Bennys Blutgericht
Ausdruck, während sich die weiße Kleidung auf der Brust allmählich rot färbte.
Sie wollte noch einen Schritte nach hinten gehen, doch die Kraft war nicht mehr da. Auf der Stelle brach sie zusammen. Benny fing sie blitzschnell ab. Sanft ließ er sie zu Boden gleiten und säuberte die Klinge an der weißen Hose.
Nichts an ihm wirkte hektisch. Er tat, was getan werden mußte. Die Puppe hatte er der Frau aus der Hand genommen und sie zur Seite gestellt. Danach zog er den Körper der Toten durch den Vorflur halb hinein in die Küche. Auf dem hellen Marmor blieb eine rote makabre Spur zurück.
Benny richtete sich auf. Er nahm die Puppe an sich und streichelte sie.
Dann erreichte ihn Morrisons Ruf. »He, Zita, was ist los? Wo bleibst du denn?«
Er lächelte. Morrison war da. Das Schicksal meinte es wieder einmal gut mit ihm.
Lächelnd ging er mit der Puppe auf die Terrasse zu. Das Messer war nicht zu sehen…
***
Der ehemalige Richter Dr. Donatus Benson lebte so, wie man es sich von einem Mann mit seiner beruflichen Vergangenheit vorstellt. In einem alten und recht großen Haus, das aus der Gründerzeit stammte und dessen Zimmer sich über zwei Etagen verteilten. Der Garten mit den hohen Bäumen umgab das Haus wie einen Schutz, und es lag zudem nicht weit von dem der Conollys entfernt.
Suko und ich hatten uns telefonisch angemeldet, und Dr. Benson war bereit gewesen, uns zu empfangen.
Nach unserem Klingeln schwang die Tür wie durch einen Automatismus geführt nach innen, und wir schauten den Mann an, der vor uns in einem Rollstuhl saß.
Ein schon älterer Herr, der vielleicht gar nicht so alt war, wie er wirkte. Aber die Verbitterung war ihm anzusehen und hatte tiefe Furchen in seine Gesichtshaut gegraben. Eine scharfe Nase, die hohe Stirn, schwarzgraue und kurzgeschnittene Haare. Der Mann trug eine braune Jacke, dazu ein gelbes Hemd und eine schwarze Hose.
Wir präsentierten ihm die Ausweise, die er sorgfältig betrachtete. Dann bat er uns, einzutreten. Sein Rollstuhl besaß einen Motor. Der Ex-Richter konnte ihn bewegen, ohne seine Hände einsetzen zu müssen. Leise rollte er vor uns her.
Ein großes Entree mit Türen, die zu verschiedenen Seiten hin abgingen und offenstanden.
Er fragte nicht, weshalb wir ihn besucht hatten, er sorgte nur dafür, daß wir in einen großen Raum hineingelangten, der sich als das Arbeitszimmer des ehemaligen Richters entpuppte.
Wir konnten uns setzen. Einen Drink lehnten wir ab, und Dr. Benson lenkte den Rollstuhl so, daß er uns von seinem Platz aus beide ins Gesicht schauen konnte. Hinter ihm befanden sich die Fenster, durch die das Licht der Sonne fiel und uns etwas blendete.
»Womit kann ich Scotland Yard behilflich sein?« erkundigte er sich, bevor er lächelte und meinte: »Ausgerechnet noch zwei so berühmten Vertretern des Gesetzes.«
Wir wußten nicht, ob die letzte Bemerkung sarkastisch gemeint war, überhörten sie aber. »Es geht eigentlich nicht um Sie«, sagte ich, »sondern um Benny.«
»Bitte? Um meinen Sohn?« Dr. Benson nahm eine abwehrende Haltung ein. »Warum das denn?«
»Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen, Sir, aber wir brauchten schon seine Aussage.«
»Benny ist nicht hier.«
»Schade.«
»Darf ich fragen, worum es geht? Ich hoffe doch, daß mein Sohn nichts Ungesetzliches getan hat.«
»Nein, nein«, sagte ich schnell. »Es ist wirklich nur eine Kleinigkeit, bei der er uns behilflich sein könnte.«
Dr. Benson starrte einen Augenblick auf seine Knie. »Ja, ich werde es ihm wohl mitteilen. Man muß der Polizei behilflich sein. Einen anderen Weg gibt es nicht. Ich habe in meiner langen Laufbahn zuviel dieser anderen Dinge erlebt, und ich war nicht immer glücklich, das können Sie mir glauben.« Er schüttelte müde den Kopf. »Zuviel ist passiert. Zu oft mußte ich erleben, wie frustrierend es sein kann, als Richter zu agieren. Ich sehe die Angeklagten heute noch vor mir. Jeder wußte, daß sie schuldig waren, ich eingeschlossen, aber es gab immer wieder geschickte Verteidiger, die es schafften, sie rauszuboxen. Dagegen konnte ich nichts tun. Ich mußte mich den falschen und oft zynischen Argumenten beugen.«
»Sie galten trotzdem als ein Mann der Härte. Als jemand, der durchgriff.«
»Stimmt, Mr. Sinclair. Und ich bin auch stolz darauf gewesen. Doch es gab einfach zu viele Fälle, die mich daran haben zweifeln lassen. Tut mir leid.« Er räusperte sich. »Wie sehr ich verhaßt gewesen bin, sehen Sie an meinem Zustand. Ich habe
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