Benjamins Gärten (German Edition)
plötzlich wieder da, von den geheimen Abenteuerspielplätzen des Hauses zurück, begehrt auch Einlass. Er nimmt selbstverständlich hin, dass er ihm gewährt wird. Dehnt sich ausgiebig, gähnt mich mit aufgerissenem Mäulchen an und rollt sich dann auf dem weichen Teppich vor dem Bett zusammen. Wir steigen über ihn hinweg.
Erst als ich Mareks Körper an meinem Rücken spüre, seine Wärme, weiß ich, er ist gekommen. Er ist bei mir. Ich schließe die Augen.
»Gute Nacht, Marek«, flüstert er. Einen Moment bin ich verwirrt, dann begreife ich.
»Er heißt Jurek«, sage ich mit Genugtuung in der Stimme. Fühle seinen Lippen in meinem Nacken. Sein Arm um meine Brust gelegt, hält mich.
»Das andere Schlafzimmer hier oben ist doch größer, du könntest es dir doch einrichten.«
Ich stelle fest, dass man auch im Bett liegend frei fallen kann. Ich lasse die Augen fest geschlossen, möchte auch meine Ohren verschließen. Fallen, ohne Boden, nichts zum Festhalten in der Nähe. Versuche ruhig zu atmen wie ein Schläfer. Er bohrt nicht weiter, liegt ganz ruhig.
»Schlaf gut, Benjamin«, wispert er nach einer Weile, haucht meinen Namen. Ich lausche noch lange seinem ruhigen Atem.
Dächer
Sein Gesicht nah neben mir im gedämpften Morgenlicht. Ich lächle, schließe die Augen wieder. Im Bett ist es warm, ich schmiege mich an seinen Körper, kühle Morgenluft weht zum Fenster herein. Keine Lust aufzustehen, treibe wieder weg.
Die Sonnenstrahlen haben die Fensterlaibung erreicht, sein Gesicht immer noch so friedlich, drehe mich herum, drücke meinen Hintern an ihn. Spüre seinen Körper antworten, eine Kurve für meinen bilden, sein Arm um meine Brust. Sein ruhiger Atem.
Ich habe mich daran gewöhnt, ihn jeden Morgen an meiner Seite zu finden, manchmal in der Villa, manchmal hier bei mir. Ausgekostete Tage, nach dem Zwölften habe ich aufgehört zu zählen. Wieso auch. Er ist da. Ich strecke die Arme über den Kopf, räkele mich wohlig, schnurre wie Jurek. Meine Augen wollen sich gar nicht öffnen, können es noch eine Weile aushalten, auf die Welt in mir zu lauschen. Wegdösen.
Ich drehe mich herum, etwas fehlt an meiner Seite. Öffne langsam die Augen. Er steht am Fenster, Morgenlicht im Rücken, auf die Fensterbank gestützt. Nur ein weißes Hemd am Körper. Blauer Sommerhimmel, frische Luft, die einen warmen Tag verspricht. Schöne Beine. Ich setze die Füße auf die Dielen, gehe zu ihm. Blaue Augen, säuerlicher Atem in seinem Kuss. Hände auf meinem Hintern. Ich blicke über seine Schulter in das im Morgenlicht glitzernde Grün. Knie mich hin, blonde Härchen auf seinen Schenkeln, bürste sie mit meiner Zunge gegen den Strich. Blicke hoch, strecke meine Zunge wieder aus, lasse seinen Körper antworten. Nehme ihn auf, lasse mir Zeit. Seine Hand klammert sich an das Fensterbrett, die Knöchel ganz weiß. Ich erhöre seine stumme Bitte, werde schneller, gieriger, halte mich an seinen Schenkeln fest. Schweiß rinnt durch die dunklen Härchen. Blicke hoch. Seine verschleierten Augen. Sie genießen es, mich zu betrachten. Alle Zurückhaltung fällt von mir ab. Schließe die Augen, seine Hand legt sich schwer auf meine Kopf. Spüre seinen Puls zwischen meine Lippen, jede seiner Regungen. Weiche nicht aus, als er aufschreit und kommt.
Ich spüre erst jetzt, dass meine Knie weh tun, lasse mich hochziehen. Lasse mich halten, mit schmerzenden, zittrigen Knien, erschöpft und selig. Blicke über seine Schulter in die unschuldige Welt draußen. Das Fenster stand die ganze Zeit offen.
Ich spüre, wie sich sein Herzschlag beruhigt. Er zieht mich noch einmal fest an sich, lächelt verschmitzt und nimmt meine Hand. Er führt mich aus dem Zimmer, die Stiege zum Dachboden hinauf. Verrät nicht, was er vorhat. Sein Arsch lugt unter dem Hemd hervor, als er vor mir die Stufen hochsteigt.
Unter den Dachschrägen stapelt sich Gerümpel, alte Möbel, Koffer, von dicken Staubschichten bedeckt. Nur in der Mitte ist ein Gang frei geblieben. Es riecht nach Heu, obwohl es schon seit Jahren nicht mehr hier gelagert wird. Marek geht herum, inspiziert das Dach und die Balken. Ich bleibe in der Mitte stehen, beobachte sein Tun mit angehaltenem Atem. Habe begriffen, dass er sein Versprechen einlösen will.
»Einige Stellen sind undicht. Hier, die weißen Flecken, da wird das Holz feucht. Du solltest es bald ausbessern lassen. Ich denke, es ist nicht weiter schlimm.«
Er kommt zu mir, schaut in mein angespanntes Gesicht. Lächelt beruhigend:
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