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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Gebiet außerhalb der Mauer setzen, und zwar wenn er nach Hause fuhr.

Klebriges Zeug
    Die Koffer kamen am Freitag. Gott sei Dank. Die Shaws hatten das Stadium erreicht, in dem man Unterwäsche wäscht und dann nur mit einem Handtuch bekleidet herumsitzt und darauf wartet, dass sie endlich trocken ist. Ma begrüßte ihren Kosmetikkoffer wie einen verloren geglaubten Verwandten. Der Schleimer nahm die Gelegenheit natürlich bereitwillig wahr und spielte sich in Rage. Er umarmte jeden Gegenstand innigst und Tränen des Heimwehs schwammen in seinen Augen.
    Benny zeigte sich weiterhin schlecht gelaunt und weigerte sich, sich über irgendetwas zu freuen. Er hing nur herum, eingehüllt in eine Mischung aus Antimostique und Ambre Solaire.
    In der Schule wurde es auch nicht besser. Der internationale Lehrplan passte überhaupt nicht zu Bennys Vorstellungen von einer idealen Schulbildung. Hier konnten sie nicht einmal richtig schriftlich subtrahieren. Sie machten so einen Blödsinn namens Umbenennen, statt einfach zur Zehn zu ergänzen. Es war völlig einleuchtend, oben die Zehn zu borgen und sie unten zurückzugeben und dabei immer daran zu denken, dass eine Eins je nach Stelle eine Zehn oder eine Hundert sein konnte. Aber dieser Mist mit dem Ausstreichen war einfach lächerlich.
    Aus Geschichte und Geographie wurden hier ›Sozialwissenschaften‹. Zu Hause konnte man sich wenigstens auf diese beiden Fächer verlassen. Jedes Jahr derselbe Drill: Normannen, Wikinger, die irischen Counties. Bis zum Ende der sechsten Klasse waren wenigstens ein paar Dinge hängen geblieben.
    Aber Harmony wollte davon nichts wissen, nicht einmal als Benny ihr seine Bildersammlung ›Nordmänner auf Raubzug‹ vorführte. Stattdessen lernten sie ›Die Entstehung Großbritanniens‹ – worüber Benny gegenüber Pater Barty keinen Ton verlauten lassen würde, wenn er wieder zu Hause war. Oder ›Ökologische Katastrophen im zwanzigsten Jahrhundert‹. Benny fühlte sich betrogen. Er hatte in der zweiten Klasse die Karte Irlands auswendig gelernt und gedacht, das würde ihn auch durch die Sekundarstufe bringen.
    Sport war die Hölle. Benny hatte geglaubt, wenigstens hier könnte er glänzen. Es bestand kein Zweifel, dass er es den anderen Kindern in jeder Disziplin zeigen würde. Aber Harmony hielt nichts von Wettkämpfen. Dadurch, sagte sie, richte sich der Blick nach außen, statt nach innen. Deshalb machten sie Aerobic und Fitnessübungen. Und als sie dann endlich einmal Brennball spielten, feuerte jeder die gegnerische Mannschaft an und ließ die Kleinen durchlaufen. Es war ekelhaft.
    Grace, das Mädchen aus Schottland, ging nach der Schule mit ihm zusammen nach Hause. Sie schwiegen. Jeder wartete, dass der andere anfing zu reden. Die Sonne brannte auf Benny herab und dauernd verfingen sich Fliegen in seinem Wirbel.
    »Also …«, begann Grace. Sie schwitzte überhaupt nicht und war vollkommen insektenfrei.
    »Also …«, sagte Benny und schlug nach einem besonders aufdringlichen Moskito.
    »Du hast also die Absicht, mit jemandem zu reden?«
    »Hä?«
    »Ich meine, ganz normal, nicht so neunmalklug wie in Missus Rossis … äh … Harmonys Unterricht.«
    »Aha!«, sagte Benny mit hämischer Freude. »Du findest dieses Getue mit den Vornamen auch daneben.«
    »Früher mal«, gab Grace zu. »Man trennt sich nur schwer von alten Gewohnheiten. Aber jetzt gefällt es mir irgendwie. Das braucht eben alles seine Zeit, verstehst du. Na, egal. Kommst du zur Grillparty?«
    »Weiß nicht. Bin ich eingeladen?«
    Grace stieß ihn in die Seite. »Hör schon auf.«
    »Na gut. Wahrscheinlich. Nur die Älteren, oder?«
    »Und die Erwachsenen.«
    »Richtig.«
    »Vielleicht schaffst du es ja, mit Zoe und den anderen zu reden, ohne den Neunmalklugen zu spielen.«
    Benny zuckte die Achseln. »Weiß nicht. Würde keine müde Mark darauf wetten. Ich meine, Schotten sind ein Ding. Aber Amerikaner – ich weiß nicht.«
    »Komm schon, Benny. Sei ein lieber Junge.«
    »Ich werd’s versuchen. Aber so wie mir das Schicksal zur Zeit mitspielt, kann ich nichts versprechen.«
     
    Graces Eltern, die Tafts, hatten sich für diese Grillparty mächtig ins Zeug gelegt. Die Terrasse war mit bunten Lichtern behängt, und an der Wand hingen zwei Lautsprecher, die das immer moderne ›Beautiful South‹ nach draußen pumpten. Auf dem federnden Rasen standen wacklige Plastiktische. In eisgefüllten Kühlern schwammen Bierdosen. Mister Taft stand hinter einem großen Gasgrill und

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