Benjamins Gärten (German Edition)
inspiziert den Garten. Sein Schwanz zuckt aufgeregt, als ein Vogel vorbeifliegt. Dann stellt er fest, was alles Spannendes auf dem Küchentisch steht. Schließlich muss er erst entscheiden, ob dies hier seinen Ansprüchen genügen kann. Marek hebt das rotbraune Bündel vom Tisch.
»Ich habe ihn fast überfahren, ein paar Dörfer weiter vor einem Bauernhof. Er sprang einfach auf die Straße, ich konnte gerade noch bremsen. Der Bauer war froh, dass ich ihn mitnehmen wollte. Ich wusste nämlich gleich, dass er dir gefallen würde.«
Wir versuchen gemeinsam, einen Namen für die Katze zu finden. Purzel, Mohrle und Cäsar schließe ich von vornherein aus. Der Name soll zu dem Kleinen passen, schlicht und doch nicht gewöhnlich sein. Doch wir finden einfach nicht den Richtigen, trotz allen Grübelns. Schließlich vertagen wir die Frage und Marek holt eine Tüte aus dem Flur.
»Ich koche uns etwas« Er beginnt auszupacken. »Das Wichtigste, Katzenfutter!«, grinst er.
Dann holt er noch Mangos, Bananen, Äpfel, eine Ananas, Reis und Joghurt aus der Tüte hervor. Wir setzen uns an den Küchentisch, schälen und zerteilen die Früchte, Marek zerlegt geschickt einen Apfel, schneidet ihn im Handumdrehen klein. Ich versuche verzweifelt, eine Mango in der Mitte zu zerteilen, bis er sie mir aus der Hand nimmt, seine schönen Hände meine Finger berühren. Er schneidet die Frucht rundherum ein, löst dann den Kern mit einem Löffel. Er hält mir eine Hälfte hin, nachdem er selbst daran gerochen hat. Ein feiner sonniger Geruch steigt mir in die Nase.
Dann schält er die Ananas, gründlich, der Aufgabe, dem Moment hingegeben. Der Schwung seiner Wimpern über seinen gesenkten Augen raubt mir einen Moment den Atem. Ich betrachte ihn verstohlen, das Messer noch in der Hand. Er hat nicht gesagt, wo er war, was er gemacht hat. Warum die paar Tage so lang waren. Er ist zufrieden. Er ist hier, das muss reichen. Und seltsam, es reicht mir, wenn ich ihn jetzt beobachte, wie er zum Herd geht, Gewürze von dem hohen Bord wählt, die Pfanne schwenkt. Wie ein Zauberer an meinem Herd hantiert.
»Du musst etwas auf die Rippen kriegen, mein Kleiner«, ruft er fröhlich. Das sagt er immer, wenn er für mich kocht. Ich mag es. Dann ist er hier, in meinem Haus, bei mir. Füllt die Küche mit seiner Anwesenheit, mit Unbeschwertheit und köstlichen Essensdüften. Füllt das ganze Haus mit Leben und Leichtigkeit.
Der Duft von Curry und Ingwer zieht herüber, ich bringe ihm das Obst. Marek summt, streichelt die Katze, streicht mir über den Rücken. Kocht mit derselben Liebe zum Detail, mit der er Häuser renoviert.
Er gießt den Reis ab, trägt ihn zusammen mit dem Obst auf, garniert ihn mit Joghurt und Nüssen. Er rückt mir den Stuhl zurecht: »Bitte, indisches Obstcurry«, setzt sich mit einem Lächeln.
Er isst geschickt mit Stäbchen, fasziniert verfolge ich, wie kleine Häppchen in seinem Mund verschwinden. Ich betrachte seine gestylten Haare. Er sitzt in meiner Küche wie ein Beau aus einer anderen Welt. Ich sehe ihn in einem Café sitzen, sich in einem Klub bewegen. Durch eine Straße gehen mit Biertischen vor den Kneipen. Mit derselben Souveränität, mit der er hier sitzt, mit der er durch den Baumarkt geht, in einem verwilderten Garten Fensterrahmen streicht. Er fügt sich hier wie dort ein mit seiner Weltläufigkeit, Gewandtheit und Bodenständigkeit. Wenn er hier ist, ist er Teil meiner Welt. Doch immer nur vorübergehend.
»Schmeckt lecker.« So raffiniert und doch schlicht wie alle seine Gerichte. So wie er. Als die Teller leer sind, holt er die Schüssel mit den restlichen Mangostückchen von dem Tischchen in der Ecke. Streift kurz über das honigfarbene Holz. »Du hast es wirklich schön hingekriegt.«
»Ich hatte ja auch genug Zeit, bis du wiederkamst.« Ich versuche noch beim Sprechen die Schärfe abzufangen. Aber zu spät, der Satz steht im Raum. Auch mein schiefes Lächeln kann nichts daran ändern. Genug Zeit, auch diesmal wieder. Doch wenn ich es ausspreche, kommt er dann überhaupt wieder? Flieht er dann nicht wie ein scheuer, schöner Falter?
Er sagt nichts, verrührt die zerdrückten Mangos mit Joghurt und Wasser. Schaut mich nicht an. Stellt ein Glas vor mich.
»Mangolassie«, sagt er leise, »ein indisches Getränk.«
Ich trinke davon. Es ist köstlich. Ich sage ihm das, vorsichtig. Er legt eine Hand auf meinen Arm, schaut mich an. Lässt die Finger über die Härchen auf meinem Unterarm gleiten.
»Komm.« Er
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