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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licht der Welt
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"Süddeutsche
Zeitung" die vernichtende Schlagzeile "Papst rehabilitiert
Holocaust-Leugner". Dies sei ein beschämendes Signal, ja ein Sündenfall.
    Wie war es
möglich, dass Ihr Gestus überhaupt als Absage an die Versöhnung von Christen
und Juden verstanden werden konnte?
     
    Es gibt hier offenbar, wie ich
auch in meinem nachträglichen Brief geschrieben habe, eine sprungbereite Feindseligkeit,
die auf solche Dinge wartet, um dann zielsicher loszuschlagen. Auf unserer
Seite war es ein Fehler, dass man diese Sache nicht genauer studiert und
vorbereitet hat. Auf der anderen Seite war aber eben doch, sagen wir, die
Bereitschaft zur Aggression da, die dann nur auf ihr Opfer gewartet hat.
     
    Von allen maßgeblichen Stellen des
Vatikans wurde sofort klargestellt, dass Holocaust-Leugner in der katholischen
Kirche nichts zu suchen haben. Gerade einmal zwei Monate zuvor, am 9. November,
hatten Sie in Rom des 70. Jahrestages der "Reichskristallnacht" gedacht.
Sie riefen dabei zu "tiefer Solidarität mit der jüdischen Welt" und
zum Gebet für die Opfer auf. Es sei die Pflicht jedes Einzelnen, auf allen Ebenen gegen jede Form des
Antisemitismus und der Diskriminierung einzutreten.
    Bei der
Generalaudienz am 28. Januar 2009, der ersten Gelegenheit, persönlich und
öffentlich Stellung zum Fall Williamson zu nehmen, gab der Papst eine Erklärung
ab, in der er seine "volle und unbestreitbare Solidarität mit unseren
Brüdern, den Trägern des Ersten Bundes", zum Ausdruck brachte. Die Shoa
sei "für alle eine Mahnung gegen das Vergessen, gegen die Leugnung oder
die Reduzierung des Holocaust."
    Der
Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland behauptete dennoch,
der Papst habe einen Holocaust-Leugner "salonfähig" machen wollen.
Ein jüdischer Publizist sprach gar von der Rehabilitierung "aktiver
Judenhasser". Er nannte den Papst einen "Heuchler". Die
Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland erklärte den Dialog mit
der katholischen Kirche für ab sofort beendet.
    Zeigt die
Affäre damit nicht auch, auf welch dünnem Eis sich das Verhältnis zu den Juden
noch immer bewegt?
     
    Zu erkennen ist jedenfalls, dass
es immer noch große Ängste und Spannungen gibt und der Dialog leicht Schaden
nehmen kann und gefährdet ist. Im großen weltweiten Judentum gab es jedoch sehr
viele Menschen, die mir sofort bezeugt haben, dass ich niemals einen
Holocaust-Leugner hoffähig machen würde. Das sind Menschen, die mich kennen.
Insofern stand da ein Zusammenbruch des Dialogs nicht zur Debatte.
    Diese
Gefahr bestand am ehesten in Deutschland, wo unter den deutschen Juden offenbar
eine besonders starke Sensibilität und auch eine, sagen wir, Verletzlichkeit
gegenüber dem Papst besteht. Hier hat sich offenbar auch das generelle
Papstbild der Deutschen etwas auf das Judentum übertragen, so dass sich in
diesen Wortmeldungen nicht nur die jüdische, sondern auch die deutsche
Situation spiegelt. Wie gesagt, es war natürlich ein kritischer Augenblick, der
zeigt, wie wachsam wir sein müssen, wie gefährdet die Situation sein kann. Zugleich
hatte im weltweiten Judentum aber auch immer das Vertrauen Bestand.
     
    Angela Merkel, die protestantische
Kanzlerin jenes Landes, das für den Holocaust verantwortlich ist, forderte vom
Vatikan, sich eindeutig gegen den Antisemitismus zu bekennen; die bisherigen
Erklärungen reichten nicht aus.
     
    Ich will das nicht noch einmal
aufrollen. Anscheinend war sie über das, was die katholische Kirche inzwischen
gesagt und getan hatte, nur unvollständig unterrichtet.
     
    Besonders betrübt habe Sie, merken
Sie später an, "dass auch Katholiken, die es eigentlich besser wissen konnten,
... auf mich einschlagen zu müssen glaubten."
     
    Dass es im katholischen
Deutschland eine beträchtliche Schicht gibt, die sozusagen darauf wartet, auf
den Papst einschlagen zu können, ist eine Tatsache und gehört zu der Gestalt
des Katholizismus in unserer Zeit. Womit wir uns ernstlich beschäftigen müssen,
worum wir ringen müssen, ist, dass da wieder ein Grundeinverständnis entsteht.
     
    Für den Mai 2009, also unmittelbar
noch im Spannungsfeld der Affäre Williamson, war Ihre Reise ins Heilige Land
angesetzt, die nun mit Hochspannung erwartet wurde. Diese Reise hatte, ähnlich
wie Ihr Türkei-Besuch, der unmittelbar auf die Auseinandersetzungen um die "Regensburger
Rede" stattfand, eine erstaunliche Wendung zur Folge. Die Beziehungen
zwischen dem Vatikan und Israel, erklärte der israelische

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