Benny und Omar
nach hinten gekämmte Haare, Ledermantel, glitzerndes Gold in den Zähnen. Samir. Auf der Suche nach den Ben Alis!
»Was ist los, mein Junge?«
»Äh … nichts, Missus Rossi – Harmony.«
»Bestimmt nicht?«
»Ja!« Die Gedanken in Bennys Kopf überschlugen sich, sodass er keinen fassen konnte.
»Ist dir nicht gut?«
»Nein, Bob! Ich bin … ja, vielleicht bin ich nicht ganz in Ordnung. Vielleicht ein Virus. Ich brauche einfach ein bisschen frische Luft.«
Grace stieß mit der Schulter die Tür auf: »Also gut, hüpf raus. Du siehst wirklich ein bisschen blass aus.«
Benny stolperte nach draußen. Am Tor diskutierten sie immer noch. Wenn Samir seinen Namen erwähnte, wäre Gama schneller hinter ihm her als ein Hai, der einen einsamen Schwimmer entdeckt hat.
Gut. Welche Möglichkeiten hatte er? Zum Beispiel diese sehr verlockende: zurück in den Wagen klettern, den Kopf einziehen und hinaus in die Wüste fahren. Wenn er zurückkäme, wäre alles vorbei. Verführerisch. Aber was würde mit Omar geschehen?
Er musste Omar warnen. Einfach zu dem Junggesellenapartment hinüberlaufen und seinem Freund so ein paar Minuten Vorsprung verschaffen. Das war nur ein geringfügiger Verstoß gegen das Evangelium seines Vaters. Und eine Woche Hausarrest könnte er auf sich nehmen, um sein Gewissen zu entlasten. Okay, okay, es könnte klappen. Boo-hoop, ich muss aufs Klo. Wartet kurz auf mich. Okay, Benny, mein Junge, würden sie sagen und ein fröhliches Lied anstimmen. Dann husch, husch, husch. Omar, Gefahr, Gefahr. Husch, husch, husch, wieder zurück. Hier bin ich, es kann losgehen. Ein einfacher Plan zwar, aber ein guter. Rückblickend gesehen ein ausgesprochen bekloppter Plan.
»Äh … Bob. Ich muss mal schnell aufs Örtchen … äh, Klo.«
Bobs Pfeife wippte auf und ab: »Lass dir Zeit, mein Junge. Diese Tunesier veranstalten ein ganz schönes Spektakel.«
Das Wort Spektakel traf die Sache nicht ganz. Die beiden Männer standen jetzt auf Zehenspitzen. Vielleicht prügelten sie sich ja. Dann müsste er gar nichts tun. Aber kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, erstarrten die beiden.
O je, dachte Benny, jetzt ist mein Name gefallen. Er warf sich seine Tasche über die Schulter und rannte zu den Apartments. Zuerst einmal musste er Omar warnen. Gama öffnete bereits das Tor und ließ Samir ein. Benny verlängerte seine Schritte, ballte die Fäuste und schwang die Arme weit ausgreifend im Rhythmus seiner Schritte mit. Der Pick-up war auf der anderen Seite der Familienwohnhäuser und fuhr parallel zu ihm. Wie kommt es nur, dachte Benny zwischen zweimal Luftholen, dass immer, wenn ich renne, jemand hinter mir her ist? Das Fahrzeug rutschte auf dem Kies. Jetzt waren sie bei ihrem Haus. Dann musste er abbiegen und konnte sie nicht mehr hören. So hörte er weder das Klopfen an der Tür noch die Enttäuschung in der Stimme seines Vaters.
Benny legte sich in die Kurve. B-zwölf. Hier war er richtig. Er nahm die Mauer fast wie ein Hochspringer, riss seine Schulter hinauf über die roten Ziegel, und der Schwung reichte aus, den Rest seines Körpers hinüberzubefördern. Leider knallte er mit dem Bauch auf den Zement und rutschte noch ein Stück weiter.
Der Kasten für die Gasflasche stand offen. Er schlängelte sich hindurch wie ein Frettchen in ein Loch.
»Omar! Ya , Omar.«
Keine Antwort. Offenbar wurde er ignoriert. Das ist nicht der Moment, die beleidigte Leberwurst zu spielen, dachte Benny und verließ die Küche. Omar saß immer noch über seine Schwester gebeugt im Schlafzimmer.
Benny packte ihn an der Schulter und riss ihn herum. Er rechnete mit einem Schlag oder wenigstens mit einem sehr wütenden Gesicht. Aber Omar war nicht wütend auf ihn. Er schmollte nicht einmal. In seinem Kopf war nur Platz für die Sorge um seine Schwester. Sein Gesicht unter dem Ruß war blass und seine Augen in den Augenhöhlen flackerten. Er sah aus wie ein Fünfzigjähriger.
»Binny«, seufzte er. Und Benny wusste, dass sie wieder Freunde waren.
»Viel mushkela , Omar. Samir ist hier!«
Omar fuhr zusammen, als hätte er seinen Finger in eine Steckdose gesteckt. » Sidee , Asaad! Marhaba Dorf?«
» Nam. Ja! Ja!«
Omar weckte seine Schwester behutsam auf. Ihre Lider zuckten, dann schlug sie die Augen auf. Sie sah verstört aus wie ein Kind, das auf eine viel befahrene Straße tappt, ohne dass zwei Gehirnzellen sich auch nur berühren.
»Kaheena«, sagte Omar. »Andee mushkela.«
Kaheena sagte nichts. Wie seit drei
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