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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licht der Welt
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allein vernünftigen und daher allein menschengemäßen dargestellt
werden. Das Christentum sieht sich dann einem Intoleranzdruck ausgesetzt, der
es zunächst einmal lächerlich macht - als einem verkehrten, einem falschem
Denken zugehörig - und ihm dann im Namen einer scheinbaren Vernünftigkeit den
Atemraum wegnehmen will.
    Es ist
sehr wichtig, dass wir uns einer solchen Absolutheitsforderung einer bestimmten
Art von "Vernünftigkeit" widersetzen. Diese ist eben nicht die reine
Vernunft selber, sondern die Beschränkung der Vernunft auf das, was man
naturwissenschaftlich erkennen kann - und zugleich die Ausgrenzung all dessen,
was darüber hinausführt. Natürlich ist es wahr, dass es in der Geschichte auch
Kriege der Religion wegen gegeben hat, dass Religion auch zu Gewalt geführt hat
...
     
    ... Aber weder Napoleon noch
Hitler oder die US-Army in Vietnam hatten mit Glaubenskämpfen zu tun. Es ist
umgekehrt gerade einmal 70 Jahre her, dass atheistische Systeme in West und Ost
die Welt in den Ruin trieben; in einer gottfernen Epoche, die der amerikanische
Schriftsteller Louis Begley "ein satanisches Requiem" nannte.
     
    Wahr bleibt umso mehr auch die
große Kraft des Guten, die durch die Religion entbunden worden ist und über
große Namen - Franz von Assisi, Vinzenz von Paul, Mutter Teresa usw. - die
ganze Geschichte hindurch gegenwärtig ist und aufleuchtet. Umgekehrt haben die
neuen Ideologien zu einer Art von Grausamkeit und Menschenverachtung geführt,
die vorher undenkbar war, weil immer noch der Respekt vor dem Ebenbild Gottes
da war, während ohne diesen Respekt der Mensch sich selbst als absolut setzt und alles darf - und dann
wirklich zum Zerstörer wird.
     
    Andererseits könnte man sagen: Ein
Staat muss im Hinblick auf die Gleichheit aller auch das Recht haben, religiöse
Symbole aus dem öffentlichen Raum zu verbannen, auch das Kreuz Christi. Ist
das nachvollziehbar?
     
    Hier ist erstens die Frage zu
stellen: Warum muss er es verbannen? Wenn das Kreuz eine Aussage beinhalten
würde, die für andere nicht nachvollziehbar und unzumutbar ist, wäre das schon
eher bedenkenswert. Aber das Kreuz beinhaltet, dass Gott selbst ein Leidender
ist, dass er uns durch Leiden lieb hat, dass er uns liebt. Das ist eine
Aussage, die niemanden angreift. Das ist das eine.
    Zum
anderen gibt es natürlich auch eine kulturelle Identität, auf der unsere Länder
beruhen. Eine Identität, die unsere Länder positiv formt und von innen her
trägt - und die immer noch die positiven Werte und die Grundform der
Gesellschaft bildet, durch die der Egoismus in seine Grenzen gewiesen wird und
eine Kultur der Menschlichkeit möglich ist. Ich würde sagen, ein solcher
kultureller Selbstausdruck einer Gesellschaft, die davon positiv lebt, kann
niemanden, der die Überzeugung nicht teilt, beleidigen, und er darf auch nicht
verbannt werden.
     
    In der Schweiz stimmten die Bürger
zwar nicht gegen den Bau von Moscheen, aber gegen den Bau von Minaretten an
Moscheen. In Frankreich verbot das Parlament das Tragen einer Burka. Können
sich Christen darüber freuen?
     
    Christen sind tolerant, und
insofern lassen sie auch den anderen ihr Selbstverständnis. Wir sind dankbar, dass
es in den Ländern am Arabischen Golf (Qatar, Abu Dhabi, Dubai, Kuwait) Kirchen
gibt, in denen die Christen Gottesdienst feiern können, und wünschen, dass es
überall so wird. Deswegen ist es selbstverständlich, dass Muslime auch bei uns
sich in Moscheen zum Gebet versammeln können.
    Was die
Burka angeht, sehe ich keinen Grund für ein generelles Verbot. Man sagt, manche
Frauen würden die Burka gar nicht freiwillig tragen und sie sei eigentlich eine
Vergewaltigung der Frau. Damit kann man natürlich nicht einverstanden sein.
Wenn sie sie aber freiwillig tragen wollen, weiß ich nicht, warum man sie ihnen
verbieten muss.
     
    In Italien sind 80 Prozent der
Einwohner katholisch getauft. In Portugal sind es 90 Prozent, in Polen
ebenfalls 90 Prozent, im kleinen Malta 100 Prozent. In Deutschland gehören
noch immer mehr als 60 Prozent der Bevölkerung den beiden christlichen
Volkskirchen an, ein beträchtlicher weiterer Teil anderen christlichen Gemeinschaften.
Die christlich-abendländische Kultur ist ohne Zweifel die Basis für den Erfolg
und Wohlstand Europas - dennoch nimmt es heute eine Mehrheit hin, von einer
Minderheit von Meinungsführern dominiert zu werden. Eine merkwürdige, wenn
nicht sogar schizophrene Situation.
     
    Man sieht daran eine

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