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Bennys Blutgericht

Bennys Blutgericht

Titel: Bennys Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vermischte, der von irgendeiner Feuerstelle stammte. Wir waren um diese frühe Morgenstunde nicht zum Spaß hier, sondern wollten einen Menschen treffen, der sich Calypso nannte und sich als Voodoo-Meister bezeichnete.
    Beide waren wir skeptisch gewesen, denn wir wollten nicht reinfallen, doch die ungewöhnlich klingende Stimme des Mannes hatte so beschwörend geklungen, daß wir zugesagt hatten, trotz der nicht eben normalen Besuchszeit.
    Aber Calypso hatte uns erklärt, daß er sich in der vierten Morgenstunde stets am wohlsten fühlte und sein Geist dann die meiste Freiheit besaß.
    Ein Spinner oder nicht?
    Das war die große Frage, der wir nachgehen mußten. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig. Da wir positiv dachten, hatten wir uns auf den Weg gemacht.
    Ein schlafendes Lager, sollte man meinen. Bis wir das Knurren eines Hundes hörten. Wir sahen das Tier nicht, aber es hielt sich in der Nähe auf.
    Dann zischte eine Stimme aus dem Dunkel hervor. Das Knurren verstummte. Aus dem Schutz eines Wohnmobils tauchte eine Gestalt auf. Der Hund ging an ihrer Seite. Der Mann war sehr hager, und ertrug sein Haar schon mehr als schulterlang. Erst als er dicht vor uns stand, sahen wir, daß wir es beinahe mit einem Greis zu tun hatten.
    »Wer seid ihr?«
    »Das könnten wir Sie fragen«, sagte Suko.
    »Ich bin der Wächter.«
    »Und wir sind Besucher.«
    Er musterte uns. Der Hund neben ihm hechelte. Plötzlich verzogen sich die Lippen des Mannes zu einem breiten Lächeln. »Ja«, sagte er, »ja, ihr seid tatsächlich Besucher und keine Gangster.«
    »Das wissen Sie?«
    Der Alte nickte Suko zu. »Ich erkenne es an euren Augen. Ihr seid nicht schlecht.«
    »Danke.«
    »Kann ich euch helfen?«
    »Wir wollen zu Calypso!«
    Der Alte erschrak. »Der Voodoo-Meister will euch sprechen? Hat er euch bestellt?«
    »Sonst wären wir nicht hier.«
    Der Mann leckte über seine Lippen.
    »Gut, so sei es dann! Wißt ihr, wo ihr ihn finden könnt?«
    »Nein, Sie werden uns sicherlich helfen können.«
    »Sehr gut, mein Freund. Calypsos Wagen ist der letzte. Es ist ein alter Wohnwagen, der einen schwarzen und roten Anstrich hat. Er steht dicht am Wasser.«
    »Danke«, sagte Suko.
    Ich hatte noch eine Frage. »Sagen Sie bitte, was ist dieser Calypso für ein Mensch?«
    »Mensch?« flüsterte der Alte. »Er ist mehr als das! Er ist einer aus der alten Garde. Der Voodoo-Meister. Er stammt aus Kenia und hat von seiner einmal gelernten Kunst nichts vergessen. Rechnet es euch als Ehre an, daß er mit euch sprechen will.«
    »Gut, wir werden daran denken.«
    Der alte Mann nickte uns noch einmal zu und ließ uns dann stehen. Der Hund trottete neben ihm her. Er war wie ein Schatten, der nicht von seiner Seite wich.
    Wir gingen auf das Wasser zu. Die Themse rollte gegen die Ufer und überschwemmte sie immer wieder mit den klatschenden Wellen. Der neue Tag hielt sich noch versteckt, doch er lauerte bereits im Westen, wo der Himmel einen helleren Streifen zeigte. Wir gingen über Steine hinweg oder hinterließen Spuren in der weichen Erde.
    »Vor Calypso scheinen sie einen gehörigen Respekt zu haben. Er muß ein ungewöhnlicher Mensch sein.«
    »Der uns sogar kennt.«
    »Woher?«
    »Das wird er uns sicher selbst sagen. Ich bezweifle allerdings, daß er uns reinlegen will und uns nur aus Spaß um diese Zeit herbestellt hat. Da steckt schon etwas dahinter.«
    Suko gab mir recht. Ansonsten war er schweigsam und schaute sich des öfteren um. Er war davon überzeugt, daß wir von zahlreichen Augen beobachtet wurden. »Dieses Lager schläft nicht«, sagte er. »Hier sind viele noch wach.«
    Es war eine Welt, in der wir uns sonst nicht bewegten. Dieser Ort am Fluß lag abseits. Schon ein Symbol dafür, wie die hier lebenden Menschen sich fühlten. Ausgegrenzt. Wobei sie auch nichts taten, um den Zustand zu ändern.
    Es war noch ein richtiger Wohnwagen, in dem Calypso sein Zuhause hatte. Der dunkle Anstrich an den Seiten ließ ihn düster wirken. Mir kam der Vergleich mit einem Sarg auf vier Rädern in den Sinn. Groß anzumelden brauchten wir uns nicht. Er hatte etwas von uns gewollt und erwartete uns sicherlich.
    Wir traten an die Tür heran. Zu ihr führte eine kleine Leiter mit drei Sprossen hoch. Suko war vor mir gegangen. Er blieb stehen und schaute auf den Knauf.
    Wir hörten von innen eine Stimme. »Die Tür ist offen. Kommt herein.«
    »Hat er uns gesehen?« fragte ich.
    Suko hob die Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht hat er uns gespürt. Wer

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