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Benjamins Gärten (German Edition)

Benjamins Gärten (German Edition)

Titel: Benjamins Gärten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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führt mich hinaus in den Garten. Unter dem Birnbaum setzt er sich hin, lehnt sich an den Stamm. Ich zünde mir eine Zigarette an. Dann lege ich meinen Kopf in seinen Schoß. Sein Gesicht leuchtet in dem fleckigen Schatten unter dem Blätterdach. Er fährt durch meine Haare, seine Fingerspitzen streicheln über meine Schläfen, verharren hinterm Ohr.
    Ich ziehe an der Zigarette, schließe die Augen, ein Sonnenfleck dringt hell durch meine Lider. Ich muss daran denken, wie ich einmal den Kopf in Davids Schoß legte, er mir den Joint an die Lippen hielt.
    »Mir hat mal jemand auf diese Art einen Joint gegeben«, sage ich zu Marek, ohne die Augen zu öffnen.
    »Erzähl mir von ihm«, flüstert er.
    Ich zögere kurz. Aber dann erzähle ich. Von der Obstwiese, von der Hängematte, vom Regen. Von Davids blasser Haut, von der aphrodisierenden Wirkung, die sein langes rotes Haar auf mich hatte. Ich öffne die Augen nicht. Bin wie im freien Fall, hoffe, danach sicher in seinem Schoß zu landen. Marek hört nicht auf, durch mein Haar zu fahren. Ich denke an Davids Hände, die mich nie so berührt haben.
    Ich blicke auf, sehe in Mareks Gesicht. Komme wieder in der Gegenwart an. Er nimmt mir die Zigarette aus der Hand, hält sie mir an die Lippen. Ich ziehe daran, schließe die Augen wieder.
    »Schläfst du heute Nacht bei mir?« Ich warte auf den freien Fall. Das erste Mal, dass ich diese Frage stelle.
    »Mal sehen«, er schiebt meinen Kopf von seinem Schoß, »jetzt muss ich erst mal in die Villa.«
    Er steht auf, geht ein Paar Schritte. Dann schaut er über die Schulter: »Nenn den Kleinen doch einfach Marek, schließlich habe ich ihn dir mitgebracht.« Womit er geht.
    Ich drücke die Zigarette im Gras aus. Ja, das könnte ihm so passen, dass ich bloß immer an ihn denke. Eine Katze braucht einen eigenen Namen. Sie ist eine eigene Persönlichkeit. Wenn auch genauso stolz und selbstbewusst wie er.
    Er kommt bestimmt nicht wieder. Hat ja mit seiner geliebten Villa zu tun. Die er eine ganze Weile gut allein lassen konnte. Die auch ohne ihn gut klargekommen ist. Ihn gar nicht vermisst hat; anders als ich.
    Ich schaue hoch zum Haus. In dem offenen Spalt des Küchenfensters hat sich ein kleines Näschen geschoben, das hartnäckig an dem Haken ruckelt, der das Fenster arretiert. Schließlich löst er sich und der Kleine springt vom Fensterbrett ins Gras. Dann kommt er leichtfüßig-heiter auf mich zu. Ich lege mich auf den Bauch, Katzen und Kindern sollte man auf Augenhöhe begegnen. Der Kleine mauzt kurz vorwurfsvoll und stupst mit seinem Näschen an meine Nasenspitze.
    »Du brauchst einen Namen«, erkläre ich ihm. Ich grüble wieder. Marek ist ein schöner Name, vielleicht etwas Ähnliches. Endlich habe ich eine Idee: »Was hältst du von Jurek?« Er reibt sein Köpfchen an mir und schnurrt dezent. Damit ist es also entschieden. Nun macht er sich auf, den Garten zu erkunden. Ihm gefällt es hier sofort. Mit den kraftvollen, geschmeidigen Bewegungen eines Panthers schleicht er durchs Gras, verschwindet im Dickicht. Da und dort sehe ich den Wipfel einer Grasähre wackeln, vielleicht vom Wind, vielleicht vom Kater. Weit entfernt von der Stelle, an der er verschwunden ist, vernehme ich schließlich ein leises Rascheln und Jurek tritt durch eine Wand aus Gräsern. Die Lücke schließt sich hinter ihm und er kommt auf mich zu mit der Eleganz und unauffälligen Zielsicherheit eines Liebhabers. Legt sich neben mich, sagt, dies alles ist jetzt mein.
    Die Dämmerung ist in die Ecken gekrochen, nur die Fenster schimmern noch hell. Ich lege mich aufs Sofa. Draußen ist es still, bis auf einen Vogel, der hartnäckig singt, um den Tag zu verabschieden. Das Haus schweigt. Nur die Uhr an der Wand tickt, zerteilt die Minuten. Ich schließe die Augen. Der Tag zieht an mir vorbei. Die abweisende Villa, Jurek stolziert zur Tür herein, Marek am Herd. Die Wiese, sein Gesicht über mir. Minuten huschen ungesehen vorbei, Gedanken, die sich nicht sammeln wollen. Sekunden beginnen sich zu dehnen. Es wird spät. Es lohnt sich nicht zu warten.
    Jemand klopft ans Fenster. Ich springe auf. Es klopft noch einmal. Ich laufe zur Haustür, öffne sie nur einen Spalt, blockiere den Weg. Ich will ihm meine Freude nicht zeigen. Aber dann muss ich lächeln und er schiebt sich an mir vorbei, grinst, legt die Hand im Vorbeigehen auf meine Schulter. Wir reden nicht, ich gehe vor ihm her die Treppe hinauf.
    Als ich die Tür hinter uns schließen will, ist Jurek

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