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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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einmal deren Konsequenzen fürchten und biss hart die Zähne zusammen. Dass sie seinen aufgesetzten Mut durchschaute, war beschämender als eine Ohrfeige.
    „Erzürne mich nicht“, sagte sie ruhig. „Du musst mich verstehen. Lerne, wahre Furcht zu empfinden und überwinde sie. Andernfalls wird der Fluch ewig sein.“
    Sie trat unter den Ast, auf dem der Vogel verbrannt war, wo sie niederkniete, eine Handvoll der Phoenixasche aufhob und zwischen ihren Fingern verrieb. Dann kehrte sie zu Samuel zurück. Er keuchte leise auf, als ihre Macht ihn in die Knie zwang, ohne dass sie nur ihre Stimme erheben musste. Schließlich berührte sie seine Schläfen, strich zärtlich über seine Augen. Er spürte die Asche auf der Haut seiner Lider haften, wollte sie fortwischen, aber seine Hände versagten ihm den Dienst. Obwohl er es nicht wollte, legten sie sich auf die Hüften des Schicksalskindes und er neigte das Gesicht zu Boden. Ein sanftes Vibrieren erfüllte seinen Kopf, sein Körper schien wie in warmem Wasser zu schwimmen.
    „Ewig, Samuel“, hauchte sie in sein Haar. „So ewig wie der Phoenix.“ Sie hob sein Kinn an und küsste seine Stirn. Er sank zu Boden und es wurde dunkel.

6
    Will you still wait for me?
Will you still cry for me?
Come and take my hand .
    Blind Guardian, The Maiden and the Minstrel Knight
    „A ch du liebe Güte. Ich weiß, er hat wunderschöne Augen und der Body ist das, was andere in Stein meißeln. Aber vergiss diesen Kerl. Augenblicklich!“
    Steffis eindringliche Worte kamen einer Hypnose schon recht nahe. Helena seufzte innerlich. Toni hatte ihr bereits abgeraten, zu viele Gedanken an Samuel Maleiner zu verschwenden, auch wenn er ihn als einen seiner besten Lieferanten für antike Instrumente bezeichnete. Von Steffi hatte sie sich Schützenhilfe erhofft, offenbar vergebens. Sie fuhr fort, die Holzperlen aus Helenas Haar zu entfernen. Helena grübelte, wie sie ihr weitere Informationen entlocken konnte, ohne zu viel Interesse zu offenbaren. Cat winselte im Schlaf und rollte sich auf ihrer Decke neben dem Sofa zu einer Kugel zusammen.
    „Ihr scheint ihn ja nicht besonders zu schätzen“, wagte Helena sich vor. „Ich frag mich, warum.“
    „Ach, er ist ein Eigenbrötler und will mit niemandem etwas zu tun haben.“ Steffi schürzte abfällig die Lippen. „Niemand ist ihm gut genug.“
    „Möglicherweise hat er seine Gründe.“ Spontane Anfälle von Todessehnsucht vielleicht. Depressionen oder Derartiges.
    „Ich glaube, er ist einfach nur arrogant“, ließ Steffi verlauten. „Toni hat ihn schon so oft zu seinen Partys eingeladen. Keiner der Stammkunden oder Lieferanten lässt es sich entgehen, wenn Toni etwas zu feiern hat. Herr Maleiner“, sie sprach den Namen aus, als wäre es eine Krankheit mit nässendem Hautausschlag an intimen Körperstellen, „lehnt ab. Und zwar jedes Mal. Möchtest du ein Beispiel? Im Juni hatte das Notenhaus sein zehnjähriges Jubiläum. Toni hat das Ganze riesig groß in der Stadthalle gefeiert. Die Einladungen gingen im Februar raus.“ Steffi zog ungeduldig an der letzten Perle und blies sich eine Locke aus dem Gesicht. „Ob du es glaubst oder nicht, aber Mister Wichtig hatte für diesen einen verdammten Samstagabend – einen Samstagabend vier Monate später – bereits etwas vor. Er war untröstlich. So wie er immer untröstlich ist.“
    Helena kam die Vermutung, dass Samuel auch Steffi abgewiesen hatte, aber das behielt sie für sich. Ob er an einer Sozialphobie litt? Vielleicht war er gar schizophren. Sie schüttelte den Gedanken ab. Nein, wirklich besser arrogant, alles andere schien weit komplizierter. Zu kompliziert für ihren Geschmack.
    „Klingt tatsächlich nicht sehr nett“, gab sie widerwillig zu.
    Steffi zuckte mit den Schultern. „Das sieht man doch schon an seinen Ohren.“
    „Wie das denn?“ Helena musste grinsen.
    „Na ja, er hat kleine Ohrläppchen. Das ist typisch für Menschen, die die Unwahrheit sagen. Früher schnitt man Lügnern die Ohrläppchen nämlich ab.“
    „Und das hat sich mit der Neigung zum Schwindeln weitervererbt?“ Helena prustete los. „Du musst ihn sehr genau beobachtet haben, wenn dir seine Ohren so vertraut sind.“
    Steffi gab nur ein amüsiertes „Hmpf, so was sieht man doch von Weitem“ von sich, kämmte Helena mit den Fingern durchs Haar und hielt das Thema offenbar für erledigt. „Ich bin fertig. Tut mir echt leid, dass deine Perlen und die Rastas raus mussten, aber auf diesen Events hast du

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