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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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Griff um ihre Taille. Helena schrie auf und wirbelte herum.
    „Bei allen Mächten, Steffi!“, keuchte sie. „Willst du mich umbringen?“
    Steffi lachte. „Du bist ganz blass, Süße. Hab ich dich so erschreckt? Tut mir leid.“ Sie raffte den Rock und drehte sich ausgelassen. Damit Helena sie verstand, musste Steffi gegen den Lärm anschreien. „Und? Ist das nicht der Wahnsinn hier?“
    „Wahnsinn. Absolut“, stimmte Helena leise zu. Sie drehte sich zurück in die Richtung, in der sie den seltsamen Mann vermutete.
    Wo bist du? Zeig dich .
    „Gehen wir was trinken, Helena?“ Steffi riss sie erneut aus ihrer Konzentration. Mist. Doch sie stimmte zu.
    „Ich gehe uns etwas holen.“ Sie fischte ihren Becher aus der Schürzentasche, nahm Steffis entgegen und hielt auf einen der kleinen Stände zu.
    „Zwei Wasser, bitte.“
    „Wasser?“ Der Alte spuckte hinter seiner provisorischen Theke auf den Boden. „Wasser ist dreckig, rote Maid. Darin dümpeln Pocken, Typhus und die Pest. Wenn Ihr Euer Gedärms gerne außerhalb Eures dürren Hinterteils wiederfinden wollt, dann haltet Euch an Wasser.“ Er schenkte aus einem tönernen Krug die Becher voll. Für Wasser war die Flüssigkeit zu golden, gleichzeitig waren seine Finger für einen Schankwart zu schmutzig. „Wenn Ihr gesund bleiben wollt, dann nehmt das. Das ist sicherer heutzutage.“
    Helena verkniff sich eine freche Bemerkung und lächelte. „Habt Dank für Eure Sorge, werter Mann. Das ist sehr freundlich von Euch. Aber ich wünsche wirklich Wasser.“
    „Ihr könnt mir glauben, dass ich mein Geschäft verstehe. Ich sage Euch …“
    Er verstummte abrupt, als eine Hand an Helenas Seite vorbeischoss, nach dem Becher griff und dem Alten den Inhalt ins Gesicht spritzte. Sie sah kaum mehr, als das breite, mit drei Schnallen geschlossene Lederarmband, das sich so eng um den Unterarm schloss, dass die Adern hervortraten.
    „Die Pilgerin will Wasser“, sagte eine leise Männerstimme. „Muss ich dir die Ohren mit deiner Pferdepisse durchspülen, oder verstehst du es auch so?“
    Ganz langsam drehte Helena den Kopf in Richtung des Mannes hinter ihr. Ihr vermeintlicher Geist war keiner, er stand leibhaftig da und funkelte den verdatterten Alten aus kühlen, grauen Augen an.
    „Schon gut, schon klar“, gab dieser kleinlaut nach. „Ich habe Euch ja verstanden.“ Während er sich die Flüssigkeit aus den Augen rieb, griff er blind nach einer Flasche Mineralwasser unter dem Tresen und schob sie Helena entgegen. „Geht aufs Haus, rotes Frollein. Au, versauter Mist, das Zeug brennt. Ihr müsst doch nicht gleich so rabiat werden.“ Murrend wandte er sich ab, um sich dasGesicht in einem Eimer Kühlwasser zu waschen.
    Helena kämpfte gegen ein Kichern. „Danke schön“, presste sie hervor. „Aber Sie hätten ihm sein Gebräu wirklich nicht ins Gesicht kippen …“
    „Meine Sache“, unterbrach er.
    Es hätte barsch geklungen, doch er zeigte ein kurzes, aber aufrichtiges Lächeln. Ihr Blick klebte an seinem Haar. Es reichte ihm bis auf die Schultern und glänzte schwarz, war jedoch von einigen schiefergrauen Strähnen durchzogen. Er war allenfalls dreißig und damit reichlich jung für graue Haare. Sie musste jedoch zugeben, dass sie ihm etwas Besonderes verliehen. Außergewöhnlich, weil seine restliche Erscheinung so perfekt aufeinander abgestimmt schien. Hohe Stirn, eine gerade Nase. Markante Kinnpartie, schmale Lippen und diese stechenden Augen. Einerseits wirkte er unauffällig, andererseits alles andere als durchschnittlich. Ihr war, als stünde sie vor einer hübscheren Version von Chriss Angel.
    „Du musst vorsichtiger sein, Pilgerin“, raunte er ihr zu. „Nicht jeder, der dir freundlich scheint, bedeutet Gutes für dich.“
    Sie räusperte sich, worauf er durchatmete, ihr zunickte und ging. Es dauerte einen Moment, ehe sie begriff und sich die entscheidende Frage stellte: Hinterherlaufen, oder ihn gehen lassen?
    Steffi erschien an ihrer Seite, womit die Sache erledigt war. „Hey, ich warte die ganze Zeit auf dich. Was machst du denn so lange hier?“
    Helena drückte ihr die Wasserflasche in die Hand und sah dem Mann nach. „Was ich … mache?“ Starren. Ihm nachstarren, wie er zwischen den Menschen verschwand, unsichtbar wurde und nicht mal einen Namen in ihrer Zeit zurückließ. „Wenn ich das wüsste.“

7
    Wir sind uns niemals so treu,
wie in den Augenblicken der Inkonsequenz .
    Oskar Wilde
    D ie Woche zog sich in die Länge. Helena

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