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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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machte.
    Um sicherzugehen, dass er sich nicht irrte, suchte Luke alle drei Romane, die sich an Bord befanden, zusammen und blätterte sie durch. Er sah sich in allen Einzelheiten beschrieben, sein Äußeres, wie er sprach und sich bewegte, er fand seine Angewohnheiten wieder, seine guten Seiten – und seine schlechten.
    Er hatte ihr tatsächlich als Vorlage für ihren Helden gedient.
    Und das nicht nur ein Mal. Die Bücher waren bereits ältere Titel, die sie lange bevor sie nach Turn-Coupe zurückgekehrt war, geschrieben hatte, und er war in allen dreien der Held. Noch verblüffender war, dass April ihn so gut getroffen hatte, dass ihm die Nackenhaare zu Berge standen. Sie hatte ihn unter ein Mikroskop gelegt und seziert, sie hatte sein Herz und seine Gedanken vor aller Welt freigelegt.
    Und doch bin ich es nicht wirklich, erkannte Luke gleich darauf. So gut aussehend oder intelligent war er nicht. Er hatte sich noch nie in seinem Leben so wortgewandt ausgedrückt.
    Außerdem war er, zumindest seines Wissens nach, im Bett nie so fantastisch gewesen.
    Nachdem er das alles zusammengetragen hatte, begann er sich unwillkürlich fragen, ob April nicht enttäuscht gewesen war. Natürlich konnte es sein, dass ihr für die Liebesszenen ihre Beziehung mit Tinsley als Vorlage gedient hatte … was für ein angenehmer Gedanke. Aber wenn das so war, konnte Luke sich nicht erklären, warum die beiden sich getrennt hatten.
    Ja, und jetzt fiel ihm der Tag in New Orleans ein, an dem April und ihre Kolleginnen ihn so gnadenlos aufgezogen hatten. Gott, sie musste sich innerlich halb totgelacht haben.
    Und die Fotos, die sie an das Korkbrett hinter ihrem Computer gepinnt hatte? Sie waren nicht zufällig dort oder weil er ein anziehendes Gesicht und eine gute Figur hatte. Es handelte sich bei der Sammlung nicht um etwas, das sie erst kürzlich zusammengestellt hatte, das hätte ihm eigentlich gleich auffallen müssen. Nein, sie musste die Fotos seit Jahren als Gedankenstütze benutzt haben, als Inspiration oder was auch immer. Das bedeutete, dass sie ihn vielleicht immer noch benutzte, womöglich saß sie jetzt gerade da und schrieb irgendeine Szene, in der er mit ihrer Heldin im Bett Gott weiß was trieb, wer konnte das schon wissen? Oder in der er exakt das Gleiche tat, was er letzte Nacht getan hatte.
    Bestimmt war das der Grund für die abschätzenden Blicke, die sie ihm in den letzten Tagen immer wieder zugeworfen hatte.
    Aber wenn er der Held war, wer war dann die Heldin? Diente sie sich selbst als Vorlage? War sie womöglich seit Jahren in Gedanken mit ihm ins Bett gegangen, ohne dass er auch nur einen Schimmer davon gehabt hatte?
    Ja, und wussten womöglich alle in Turn-Coupe – Betsy, Regina, Granny May und die anderen Frauen, die ihre Bücher lasen – dass er die Vorlage für ihren Helden war? Hatten sie es schon vor Jahren, als sie ihr erstes Buch gelesen hatten, bemerkt, ohne ihm je etwas davon zu sagen?
    Luke stellte die Bücher in den Schrank zurück und ging nach draußen auf das dunkle Vorderdeck. Dort stand er auf die Reling gestützt da und überlegte. Er musste sich darüber klar werden, was das alles bedeutete – und ob es über die Tatsache hinaus, dass er ein bestimmter Typus war und jemand, den April ziemlich gut kannte, überhaupt etwas bedeutete.
    Am einfachsten wäre es, sie zu fragen, aber er war sich nicht sicher, ob er das wollte. Zum einen könnte es sein, dass die Wahrheit schwer zu ertragen war. Zum anderen wollte er sie vielleicht gar nicht hören. Dann ging ihm plötzlich noch ein anderer Gedanke im Kopf herum, einer, den er nicht ganz greifen konnte.
    Gleich darauf hatte er es.
    Was war, wenn April sich insgeheim nach dem Helden sehnte, den sie selbst erschaffen hatte? Was war, wenn er erst dieser Idealmann werden musste, um sie zu bekommen? Musste er sich diesem Helden womöglich erst sowohl körperlich als auch geistig so weit wie möglich anverwandeln?
    Das war sehr viel verlangt.
    „Was denkst du, Midnight?“ fragte er den Kater, der ihm nach draußen gefolgt war. „Muss ich wie verrückt daran arbeiten?“
    Midnight kam herüber, strich ihm um die Beine, setzte sich dann auf Lukes Fuß und fing an zu schnurren. Luke betrachtete es als Ermutigung.
    Er ging nicht in die Kabine, sondern trotzte den Moskitos und schlief an Deck. Am nächsten Morgen herrschte zwischen ihm und April immer noch dicke Luft, deshalb blieb er mit dem dritten Roman, den er sich als Leitfaden herausgefischt hatte, auf

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