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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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wieder zu den Männern sah und beobachtete, wie diese ein Grüppchen junger Leute abwiesen, die der Kleiderordnung nicht zu hundert Prozent entsprachen. Einer der Jungs trug Bluejeans.
    „Ganz schön penibel, was?“ Steffi knuffte Helena in die Seite und hakte sich bei ihr unter. „Aber jetzt rein ins Vergnügen. Komm, wir gehen zur Bühne. Aber pass auf, tritt nicht in einen Kuhfladen.“
    Helena kam aus dem Staunen kaum hinaus. Mittelaltermärkte hatte sie schon einige gesehen, aber diese Veranstaltung war damit in keiner Weise vergleichbar. Vermutlich lag es daran, dass hier tatsächlich ein jeder gekleidet war, als käme er direkt aus einer vergangenen Zeit. Vielleicht an den vielen Feuern, die überall flackernde Schatten entstehen und verschwinden ließen und die dominierende Dunkelheit mit ihrem Licht doch nicht durchbrachen. Oder auch an den Gerüchen, den Klängen mittelalterlicher Instrumente, den herumstreunenden Hunden. Es war faszinierend. Eine alte Frau verkaufte Met aus einem Fass, das sie auf einem Karren vor sich herschob. Ein Mönch führte einen mit Säcken beladenen Esel durch das Getümmel und zu Füßen zweier schwatzender Mägde spielten drei vor Dreck starrende Jungen mit geschnitzten Holzpferden im Gras. Helena stieß gegen einen torkelnden, mit einer Mistgabel ausgerüsteten Mann, als sie sich fast den Hals nach den Kindern verrenkte. Hatten sie irgendwo ein Zeitportal durchschritten? Sie fragte sich, wie viele dieser Leute Besucher waren. Bei etlichen musste es sich um Schauspieler handeln, die für das lebensechte Gefühl der Szenerie sorgten. Eine hinkende Bettlerin, die kaum mehr als Lumpen am Leib trug, hinterließ tatsächlich ein schlechtes Gewissen, als sie flehenden Blickes vorbeischlurfte. Die konnte doch nicht echt sein. Allerdings roch sie, als sei sie es.
    Steffi zupfte an Helenas Ärmel und deutete zur Bühne. „Wir kommen gerade richtig, gleich geht die Post ab.“
    Auf dem Holzpodest musizierten zwei Trommler und ein Dudelsackpfeifer, die sich gegenseitig im Lärmen zu übertrumpfen versuchten. Ein Fiedler und ein Drehleierspieler saßen am Bühnenrand und schäkerten mit einer rundlichen Frau, die hinter der Harfe saß und Pfeife rauchte. Auf der anderen Seite der Bühne jedoch wiesen ein paar Leute deutlich auf das einundzwanzigste Jahrhundert hin. Desillusioniert und auf gewisse Weise enttäuscht beobachtete Helena, wie zwei E-Gitarren und eine Bassgitarre verkabelt und an Verstärker angeschlossen wurden. Irgendwo hinter der Bühne musste ein Generator stehen, denn ansonsten gab es nirgendwo Strom.
    „Das gibt aber einen Punktabzug in der Authentizität“, rief sie Steffi zu.
    Die zwinkerte. „Wart’s ab.“
    Mehr und mehr Menschen versammelten sich vor der Bühne, es wurde zunehmend enger. Steffi verschwand und kehrte kurz darauf mit zwei Hornbechern zurück. In ihrem eigenen befand sich Wasser, in Helenas ein dunkles Gebräu, das mit seinem süßen Geschmack an Malzbier erinnerte, aber ganz sicher weit mehr Alkohol enthielt. Sei es drum. Sie nahm einen großen Schluck.
    Als ein paar knapp bekleidete und mit Kriegsbemalung verzierte Männer aus der Menge drängten und die Bühne bestiegen, erhob sich Jubel. Die Musiker mit ihren altertümlichen Instrumenten waren inzwischen mehr geworden. Helena erkannte ein Gemshorn in den Händen einer Frau, eine Leier und noch mehr Flöten aller Art. Die Hinzugekommenen schlugen sich gegenseitig auf die Schultern und griffen nach den Gitarren. Einer der Trommler brüllte eine Anweisung und gab donnernd den Takt vor. Dudelsäcke und Fiedeln stimmten ein.
    Kaum ein Paar Füße blieb noch still. Das Gedränge wurde dichter, jeden schien es näher an die Musik zu ziehen, die ersten begannen, ausgelassen zu tanzen. Vereinzelt waren anfeuernde Rufe lauter als die Musik, und auf der Bühne reagierte man auf diese. Noten oder einstudierte Stücke schien es nicht zu geben. Man spielte spontan und doch aufeinander abgestimmt. Per Blickkontakt kommunizierten die Musiker, sodass ihre Instrumente sich gegenseitig in Szene setzten, statt sich zu übertönen. Ein Solo eines Flageolett- Flötenspielers läutete den Einsatz der E-Gitarren ein. Es klang überwältigend, wie harmonisch sie sich einfügten, der Musik etwas Neues einhauchten, ohne den Tenor zu verändern.
    Das Publikum tobte, johlte und stampfte im Takt. Etliche Menschen – es mussten inzwischen drei- oder vierhundert sein – wurden zu einer begeisterten Masse. Helena fühlte

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