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Bennys Blutgericht

Bennys Blutgericht

Titel: Bennys Blutgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Baker nie akzeptiert. Sie freute sich schon darauf, Calypso kennenzulernen, um auch etwas über Voodoo zu erfahren.
    Sie rollten bereits auf den Fluß zu, dessen graue Fluten durch das breite Bett flössen. Der Himmel bekam allmählich ein Kleid aus grauen Wolken, und die Sonne verschwand immer mehr. Ihre Strahlen hatten sich stark abgeschwächt.
    Die Chelsea Bridge kam in Sicht. Sie fuhren durch Pimlico. Die Eisenbahnlinie war ebenfalls zu sehen, die zur Victoria Station führte, diesem großen Bahnhof. Züge donnerten über die Gleise. In der unmittelbaren Nähe des Flusses gab es genügend freie Flächen, die von Campern oder Ausflüglem bei normalen Wasserverhältnissen benutzt wurden. Bei Hochwasser würden sie weggeschwemmt werden.
    Nahe der Brücke standen die Wagen des Fahrenden Volkes. Benny wies Amy Baker darauf hin.
    Sie nickte. »Er hat sich einen guten Platz ausgesucht.«
    »Er braucht die Ruhe.«
    »Und sonst noch was?«
    »Nein, nichts. Er ist einfach zu gut, verstehen Sie? Er ist ein Voodoo-Meister. Für ihn gelten gewisse Regeln und Gesetze nicht. Er kann die Zeit überwinden.«
    »Sehr gut.«
    Benny schwieg. Er mußte sich auf das Fahren konzentrieren. Ein geübter Fahrer war er nicht. Mit dem Motorroller kam er wesentlich besser zurecht, und so war er froh, das Ziel ohne Crash und Kratzer erreicht zu haben.
    Die Brücke spannte sich hoch über ihre Köpfe hinweg. Sie brauchten sie nicht zu überoder unterqueren. Das Lager lag davor. Die Wohnwagen und die Autos, von denen sie gezogen wurden, waren nicht zu übersehen. Aber es gab auch Wohnmobile.
    Menschen, zumeist Frauen mit ihren Kindern, hielten sich zwischen den Fahrzeugen auf. Sie redeten miteinander, hängten Wäsche auf oder schauten auf die Fernseher, die sie nach draußen gestellt hatten; das Wetter war warm genug.
    Auf einer Bank saßen drei alte Männer, die ihnen entgegenschauten, als sie auf das Lager zurollten. Amy sagte nichts mehr. Sie blieb schweigend neben Benny sitzen und hatte nur ihre Augenbrauen leicht zusammengezogen, so daß sich auf ihrer Stirn eine Falte gebildet hatte. Die Lippen zeigten kein Lächeln mehr. Sie stand unter Spannung und hatte die Hand mit dem Messerauch leicht angehoben, um mit einem schnellen Stich die Kehle des Jungen erwischen zu können.
    »Wo lebt dein Freund?«
    »Etwas abseits«, sagte er. »Es ist ein besonderer Wagen. Keiner von diesen modernen.«
    »Der dunkle da vorn?«
    »Ja.«
    »Sieht aus wie ein alter Eisenbahnwaggon.«
    »So waren die Wagen früher.«
    »Schön.«
    Für Amy war das Gespräch beendet. Sie stand unter starker Spannung, weil sie einfach das Gefühl hatte, sich in einer feindlichen Umgebung zu bewegen. Es herrschte nach außen hin eine gewisse Gelassenheit, doch daran konnte sie nicht glauben. Es war durchaus möglich, daß sich die Dinge blitzschnell veränderten.
    Benny hielt den Twingo an.
    Auch der Junge war nervös. Er schwitzte stark. Die Wangen zuckten, die Lippen bewegten sich ebenfalls, und als er zu seiner Begleiterin blickte, da hob sie soeben das Messer an und drückte die Spitze seitlich gegen seinen Hals.
    »Meine Warnung gilt noch immer. Auch wenn du denkst, hier einen Freund zu haben, rechne auch damit, daß dein Messer immer schneller ist als du. Du kennst es ja, denn du hast es dir ausgesucht.«
    »Das weiß ich.«
    »Wunderbar. Dann können wir ja zufrieden sein.« Sie lächelte ihm kalt zu. »Und jetzt steig aus.«
    Losgeschnallt hatten sich beide. Amy war schneller aus dem Wagen als Benny, der mit schweren Bewegungen ausstieg. Er wirkte wie jemand, den eine Last drückte.
    Amy ging um den Twingo herum und blieb dicht bei Benny stehen. Das Messer spürte er jetzt an seiner Hüfte. Die Bedrohung stand im glatten Gegensatz zu dem Lächeln, das Amy produziert hatte. Wer immer sie auch beobachtete, er hätte es schwer gehabt, die Wahrheit herauszufinden.
    Und angestarrt wurden sie. Fremde betrachtete man hier stets mit einer gewissen Skepsis. Wenn sie erschienen, war es ein Eindringen in eine andere Welt. Nur die Kinder waren näher an sie herangekommen, doch sie trauten sich nicht, sie anzusprechen.
    Der dunkle Wohnwagen stand etwas abseits. Es war ein Zeichen. Der Voodoo-Meister wollte sich von den anderen Menschen absetzen. Die anderen akzeptierten es.
    »Glaubst du, daß er uns schon gesehen hat, Kleiner?«
    »Ja, er weiß Bescheid.«
    »Dann laß uns zu ihm gehen.«
    Sie bewegten sich auf die kurze Treppe vor dem Eingang zu. Amy blieb dicht an Bennys Seite.

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