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Benjamin Rootkin - Zeiten voller Zauber, eine Weihnachtsgeschichte

Benjamin Rootkin - Zeiten voller Zauber, eine Weihnachtsgeschichte

Titel: Benjamin Rootkin - Zeiten voller Zauber, eine Weihnachtsgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Mrs.Mac Dowell nicht, dass ich Sie geschickt habe. Ich glaube, das wäre ihr nicht recht.“
    Der junge Arzt nickte bloß, dann wandte er sich ab und schritt zum Schlafsaal des Waisenheims.
    Er fand wirklich, dass Ben ein guter Junge war, allerdings war sein Benehmen mehr als sonderbar.
     

Kapitel 7
     
    Die Abenddämmerung war hereingebrochen, und es herrschte ein graues Zwielicht unter dem bleiernen Himmel. Der gefrorene Schnee knirschte unter Dr.Blakes Schuhen, als er durch den Hinterhof stapfte und vor einem alten Ziegelsteinbau stehenblieb. Mit klammen Fingern kramte er das Stück Papier heraus, auf dem er die Adresse der Andrews notiert hatte. Hier musste es sein. An der rußverschmierten Wand hing weder eine Hausnummer noch ein Namensschild, aber dies war das einzig beleuchtete Fenster im ganzen Hof. Der Schein einer einzelnen Kerze flackerte hinter der beschlagenen Scheibe.
    Neben ihm gab es ein kratzendes Geräusch, und ein grauer Schatten huschte vorbei. Angewidert verzog der Arzt das Gesicht. Ratten! Bei Gott, wie konnte man nur in so einem Loch hausen, fragte er sich selbst in Gedanken.
    Glitschige Stufen führten hinunter zu einer schief in den Angeln hängenden Tür, gegen die er klopfte. Das Pochen klang geisterhaft, so als verlange jemand Eintritt in die Hölle.
    Ein kleiner Junge erschien im Türspalt und musterte ihn misstrauisch.
    „Guten Abend“, sagte Dr.Blake freundlich. „Ich bin Arzt und möchte zu deiner Mutter.“
    Ein zaghaftes Lächeln erschien im Gesicht des Kindes, und die Tür schwang ganz auf. Im Zimmer brannte eine einzelne Kerze einsam auf dem Fenstersims, und ihr zuckendes Licht offenbarte dem entsetzten Arzt die Wahrheit der Armut. Feuchtigkeit troff von den Wänden und löste die Kalkfarbe in großen Stücken. Es herrschte eine unangenehme Kälte im Raum, die sich ihm sofort auf die Lunge legte. Auf dem Boden lag ein alter Teppich, der einzige Schutz gegen den nackten Stein.
    In einer Ecke des winzigen Zimmers stand ein verrostetes Stahlrohrbett. Als er hinüberging, entdeckte er ein kleines Mädchen, das sich ängstlich an seine Mutter presste. Die junge Frau hatte die Augen aufgeschlagen und versuchte, sich mühsam aufzurichten. In ihrem Blick lag etwas, das den Doktor an ein gehetztes Tier erinnerte. Er setzte sich auf eine Kante des Bettes und legte seine Hand auf ihre heiße Stirn. Schweiß ließ ihr Haar am Kopf kleben.
    „Ich bin Arzt, Mrs.MacDowell. Sie haben Fieber!“, sagte er ernst, als er die Hand zurückzog.
    Wieder versuchte sie, sich aufzurichten, aber er drückte sie sanft zurück ins Bett.
    „Bitte bleiben Sie liegen.“
    „Aber ... aber ich habe kein Geld.“ Ihre Stimme war leise, fast nur ein Hauch.
    „Machen Sie sich darüber keine Gedanken.“
    Er öffnete seine Arzttasche und holte ein Stethoskop hervor. Verlegen schlug er die Decke zurück und öffnete die Verschnürung ihres Nachthemdes. Ihr ganzer Körper war schweißgebadet, trotzdem schien sie zu frieren. Sie zitterte am ganzen Leib, und ihre Zähne klapperten laut aufeinander.
    „Husten sie bitte einmal“, verlangte er.
    Das Echo ihres Hustens hallte schwer durch das Stethoskop zurück.
    „Jetzt bitte tief ein- und ausatmen.“
    Ein rasselndes Geräusch ertönte aus den Lungenflügeln. Er nahm sein Stethoskop ab und legte es zurück in die Ledertasche. An Andrew gewandt sagte er: „Bring mir bitte heißes Wasser.“
    Andrew, der die Untersuchung seiner Mutter mit großen Augen verfolgt hatte, rührte sich nicht.
    „Was ist?“, fragte Dr.Blake ungeduldig.
    „Wir haben kein heißes Wasser.“
    „Dann erwärme welches!“
    „Wir haben kein Holz und keine Kohlen.“
    Dr.Blake sah sich noch im Raum um. Tatsächlich, es gab nicht einmal einen Ofen, nur eine kleine Kochstelle.
    „Entschuldige, mein Junge. Hast du vielleicht Handtücher?“
    Andrew nickte und flitzte zu einem Schrank, der auf der anderen Seite des Raumes stand. Er kam mit zwei großen Handtüchern wieder.
    „Mrs.MacDowell, ich werde Sie jetzt ausziehen.“ Als sie etwas einwenden wollte, sagte er: „Es muss sein! Sie haben eine schwere Bronchitis und sind völlig nassgeschwitzt. Ich muss Sie trockenreiben.“
    Ihr Widerstand erlahmte, und Dr.Blake zog ihr das feuchte Nachthemd aus. Dann rubbelte er mit den Handtüchern und mit ganzer Kraft ihren Körper ab.
    Als er fertig war, reichte ihm Andrew ein sauberes Nachthemd, das allerdings mehrere große Löcher aufwies. Bevor Dr.Blake seine Mutter wieder ankleidete, rieb er

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