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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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sagte Zoe.
    »Ja, genug ist genug«, bekräftigte Ed.
    »Aber, ich …«, protestierte Benny.
    »Wir wissen schon«, sagte Heather. »So läuft es bei dir zu Hause.«
    Benny sah zu Grace hinüber. Sie verstand doch bestimmt, dass das nur ein blöder Unfall gewesen war. Aber Grace war die Grausamste von allen. Sie weinte nur leise in eine König-der-Löwen-Serviette hinein.
    Benny fing an zu schwitzen. Er hatte das Gefühl, als würden seine Füße in den Turnschuhen schwimmen. »Hör zu, Grace …«
    »Lass uns einfach in Ruhe«, schnitt ihm Heather, jetzt richtig in Fahrt, das Wort ab. »Wir haben keine Lust mehr, uns zu bemühen und nett zu dir zu sein. Einige wollten das schon von Anfang an nicht.«
    Wenn Benny später über diesen Abend nachdachte, stellte er sich gerne vor, dass er den Ort des Geschehens mit einer gewissen Würde verließ. Die traurige Wahrheit war, dass er davonstürzte wie Georgie, wenn er die beleidigte Primadonna spielte.
    Das war’s, dachte Benny. Dieses Land bekommt keine Chance mehr. Er hatte das Seine getan, hatte sich neuen Erfahrungen geöffnet. Aber dieser letzte Vorfall war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wirklich witzig, wenn man bedachte, dass er in einem Land war, in dem es kaum regnete.
    Benny erreichte die Haustür. Dahinter saß Georgie. Und war das nicht ein gefundenes Fressen für den Schleimer? Er hob die Hand zum Türgriff. Seine Finger streiften etwas Hölzernes und stießen es um. Er wusste sofort, welches Holz sich so anfühlte, und fiel auf die Knie wie ein Ritter, der den Heiligen Gral gefunden hat.
    Es war sein Hurling-Schläger. Auferstanden von den Toten. Und vollkommen unversehrt. Benny war verblüfft. Wie war das möglich? Wenn man einen Schläger an den Schienbeinschützern eines Mitspielers abbrach, war das normalerweise das Ende. Benny balancierte den Schläger auf einem Finger und prüfte das Gewicht. Es hatte sich praktisch nicht verändert. Der Schaft war von einem klebrigen, elastischen Material umhüllt, das an Gips erinnerte, nur dass es abgeschmirgelt und lackiert war. Er ließ den Schläger schwingen. Das leise Pfeifen hörte sich ein bisschen anders an, als ob die Oberfläche nicht ganz glatt wäre. Dann lehnte er den Schläger schräg gegen die Wand und stellte einen Fuß genau in die Mitte. Der Schläger federte, brach aber nicht. Das war wirklich erstklassige Arbeit. Das musste man zugeben. Aber wessen Arbeit?
     
    EuroGas beleuchtete den Sternenhimmel so hell, dass selbst die Lichter der Stadt daneben verblassten. Benny spähte in die Nacht und versuchte, die Hütte des tunesischen Jungen auszumachen. Nach einer Weile meinte er einen dunklen Schatten auf dem Boden unter sich zu erkennen.
    Wenn man Benny gefragt hätte, was er sich dabei gedacht habe, als er auf die Umfriedung eines bewachten amerikanischen Camps geklettert war, hätte er keine genaue Auskunft geben können. Wahrscheinlich war es einfach ganz normale menschliche Neugier.
    Er musste herausfinden, was sein neuer Feind oder Freund vorhatte. Vielleicht würde er nur hinunterspringen und der Seitenwand der Hütte einen Fußtritt verpassen. Und sehen, was dann passierte. Es war sozusagen ein Plan mit offenem Ende. Der Anfang stand fest und war klar, aber dann wurde er immer vager. Dennoch ließ Benny sich von der Mauer fallen, kaum dass ihm der Gedanke gekommen war. Pater Barty hatte zwei Theorien über Bennys spontane Aktionen: Wenn er einen Punkt damit machte, dann hatte er einfach eine gute Nase. Wenn nicht, dann war er ein Idiot, der niemals nachdachte, bevor er handelte. Unter seinen Turnschuhen knirschte der Kies. Er blieb einen Moment in der Hocke und lauschte, ob sich etwas bewegte.
    Die Nacht schien auf einmal voller Geräusche, die er vorher nicht wahrgenommen hatte. Viele Hunde waren draußen und heulten. Auch Schafe fielen ein. Wahrscheinlich wurden sie von den Hunden gejagt. Zirpende und pfeifende Insekten warteten darauf, sich in der Nacht auf Aas zu stürzen oder Blut zu saugen. Es war wie in einem Tarzan-Film. Wenigstens klang Afrika jetzt so, wie es dem Fernsehen nach klingen sollte.
    Benny hörte etwas hinter sich. Er wirbelte herum und stolperte beinahe über seine eigenen Schuhbänder. Ein roter Punkt glühte in der Schwärze unter der Mauer. Jemand genehmigte sich heimlich, still und leise eine Kippe. Der rote Punkt sprang einen halben Meter nach oben und bewegte sich dann aus dem Schatten der Mauer heraus. Es war natürlich sein lieber Kumpel, wie

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