Bennys Blutgericht
eigentlich Tiere?«
»Was soll das? Wie kommen Sie darauf?«
»Es war nur eine schlichte Frage.«
»Ja, ich weiß.« Er bewegte seine Arme zu den Seiten hin weg. »Schauen Sie sich um. Sehen Sie welche? Hier gibt es weder einen Hund noch eine Katze oder einen Sittich. Wir sind ein tierloser Haushalt. Ich will Ihnen sagen, daß ich keine mag.«
»Ihr Sohn auch nicht?«
»Da müssen Sie ihn schon selbst fragen. Wie ich Ihnen schon sagte, Benny ist erwachsen.«
»Er hat die Schule hinter sich?«
»Auch das.«
»Studiert er oder…«
Dr. Benson unterbrach mich. »Ich wüßte zwar nicht, was Sie das angeht, aber zu Ihrer Beruhigung kann ich Ihnen sagen, daß er noch nicht studiert. Er wird im nächsten Jahr damit beginnen. Ist das jetzt okay, Mr. Sinclair?«
»Einigermaßen«, sagte ich.
»Dann bitte, gehen Sie. Ich möchte mir nicht noch länger Ihre Verdächtigungen anhören.«
Wir gingen beide nicht gern, doch es blieb uns nichts anderes übrig. Dem Richter und seinem Sohn war nichts nachzuweisen, und hier besaß er das Hausrecht.
»Trotzdem danke«, sagte Suko. »Den Weg kennen wir. Sie brauchen sich nicht zu bemühen. Nur wenn Ihr Sohn bei Ihnen erscheint, dann sagen Sie ihm bitte, daß er sich bei uns melden soll. Wollen Sie unsere Karten hierbehalten?«
»Nein, ich weiß, an wen ich mich zu wenden habe. Aber ich werde zuerst mit Sir James sprechen.«
»Das steht Ihnen frei, Mr. Benson.«
Ich hatte bereits das Zimmer verlassen und wartete auf Suko. ln der recht großen Eingangshalle, die so düster eingerichtet war wie eine alte Leichenhalle, ging ich langsam hin und her. Ich sah die verschiedenen Türen und bemerkte auch, daß sie nicht geschlossen waren. Sicherlich um den Weg des Rollstuhlfahrers zu erleichtern. Wegen der offenen Türen gelang es mir auch, einen Blick in die dahinterliegenden Räume zu werfen, in denen sich Licht und Schatten ablösten, so daß ein gewisses Zwielicht entstanden war.
Da sich Suko noch mit dem Richter unterhielt und beide mich nicht sehen konnten, durchquerte ich mit schnellen, aber möglichst leisen Schritten den großen Raum und blieb vor einer Tür stehen. Ich zog sie etwas weiter auf.
Sie befand sich noch in Bewegung, als bei mir eine Alarmglocke zu schrillen begann.
Ich hatte etwas gehört.
Stimmen!
Aus dem Zimmer hinter der Tür. Flüsterstimmen, die mich verdammt mißtrauisch machten.
Ich kümmerte mich nicht mehr um Suko und den pensionierten Richter, sondern schob mich über die Schwelle hinweg in ein Zimmer hinein, das nicht groß mit Möbelstücken eingerichtet war. Wichtig allein war das Regal an der Wand.
Es diente nicht, um Bücher aufzunehmen.
Darauf standen Puppen!
Fünf insgesamt.
Vier männliche und eine weibliche Puppe.
Die Stimmen hatte ich mir nicht eingebildet. Ich ging davon aus, daß sie aus diesem Zimmer gedrungen waren, und dafür kamen nur die Puppen in Frage…
***
Randy Morrison hatte seine Serviette auf die Beine sinken lassen und starrte auf den Frühstückstisch, der um einen Gegenstand bereichert worden war.
Direkt neben dem Blumenstrauß stand eine Puppe. Und der junge Mann, der sie gebracht hatte, hielt sich dicht hinter Zitas Stuhl auf. Er schaute über den Tisch hinweg in das Gesicht des Stutzers, wobei er die Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte.
Morrison war von einem bedrückenden Gefühl erfaßt worden. Er wußte nicht, wie er reagieren sollte, denn sein Blick wurde gebannt von dem Gesicht der Puppe angezogen. Es glich dem seinen zwar nicht aufs Haar, aber die Ähnlichkeit mit ihm war nicht zu übersehen. Diese Puppe sollte ein Abbild seiner selbst sein. Sogar die Kleidung stimmte. Was die Puppe trug, das hing bei ihm im Schrank.
Der fremde junge Mann hatte nichts gesagt. Er war auf die Terrasse getreten und hatte die Puppe auf den Tisch gestellt. Das reichte aus, um Randy nervös zu machen. Waffen gab es in diesem Haus genügend, doch am Frühstückstisch trug er keine, und auch diese Tatsache machte ihn ein wenig nervös.
»Was soll das?« fragte er schließlich, wobei er mit der Hand wedelte. »Weshalb bringst du mir die Puppe?«
Benny hielt den Kopf etwas schief und leckte über seine Lippen. »Es ist mein Geschenk an Sie, ein Abschiedsgeschenk für Sie, Mr. Morrison.«
»Sehr schön. Und wem verdanke ich diese außergewöhnliche Gabe? Wem denn?«
»Ich heiße Benny Benson.«
»Tut mir leid für dich. Dein Name sagt mir nichts.«
»Nein?«
»Herrjeh, was soll das, verdammt? Bist du gekommen, um
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