Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
einen Computer.“
    „Kein Problem“, erwiderte Muriel mit grimmiger Genugtuung. „Ich war bei Ihnen zu Hause und habe von Ihrem Roman einen Ausdruck gemacht. Den Rest können Sie mit der Hand schreiben. In den Computer eingeben kann ich es später immer noch.“
    „Sie sind in mein Haus eingebrochen und haben sich an meinem Computer zu schaffen gemacht?“ Es war schwer zu sagen, welches von beidem sie als eine größere Entweihung empfand. Allein der Gedanke daran ließ sie vor Zorn erbeben.
    Muriel nahm ihre Mütze ab und warf sie beiseite, dann fuhr sie sich mit knochigen Fingern durch ihr dünnes blondes Haar. „Es war ein Kinderspiel“, sagte sie mit unverhohlener Genugtuung. „Dieses alte Haus ist wie ein Sieb. Und wir benutzen beide dasselbe Programm.“
    „Ich habe in den letzten Tagen eine Menge geschrieben. Das haben Sie nicht.“
    „Das haben Sie also die ganze Zeit über in diesem verdammten Sumpf getrieben. Und ich dachte schon, dass Sie sich mit Ihrem Mitternachtsmann vergnügen. Na, macht ja nichts. Frank kann es holen.“
    Muriel schien auf alles eine Antwort zu haben, aber April hatte noch einen letzten Trumpf im Ärmel. „Damit werden Sie nie durchkommen. Mein Stil ist unverwechselbar. Jeder, der meine Bücher kennt, wird ihn erkennen. Und ein Richter wird mir Recht geben, wenn ich ihm das Original und meine Notizen zeige.“
    „Dann schreibe ich eben ein paar Passagen neu, so einfach ist das“, sagte Muriel mit einem harten Glitzern in den Augen. „Aber ich glaube nicht, dass Sie mich verklagen werden.“
    Der einzige Weg, wie sie es versäumen könnte, vor Gericht ihr Recht einzuklagen, wäre, wenn sie physisch nicht in der Lage dazu wäre. Das konnte nur bedeuten, dass Muriel vorhatte, sie aus dem Weg zu räumen, sobald sie das Wort ENDE in ihr Manuskript geschrieben hatte.
    Und Muriel Potts würde von ihrer harten Arbeit profitieren. Sie würde die Geschichte über Lukes Familie als ihren eigenen Roman ausgeben. Muriel würde die Früchte ihrer Arbeit ernten. Dieser Gedanke war unerträglich. Es war alles falsch, eine Schändung größten Ausmaßes.
    Als April diese Gedanken nach und nach kamen, spürte sie, wie etwas in ihr passierte. Plötzlich verstand sie, warum Granny May sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte, dass April die Geschichte der Familie Benedict als Folie für ihren Roman benutzte. Das Gefühl eines Übergriffs musste für jemanden, der schon so lange ein Teil der Familie war, noch viel größer sein.
    Sie, April Halstead, würde nie eine Benedict sein. Und das war etwas, wonach sie sich jetzt so verzweifelt sehnte, dass ihr ganz elend ums Herz wurde. Komisch, aber sie hätte Granny Mays Standpunkt vielleicht nie nachvollziehen können und wäre sich ihrer eigenen Sehnsucht nie so überdeutlich bewusst geworden, wenn Muriel Potts sie nicht mit der Nase darauf gestoßen hätte. Aber jetzt war es zu spät, jetzt konnte sie mit diesen Erkenntnissen nichts mehr anfangen.
    Es war zu spät, um Luke zu sagen, wie viel er ihr vor langer Zeit bedeutet hatte. Zu spät, ihn wissen zu lassen, dass er während dieser langen Jahre in ihren Gedanken stets präsent gewesen war, dass er in ihrer Fantasie so lebendig gewesen war, dass sie ihn in den Traummann von Millionen Frauen verwandelt hatte. Zu spät, um ihn um Verzeihung zu bitten, dass sie ihren Ängsten erlaubt hatte, sie von seiner Mitschuld an Mary Ellens Tod zu überzeugen. Zu spät, um ihm zu sagen, dass sie an ihn glaubte und ihn liebte, dass sie ihn immer geliebt hatte und immer lieben würde. Zu spät, um ihm zu sagen, dass er mit seinem Verdacht Recht gehabt hatte und dass er immer ihr Held gewesen war.
    Und es war auch zu spät herauszufinden, ob er in den vergangenen Tagen irgendwelche Gefühle für sie entwickelt hatte, die über einen Beschützerinstinkt hinausgingen, der etwas mit der Vergangenheit und schlichtem sexuellen Appetit zu tun hatte.
    Das alles zu wissen war unerträglich.
    „Haben Sie sonst nichts mehr zu sagen?“ fragte Muriel, die schmalen Lippen verziehend. „Das ist sehr schlau, aber das waren Sie ja schon immer, nicht wahr? Na schön. Dann ist es jetzt wohl am besten, wenn Frank das Manuskript holt, und in der Zwischenzeit kann mir die berühmte Autorin ja etwas zum Abendessen kochen.“
    „Was, jetzt?“ fragte Frank und stemmte entrüstet die Hände in die Hüften.
    „Ja, sofort!“ gab Muriel scharf zurück, während sie sich zu ihm umdrehte. „Ich will, dass sie morgen früh

Weitere Kostenlose Bücher