Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
Geschafft! Der Sieg. Er blickte mit hämischer Freude nach unten zurück, aber seine Stimmung änderte sich schneller als die einer Makrele, die feststellt, dass der Wurm, an dem sie kaut, gar keiner ist! Der Tunesier war von seinem Moped gefallen und lag flach auf dem Rücken im Staub. Über seinen Augenbrauen leuchtete ein großer roter Striemen. Das Moped stand auf dem Kopf und die Räder drehten sich pfeifend. Die Tiere waren zur näheren Begutachtung zusammengelaufen und starrten mit großen Augen auf ihren gefallenen Herrn.
    Oh Gott, dachte Benny. Er ist tot. Ich habe ihn wegen eines dreckigen alten Tennisballs getötet. Aber bevor Benny seine Gefühle übermannten, regte sich der Bengel. Unter heftigem Stöhnen wälzte er sich im Staub herum. Aha!, dachte Benny, der Typ sinnt auf Rache. Seine Lider zuckten und er schlug die Augen auf. Wieder trafen sich ihre Blicke.
    O je, dachte Benny und war auf das Schlimmste gefasst. Vielleicht würde der Typ das Tabu brechen, ins Dorf eindringen und ihn mit seinem Schläger angreifen … Noch bevor Benny den Gedanken zu Ende gedacht hatte, wusste er, was passiert war. Er schaute auf seine rechte Hand hinunter: nichts. Dieser Idiot hatte ihm mit dem Kopf den Schläger aus der Hand geschlagen. Eine Welle der Übelkeit stieg ihn ihm auf. Nein, nicht sein Hurling-Schläger! Er lächelte den tunesischen Jungen hoffnungsvoll an. Aber nur seine Zähne lächelten. Alles andere von ihm wollte sich übergeben.
    Der kleine dunkle Bursche stand jetzt auf den Füßen. Er wusste, was er in der Hand hatte. Bennys Pokerface war keinen Pfifferling wert, wenn es um seinen Schläger ging. Vielleicht würde der Typ ihn ja zurückgeben. Dann konnten sie vielleicht Freunde werden, Kumpel, die sich zähneknirschend respektierten.
    Sie starrten alle zu ihm hinauf: zwei Truthähne, ein Schaf und ein zorniger Einheimischer. Ob er sich wohl traute, den Schläger zu holen. Eigentlich wollte er es schon tun. Mit dem Jungen und den Truthähnen würde er schon fertig werden, da war er sich sicher. Nur das Schaf war ein Joker. Widerstrebend blieb Benny oben auf der Mauer hocken.
    »Motor gut«, rief der Tunesier.
    Benny staunte. Noch mehr Englisch. Der Junge sah wohl ziemlich viel fern.
    »Pack den Tiger in den Tank.«
    »Ja, ja. Hab verstanden. Tiger im Tank. Gib mir den Schläger.«
    Benny streckte die Hand aus und bewegte fordernd die Finger. Als Antwort hob der Junge den Schläger hoch über seinen Kopf …
    »Nein!«, stammelte Benny.
    … und schlug ihn gegen die Mauer. Er war wohl ein recht kräftiger kleiner Kerl, denn der Schläger brach genau in der Mitte und bog sich jetzt wie ein Bumerang.
    Benny war geschockt. Sein Mund klappte auf. Noch nie war er ohne Hurling-Schläger gewesen. Noch gar nie. Monate hatte gebraucht, bis er ihn eingespielt hatte. Und jetzt war er innerhalb von Sekunden zerbrochen.
    Die beiden Jungen sahen sich an. Der Tunesier wirkte immer noch sehr kampflustig und schwang seine Trophäe durch die Luft.
    »Pack den Tiger in den Tank«, sagte er noch einmal, aber es klang nicht mehr so kraftvoll.
    Benny nahm ihn nicht einmal mehr wahr. Er war in seine neue Zukunft abgetaucht, in der es Hippie-Lehrer, keimfreie Schulkameraden, flimmernde Hitze und Moskitos gab, aber kein Hurling. Er rutschte von der Mauer hinunter und überließ seinen staubbedeckten Feind seinen Gummilatschen und den angebundenen Tieren. Er war geschlagen. Endlich verhallte die entrüstete Stimme des Tunesiers und Benny war allein auf dem verlassenen Baugelände. Er zog den Tennisball aus seiner Jacke und schleuderte ihn gegen das Fass. Der Ball flog gar nicht so weit. Außerdem, was hatte er von einem Ball? Benny spürte, wie etwas seine Kehle hochstieg, und er wusste, dass er gleich weinen würde! Das musste man sich vorstellen: Ein Junge, fast ein Teenager, heult wegen eines Hurling-Schlägers! Die Jungs zu Hause würden dafür bezahlen, wenn sie das sehen könnten. Er räusperte sich und schüttelte den Kopf, um die Tränen zu verscheuchen. Aber es war zwecklos. Die Tränen strömten aus seinen Augen und fraßen zwei helle Spuren in seine schmutzigen Wangen.
    Der merkwürdige Singsang des tunesischen Jungen fiel ihm wieder ein. Jetzt war ihm alles klar: nicht Benzin oder sein Moped hatte er gemeint. Was er gesagt hatte war vielmehr: Die Rache ist mein! Sehr biblisch für einen Moslem. Nun gut, soll er seine Rache nehmen und daran ersticken. Er, Benny Shaw, würde nur noch einmal seinen Fuß auf das

Weitere Kostenlose Bücher