Bennys Blutgericht
warf keinen Blick hinein und beschäftigte sich mit dem weich gekochten Ei, dessen Ende er abschlug.
Die Strahlen der Sonne krochen über den Rasen hinweg, und der leichte Wind brachte den Geruch von Sommerblumen mit. Es war ein wunderschöner Vorsommermorgen, wie man ihn in dieser Stadt nicht allzuoft erlebte.
Auch Zita hatte am Frühstückstisch Platz genommen. Beide saßen sich gegenüber. Immer wenn sich ihr Blicke trafen, vergaß Zita das Lächeln nicht. Randy sollte sehen, wie sehr sie ihn mochte. Außerdem freute er sich, wenn sie lächelte und es in ihren dunklen Augen aufblitzte.
»Wird dein Tag heute lang, Randy?«
»Kann sein.«
»Soll ich hier im Haus bleiben?«
»Mitgehen kannst du nicht.«
»Das habe ich auch nicht gemeint. Ich dachte, daß wir uns zum Lunch treffen könnten.«
Randy Morrison schaufelte Eigelb in den Mund und schüttelte dabei den Kopf. »Unmöglich. Ich muß mit einigen Kunden reden, und das wird sich hinziehen.«
»Dann warte ich.«
Wie alle Menschen, die etwas auf sich hielten oder für wichtig gehalten werden wollten, so trug auch Morrison ein Handy bei sich. Es klemmte an seinem Gürtel. Zwar paßte es ihm nicht, daß das Ding schon so früh klingelte, doch er meldete sich.
Es war einer seiner Geschäftspartner, der etwas von ihm wollte. Der Mann sprach schnell und hektisch, und die Miene des Mannes verfinsterte sich leicht. Die Sonne und der Garten verloren ihre Pracht, und Zita gefiel gar nicht, was sie sah.
Sie störte ihren Freund nicht, aß weiter, doch langsamer und aufmerksamer.
Randy sprach länger, fluchte dabei und kümmerte sich nicht um das Klingeln an der Tür. Daß es geschellt hatte, war ihm nicht aufgefallen, dafür Zita, die rasch aufstand, ihre Serviette ablegte und mit langen Schritten die Terrasse verließ.
Vor der Tür blieb sie stehen. Sie war umgeben von hellgrauen, mit weißen Einschlüssen versehenem Marmor und von einer großen Bodenvase, aus deren Öffnung bunte Blumen ragten.
So leicht ließ sie keinen herein. Über eine Sprechanlage erkundigte sie sich, wer der Besucher war.
»Ich heiße Benny Benson.«
»Sorry, ich kenne Sie nicht.«
»Ich muß aber etwas abgeben.«
»So…?«
»Ja, für Randy Morrison.«
Zita überlegte. Die Stimme des Boten hatte relativ jung geklungen. Da der Hauseingang von einer Kamera überwacht wurde, schaltete sie den kleinen Monitor neben der Tür ein.
Auf dem Bildschirm erschien ein junger Mann, der etwas im Arm hielt, das mit braunem Papier eingepackt war. Sie schätzte ihn auf etwa zwanzig Jahre. Er trug Jeans, ein weißes Hemd und eine braune Weste, die seiner Haarfarbe glich.
Sogar die hellblauen Augen konnte sie erkennen. Mit einer etwas verlegenen Geste strich er sein Haar zurück.
»Mr. Morrison ist beschäftigt«, sagte sie. »Kann ich ihm etwas ausrichten?«
»Ich wollte das nur abgeben.« Er hielt das Paket hoch.
»Was ist es denn?«
Der junge Mann lächelte. »Eine Puppe.«
Das brachte die Kreolin durcheinander. Sie schaute zu, wie der Besucher auspackte, und sie sah, daß die Puppe Ähnlichkeit mit Randy aufwies. »Was bedeutet das denn?«
»Er hat sie bestellt. Ich wollte sie nur liefern.«
»Dann werde ich sie annehmen.«
Der Junge überlegte nur kurz. »Meinetwegen«, sagte er dann.
»Ich drücke auf.«
Das Bild verschwand vom Schirm, während Zita ihre Finge auf den Knopf des Türöffners legte. Sie hörte ihren Freund von der Terrasse her sprechen, und seine Stimme war nicht eben leise. Sie klang wütend und überschlug sich beinahe.
Wenig später öffnete Zita die Wohnungstür. Benny war schon da, und er drängte sich sehr schnell vor, so daß Zita einen Schritt zurückwich. Dadurch schaffte er es, die Wohnung zu betreten. Sie wollte protestieren, doch Benny lächelte sie harmlos an.
»So«, sagte er, »das ist das Geschenk.« Er drückte es der überraschten Kreolin in die Hände.
»Wie heißt du eigentlich?« fragte sie.
»Benny Benson.«
»Aha, dann werde ich…« Das Blut wurde zu Eise. Sie konnte nicht mehr sprechen, denn sie sah, was Benny in der rechten Hand hielt. Er hatte das Messer mit der langen Klinge in dem Augenblick gezogen, in dem Zita durch das Geschenk abgelenkt worden war. Wie hypnotisiert starrte sie auf die Klinge. Es war ihr nicht möglich, zu sprechen, der Schock hatte sie sprachlos gemacht.
Benny stach zu.
Er wußte, wohin man stechen mußte, um jemand tödlich zu treffen. Zita schrie nicht einmal. In ihre schönen Augen trat nur ein erstaunter
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