Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"
Unfall. Du hast überlebt, und sie war tot.“
„Gott, April, wir beide waren so gut wie verlobt. Wir hatten bereits darüber gesprochen, wie und wo wir leben wollten, wie wir unser Leben gestalten wollten. Sogar über Kinder haben wir gesprochen. Wir hatten eine Zukunft.“
„Wir glaubten, eine Zukunft zu haben“, korrigierte sie ihn.
„Du warst es, die entschieden hat, dass wir keine haben.“
„Nachdem du bewiesen hattest, dass es nicht funktioniert.“
„Ich hatte einen Unfall. Ich hätte dabei umkommen können. Aber du wolltest mich nicht einmal sehen, du wolltest nicht aus meinem Mund hören, was passiert ist.“ Der alte Schmerz schwang wieder in seinen Worten mit, doch er konnte nichts dagegen tun. Das, was er sagte, gärte seit Jahren in ihm. Da konnte er es jetzt, wo er schon mal dabei war, genauso gut loswerden.
„Du hast mich bei mir zu Hause abgesetzt und bist weggefahren, um mit Mary Ellen Randall deinen Spaß zu haben“, gab sie gepeinigt zurück. „Was gibt es da noch mehr zu sagen?“
„Du hättest dich fragen können, ob ich wirklich getrunken hatte. Oder ob ich wirklich meinen Spaß hatte.“
Sie verzog die Lippen und weigerte sich, seinem Blick zu begegnen. „Werde jetzt bitte nicht geschmacklos.“
„Das ist wirklich typisch für dich!“ Er hieb mit der Faust auf die gepolsterte Bank zwischen ihnen. „Du verurteilst mich, ohne mich anzuhören, du verdammst mich und glaubst einem Mann, der uns möglicherweise beide umbringen will.“
„Ich verurteile dich nicht …“
„Oder vielleicht steckst du mich einfach nur in dieselbe Schublade wie deinen Dad“, unterbrach er sie.
„Meine Eltern lassen wir hier raus, wenn du nichts dagegen hast“, sagte sie und schaute ihn mit fest zusammengepressten Lippen an.
„Das würde ich ja liebend gern, aber sie sind ein Teil davon, weil sie ein Teil von dir sind. Dein Vater hat deine Mutter bei einem Streit, bei dem es um einen anderen Mann ging, erschossen. Er war betrunken, und in Wahrheit hat er ihr nur das vorgeworfen, was er selbst dauernd machte. Genau genommen hat alles damit angefangen, dass irgendwer deiner Mutter erzählt hat, jemand hätte ihn mit einer anderen Frau in seinem Auto unten am See gesehen.“
„Das ist nicht wahr!“ schrie sie.
„Natürlich ist es wahr“, beharrte er. „Es steht alles in den Polizeiprotokollen. Eine Nachbarin, die den Streit teilweise mit anhörte, hat es der Polizei erzählt. Du warst dabei. Du musst es mitbekommen haben, deshalb solltest du die Wahrheit jetzt zulassen. Aus irgendeinem Grund hast du es dir in den Kopf gesetzt, dass ich bin wie er, vielleicht, weil wir uns entfernt ähnlich sehen. Du hast mir nie wirklich vertraut, und als sich die Situation, in der ich war, für dich ähnlich darstellte, hast du sofort das Schlimmste von mir angenommen. Du tust es immer noch.“
„Nein, du irrst dich“, beharrte sie, aber die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, und in ihren Augen lag ein gehetzter Ausdruck.
Luke schüttelte störrisch den Kopf. „Es ist die Wahrheit.“
Sie wich seinem Blick aus und schaute weg. Schließlich sagte sie: „Er hätte mich auch fast erschossen, mein Dad. Er hat mir die Pistole an die Schläfe gesetzt und sie eine Ewigkeit dort gelassen. Er hat gezittert. Meine Mutter war … da war überall Blut, alles war voller Blut. Ich weinte so, dass ich kein Wort herausbrachte.“ April legte ihre Hand auf ihren nackten Oberschenkel und rieb heftig darüber. „Ich weiß nicht, warum er es sich dann anders überlegt hat.“
„Weil du sein kleines Mädchen warst und er dich liebte“, antwortete Luke leise, während er ihre kalte Hand nahm und sie tröstend drückte.
„Er sagte, dass ich wie meine Mutter bin, süß und unschuldig, solange ich klein bin, aber wenn ich groß wäre, würde ich genauso verlogen und hartherzig und …“
„Hör auf“, sagte er.
„Und verdorben werden“, schloss sie.
Luke verfluchte den Toten in Gedanken, bevor er sagte: „Der Mann, mit dem deine Mutter angeblich ein Verhältnis hatte, war übrigens ein Anwalt. Sie traf sich mit ihm, das stimmt, aber nur, weil sie die Scheidung einreichen wollte. Man erzählte sich, dass er bei attraktiven Frauen seine Bemühungen nicht in Rechnung stellte. Das mag stimmen oder auch nicht, aber die beste Freundin deiner Mutter behauptete steif und fest, dass zwischen den beiden nie etwas gewesen wäre. Es ist wahrscheinlich, dass deine Mutter damals genauso war wie du. Mit anderen
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