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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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keine Chance, wenn du nicht absolut authentisch angezogen bist. Wir hätten dir natürlich ein Kopftuch umbinden können …“
    Helena schnappte nach Luft. „Das sagst du erst jetzt?“
    „Aber das wäre zu schade gewesen, bei deiner Haarfarbe. Echte Rothaarige werden von den Mittelalter-Freaks vergöttert.“
    „Oder als Hexen verurteilt.“ Sie zog mit dem Zeigefinger eine Linie quer über ihre Kehle und ließ die Zunge heraushängen. „Na los, zeig das Kleid her, das du mir mitgebracht hast.“
    Steffi nahm einen Plastiksack von Helenas Sofa. „Wage es nur nicht, dich darin auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu lassen. Irgendwann passe ich da wieder rein und dann möchte ich es zurück.“
    Wieder und wieder drehte sich Helena vor dem mannshohen Standspiegel im Schlafzimmer. Steffi hatte nicht zu viel versprochen, das Gewand sah umwerfend aus. Das fast bodenlange Unterkleid war aus dünnem, teilweise schon fadenscheinigem Leinen, tailliert und an den Ärmeln weit und flatterig geschnitten. Die darüber hängende dunkelgrüne Schürze im Stil eines Skapuliers bestand aus grobem Hanf. Beiden Teilen sah man ein gewisses Alter an, was die Gewandung nur authentischer machte.
    Steffi, gekleidet in einen mehrfarbigen Flickenrock, eine cremefarbene Bluse und eine lederne Tunika, betonte soeben ihre Augen dezent mit Kohlestift und versäumte nicht, auch ihre Wangen mit schwarzen Streifen zu zieren, als wären sie schmutzig.
    „Müssen wir auch riechen wie im Mittelalter?“, fragte Helena und warf sich einen der beiden gewalkten Kapuzenumhänge über die Schultern.
    „Das, meine Süße, übernehmen traditionell die Männer. Ich bin fertig. Wollen wir los?“
    Helena nickte, kraulte Cat zum Abschied unter der Schnauze und schlüpfte in ihre Doc Martens. Als Steffi hinsah, ließ sie schnell den Saum des Kleides über die Schuhe rutschen. Der Frau war zuzutrauen, dass sie sogar gegen die Schuhe Einwände erheben würde.
    Die Fahrt dauerte eine knappe halbe Stunde und endete auf einer Weide mitten im Wald, die nur als Parkplatz zu erkennen war, weil bereits mehrere Autos dort abgestellt waren.
    „Westen“, erklärte Steffi strahlend und sah Helena auffordernd an. „Wir müssen Richtung Westen gehen.“
    „Aha. Dann hast du einen Kompass?“
    „Nein. Ich wollte mir schon ewig einen kaufen.“
    Helena musste lachen. „Sehr schön. Dann warten wir auf den nächsten strenggläubigen Muslim, der zufällig hier durch den tiefsten Schwarzwald spaziert, und schauen, in welche Richtung er betet. Wir gehen dann in die andere.“ Sie schnalzte mit der Zunge. „Jetzt mal im Ernst, Steffi. Wir stehen mitten in der Pampa, es ist dunkel und du hast keine Ahnung, wohin wir müssen? Sollte ich diesen Ausflug schon im Voraus bereuen?“
    Steffi winkte ab. „Blödsinn. Sieh mal, da kommt schon das nächste Auto. Wir gehen denen einfach hinterher. So mach ich das immer.“
    Helenas Augenbrauen hoben sich unweigerlich. „Okay. Ich schenke dir morgen einen Kompass.“
    Die ankommenden beiden Pärchen besaßen nicht nur eine Karte sowie einen Plan, wohin sie gehen mussten, sie waren auch mit Lumpenfackeln und Lampenöl ausgerüstet und hatten nichts dagegen, dass Helena und Steffi sich ihnen anschlossen. Einer der Männer reichte sogar freundlicherweise ein Horn mit Honigwein herum.
    Der Weg führte auf einem Trampelpfad mitten durch den Wald. Helena dankte im Stillen ihrem festen Schuhwerk und zog das Cape enger um ihren Körper. Nebel waberte bis auf Kniehöhe über den Boden. Es war völlig still im Wald. Kaum vorstellbar, dass ganz in der Nähe ein Fest stattfinden sollte. Doch nachdem sie einen dicht bewachsenen Hügel umrundet hatten, vernahm sie die ersten Geräusche und kurz darauf breitete sich eine große Lichtung vor ihnen aus. Mehrere Feuer beleuchteten die Kulisse und am anderen Ende der Wiese zeichneten sich die Umrisse eines Podestes ab. Das war vermutlich die Bühne. Die ersten Tänzer bewegten sich bereits zu den Klängen der Musik.
    Zwei als Henker kostümierte Männer flankierten mit Fackeln in den Händen und Äxten an den Gürteln den Eingang, der sich zu Helenas Erschrecken als eine Lücke im Zaun entpuppte. Man hatte den Stacheldraht durchtrennt, der Bolzenschneider lehnte noch an einem Zaunpfahl. Mit regloser Miene nahmen die Hünen das Eintrittsgeld entgegen.
    „Toller Beruf“, flüsterte Helena. „Klischeehenker. Finster rumstehen und böse gucken.“
    Steffi machte eine knappe Kopfbewegung, worauf Helena

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