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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wieder in das Buch.
    „Ich dachte immer, du liest nicht viel.“
    Das wurmte ihn aus irgendeinem unerfindlichen Grund ganz kurz. „Na, jetzt weißt du, dass es nicht stimmt.“
    „Bestimmt gibt es hier noch irgendetwas, was mehr dein Fall ist“, sagte sie mit einem angespannten Unterton in der Stimme.
    Jetzt wandte er ihr seine volle Aufmerksamkeit zu. „Und was, glaubst du, könnte das wohl sein?“ fragte er mit hochgezogener Augenbraue. „Ein Pornoheftchen oder bloß der
Playboy
?“
    „Ich habe nicht gemeint …“
    „Doch, das hast du.“
    Sie wurde rot und schaute auf ihre nackten Füße. „Nein, wirklich nicht. Ich hatte eigentlich eher an so etwas wie den
Louisianna Conservationist
oder einen Actionthriller gedacht.“
    Sie war unangenehm nah daran, ihn festzunageln. Sie war wirklich eine kluge Lady, das wurde ihm immer klarer, je mehr er von ihr las. Nach und nach verstand er, dass ihre Figuren fast für alles, was sie sagten und taten, noch einen zweiten unausgesprochenen Grund hatten. Deshalb fragte er sich, ob sie jetzt vielleicht noch auf etwas anderes hinauswollte als auf seine Lesegewohnheiten.
    „Was ist los?“ fragte er. „Alle lesen deine Bücher. Warum findest du etwas dabei, dass ich es auch tue?“
    „Ich weiß nicht, es ist einfach so“, sagte sie und hob das Kinn. „Vielleicht wegen dem Grund, aus dem du es tust.“
    „Und was sollte das für ein Grund sein?“ Er wich ihrem Blick nicht aus.
    „Sag du ihn mir“, erwiderte sie. „Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, dass du als Kind Märchen geliebt hast oder dass du glaubst, Romantik könnte ein Heilmittel gegen die Übel der Welt sein. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du dich von einer Geschichte gefangen nehmen lässt, in der am Ende immer die Frau gewinnt, und die beweist, dass Liebe eine lebensspendende Kraft und das Gegenmittel gegen den männlichen Trieb zu töten ist.“
    „Die ersten Romantiker waren Männer“, wandte Luke ein.
    „Sie haben die Romantik nicht erfunden, sie haben nur darüber geschrieben, weil es den meisten Frauen an der Bildung oder an Zeit fehlte, die Worte zu Papier zu bringen.“
    „Kann sein, aber nichts und niemand ist romantischer als ein Sechzehnjähriger, der zum ersten Mal verliebt ist.“
    „Bloß schade, dass sie da irgendwann rauswachsen. Vielleicht sollten Männer wieder lernen, romantisch zu sein, statt zusammenzukommen, um zu trommeln oder den Urschrei zu lernen.“
    „Sie wachsen nicht heraus“, widersprach er ruhig. „Die Romantik wird ihnen nur irgendwann ausgetrieben. Sie müssen es nicht neu lernen, sie brauchen sich bloß zu erinnern.“
    „Willst du damit sagen …“ Sie unterbrach sich, ihre Brust hob und senkte sich plötzlich so schnell, als ob sie gerannt wäre.
    Luke antwortete nichts. Wenn sie seine Bemerkung persönlich nehmen wollte, sollte es ihm recht sein.
    Sie warf ihm einen missbilligenden Blick zu und wandte sich ab. Dann zögerte sie einen Moment, bevor sie sich noch einmal umdrehte und über die Schulter rief: „Komm mit, Midnight, alter Junge.“
    Midnight schaute sie an und schlug mit dem Schwanz, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Es schien zu passen. Immerhin, so dachte Luke, ist er auch ein Mann.
    April wirbelte auf dem Absatz herum und ging steifbeinig in die Kabine. Luke schaute ihr nach, dann sagte er seufzend zu Midnight: „Schätze, den Mittagsschlaf kann ich heute wohl vergessen, Kumpel.“
    Kurz nach dem Abendessen hatte Luke das Buch ausgelesen. Lange saß er einfach nur da und starrte nachdenklich vor sich hin. Dann stand er auf und suchte sich einen weiteren Roman von April Halstead.
    Es war unglaublich, wie er sich von den Welten, die April Satz für Satz erschuf, gefangen nehmen ließ. Sie schaffte es, ihn in ihre Geschichten hineinzuziehen, ihre Plots faszinierten ihn, und er hatte das Gefühl, als erkunde er ihre Persönlichkeit bis in die entlegensten Winkel. Ihre männlichen Helden glorifizierte sie seiner Meinung nach ein bisschen zu sehr, aber er schenkte ihnen nicht allzu viel Aufmerksamkeit, sondern ließ sich einfach nur vom Fortgang der Ereignisse mitreißen. Vielleicht traf ihn deshalb die Erkenntnis wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
    Er war der Held
.
    Er war in Aprils Büchern. Sie hatte ihrem männlichen Helden nicht nur seine körperliche Gestalt verliehen, sondern auch seine Persönlichkeit. Sie hatte alles, was er war, zu Papier gebracht.
    Kein Wunder, dass sein Lesestoff sie nervös

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