestellt, und jeder bediente sich. Hinter den Fenstern waren die Wolken noch dunkler geworden. Die Straßenbeleuchtung war eingeschaltet, ebenso die Lichter ums Weiße Haus. Der Regen prasselte gegen die Scheiben. Ben und der Präsident saßen jeweils an einem Ende der Couch und hatten die Beine auf den niedrigen Tisch gelegt. Ellery Larkspur hatte das Jackett ausgezogen und die Krawatte gelockert. Sein Kragen stand offen. Er wirkte unnatürlich ruhig, aber das war sein Stil.
    »Ben«, sagte der Präsident, »ich wette, du hast gedacht, ich würde dich nach Washington zitieren und in die Scheiße reinziehen, in der wir stecken. Stimmt das nicht? Sag die Wahrheit.«
    »Der Gedanke ist mir durch den Kopf gegangen, ja.«
    »Nun, alter Freund, entspanne dich. Ich brauche nicht irgendeinen Rat für den Wahlkampf. Ich muß eine Riesenschweinerei beseitigen. Du kannst mir am besten helfen, wenn du zurück nach New York fährst und Bascomb, Lufkin und Summerhays übernimmst. Du weißt, wie die Kanzlei immer in die übergeordnete Idee der Partei gepaßt hat. Wir brauchen dich jetzt dort, damit du alles stabilisierst, nachdem Drew tot ist. Du übernimmst den Laden doch sowieso.«
    Charles Bonner stand auf, drückte sein lädiertes Knie durch und nahm Driskills Hand. Charlie war ein großartiger Händeschüttler – schon immer. Auf dem College hatte er einem manchmal die Hand geschüttelt, obwohl man sich erst eine halbe Stunde zuvor auf dem Campus gesehen hatte. Bloß so zum Spaß. Driskill war nicht sicher, ob die menschliche Berührung einem Kraft spendete oder entzog. Vielleicht funktionierte es in beide Richtungen. Das Footballteam wäre damals durch die sprichwörtliche Ziegelmauer für Charlie Bonner gestürmt, weil alle wußten, daß er niemals aufgab und sie deshalb auch nicht. »Alte Freunde sind die besten, Ben. Ich schwöre dir, daß ich vor dir keinerlei Geheimnisse habe. Du hast meine Unterstützung. Du weißt, was ich weiß.«
    »Gut, dann lassen wir es auch so«, sagte Ben. »Nur eine Sache liegt mir im Magen. Du scheinst verdammt sicher zu sein, daß Drew sich nicht umgebracht hat. Woher weißt du das?«
    Der Präsident tippte sich an den Kopf und dann aufs Herz. »Es erscheint mir einfach logisch, nehme ich an. Aber wenn du in New York bist, hast du ja Verbindung mit den Bullen, die auf alle

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