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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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dem Vorderdeck. Sie zog sich mit ihrem Schreibblock wieder aufs Kabinendach zurück. Als sich der Stand der Sonne veränderte, bekamen sie beide fast einen Sonnenstich, aber sie waren zu stur, um sich gleichzeitig in demselben kleinen Abschnitt, wo es schattig war, aufzuhalten.
    Es war schon spät am Nachmittag, als Luke das leise Brummen hörte. Es klang wie eine weit entfernte Kettensäge oder der Motor eines ferngesteuerten Modellflugzeugs. Er lauschte angestrengt, während sein Adrenalinspiegel schlagartig anstieg.
    Das Geräusch wurde lauter und kam schnell näher. Es war kein Modellflugzeug, sondern ein echtes. Mittlerweile konnte er sogar schon Bauart sowie Flugzeug- und Motorentyp ausmachen. Es wäre auch eine Schande gewesen, wenn er es nicht gekonnt hätte, wo er doch mit einem ähnlichen Modell in den meisten Sommern fünf Mal pro Woche an windstillen Abenden wie diesem nach Sonnenuntergang die Felder besprühte. Diese Cessna hier kam schnell näher und flog so tief, dass sie fast die Wipfel der Bäume, die ihr Versteck einschlossen, streifte.
    Luke rollte sich von der Bank, auf der er lag, herunter und stand geschmeidig auf. Er winkte April auf dem Kabinendach zu und schrie: „Komm runter. Schnell!“
    Sie stand auf und starrte mit einem Gesichtsausdruck zu ihm herunter, der ausdrückte, dass sie meilenweit weggewesen war und den starken Verdacht hegte, dass er in der Zwischenzeit anscheinend verrückt geworden war. „Was ist?“
    „Ein Flugzeug. Sie könnten nach dir suchen. Komm da runter.“
    Erst als sie in den Himmel schaute, schien sie zu begreifen. Dann wirbelte sie herum und rannte zur Leiter auf dem hinteren Teil des Dachs.
    Und das war gut so. Luke hörte über sich das dumpfe Poltern ihrer Schritte, während er in die Kabine und nach hinten rannte. Als er auf das hintere Deck hinaustrat, hörte er, dass sich das leise Brummen in ein lautes Röhren verwandelt hatte. April stand auf der obersten Sprosse der Leiter, aber sie hatte keine Zeit mehr, nach unten zu klettern, deshalb schrie er ihr zu: „Spring!“
    Ihr Gesicht war blass, die Augen riesig. Den Notizblock hatte sie sich vorn ins Tanktop geschoben. Diesmal zögerte sie nicht, sondern sprang.
    Luke fing sie an der Taille auf und hielt sie, obwohl er von ihrem Gewicht ins Taumeln kam, fest umklammert. Nachdem er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, zerrte er sie in die Kabine.
    Die Cessna machte einen Heidenlärm. Ihr Schatten schwebte über dem Boot, als sie sich näherte. Dann flog sie über das Boot hinweg, wobei sie so einen Luftzug verursachte, dass die Bäume am Ufer wie in einem Hurrikan schwankten.
    „Midnight!“ schrie April über den Lärm hinweg. „Wo ist er?“
    Aber der Kater, der nicht dumm war, war schon mit aufgestelltem Schwanz und angelegten Ohren durch die Vordertür hereingekommen. Er war bei ihnen in der Kabine, wo es sicher war.
    Oder wo es sicher gewesen war. Bis jetzt.

16. KAPITEL
    A pril zitterte heftig, als sie sich an Luke klammerte und dem sich entfernenden Motorengeräusch nachlauschte. Ihre Finger krallten sich in seinen Bizeps. Obwohl es mörderisch heiß war, war sie froh über die Wärme, die sein Oberkörper abstrahlte. Ihr war von innen heraus eiskalt.
    „Wer war das?“ Sie hatte Mühe, die Worte über ihre tauben Lippen zu bringen.
    „Ich konnte ihn nicht sehen“, erwiderte Luke mit gepresster Stimme.
    „Ich auch nicht.“ Sie zwang sich, seine Oberarme loszulassen, dann strich sie sanft über die roten Halbmonde, die ihre Fingernägel auf seiner Haut hinterlassen hatten. Bevor sie einen Schritt zurücktreten konnte, veränderte sich das Motorengeräusch des Flugzeugs. Mit einem schnellen Blick in den Himmel fügte sie hinzu: „Er kommt zurück.“
    „Scheint so. Ich nehme an …“
    „Was?“
    „Der Pilot erwartet, jemand an Bord zu sehen, statt nur ein verlassen wirkendes Boot. Bei dem Lärm, den er macht, würde jeder normale Mensch rausrennen und nachschauen, was los ist.“
    „Du glaubst, er erwartet, dich zu sehen.“ Es war eine Feststellung, auch wenn sie nur zögerlich kam.
    Er ließ sie ebenfalls los und ging zur Tür. „Wenn er diesen entlegenen Winkel absucht, muss er einen Grund haben. Er könnte wissen, dass ich nicht auf Chemin-a-Haut bin oder er könnte sogar das Boot als meins identifiziert haben.“
    Zu diesem unerfreulichen Schluss war sie auch schon gekommen. Das Flugzeug kam näher. Irgendetwas musste passieren. „Bist du sicher?“
    „Nein, aber was bleibt

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