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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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meinem Kopf verlangte es brennend danach, etwas zu töten, doch ich stellte fest, dass sie sich genervt verdrückte, wenn ich laut zu singen anfing – zumindest für ein Weilchen. Auf der Suche nach Liedern, deren Texte ich kannte, durchlief ich den gesamten Beatles-Kanon. Schließlich holte ich in meiner Verzweiflung die Spice Girls und Depeche Mode aus der Versenkung, doch was einem wahrhaft die Schuhe auszog, war mit Sicherheit meine leierige, schiefe Interpretation von Gloria Gaynors I Will Summe, die so entsetzlich klang, dass sogar der Tod für eine Weile raus aus meinem Kopf wollte.
    Es ist seltsam, was für Lieder einem einfallen, wenn man einsam und allein durch die Dschungel der Hölle wandert, philosophierte ich. Eigentlich mag ich die Spice Girls nicht mal besonders.
    Wie dem auch sei, als ich den Rand des Dschungels erreichte, blieb ich stehen und schaute mich um, unsicher, wohin ich mich als Nächstes wenden sollte. Der Dschungel war nicht nach und nach in eine neue Landschaftsform übergegangen. Das Gegenteil war der Fall: Dort, wo der Dschungel endete, befand sich lediglich ein steiler Felshang, der sich in alle Ewigkeit zu erstrecken schien.
    Ein Teil von mir, der Teil, dem im Fahrstuhl danach gewesen war, alle Knöpfe zu drücken, wollte sich in den gähnenden Abgrund werfen … doch glücklicherweise gelang es mir, mich zu beherrschen.
    Ich weiß nicht, was in mir den Wunsch weckt, mich von Bergflanken oder Steilklippen hinabzustürzen, aber seit meiner frühen Kindheit war ich von dem Gedanken besessen, wie es sich wohl anfühlen würde, genau das zu tun. Ich erinnere mich lebhaft daran, bei meiner Mutter im Auto gesessen und vom Beifahrerfenster aus in die wirbelnde Masse des Sounds von Rhode Island geschaut zu haben. Ich weiß noch, wie ich das Fenster herunterkurbelte, um den kalten Wind im Gesicht zu spüren, obwohl ich eigentlich einfach nur näher an die Kante ran wollte.
    Im nächsten Moment löste ich auch schon meinen Anschnallgurt und griff nach der Tür. Meine Mutter kriegte wahrscheinlich einen Herzanfall, als sie bemerkte, was ich vorhatte, aber anstatt mich anzuschreien – was mich nur darin bestätigt hätte zu springen –, packte sie mich schweigend am Kragen und zog mich auf ihren Schoß. Die Autotür schlug wieder zu, kaum dass ich sie geöffnet hatte. (Ja, der Sturz hätte mich nicht umgebracht – aber der Mutterinstinkt ist trotzdem stark.)
    Ich glaube, meine Mum hat meinen Beinahesprung an der Steilklippe nie vergessen, denn seither beobachtete sie mich immer, wenn wir uns in Meeresnähe befanden, mit Adleraugen.
    Was sie nicht begriff, war, dass nicht die See mich derart in ihren Bann gezogen hatte, sondern die Kante.
    „Willkommen am Ende der Hölle, Calliope“, rief eine Stimme hinter mir.
    Ich wirbelte so schnell herum, dass mir die Zähne davon wehtaten, und sah Daniel, der am Rand des Dschungels stand. Er trug ein sauberes weißes T-Shirt und enge schwarze Jeans, und er sah verdammt noch mal zum Anbeißen gut aus.
    Zu dumm, dass ich ihm am liebsten die Kehle rausreißen würde, dachte ich missmutig.
    „Was machst du hier?“, fragte ich, während ich mich unauffällig näher an die Kante manövrierte, um besser zu sehen, was sich am Boden des Abgrunds befand – und um einen sicheren Abstand von Daniel zu gewinnen.
    Ich wollte ihm nicht wehtun. Ich mochte Daniel. Warum also gelüstete es mich nach seinem Blut?
    „Ich habe auf dich gewartet. Der Boss hat nach dir geschickt, nur falls es dir entgangen ist.“ Aha! Deshalb bin ich also wieder in der Hölle, dachte ich. Junge, der Teufel ist wirklich ein hinterlistiger kleiner Mistkerl.
    „Du siehst gut aus“, fügte Daniel hinzu, während er sich weiter auf mich zubewegte, wobei er den Blick nicht von meinem Gesicht abwandte. Es war total verrückt, aber langsam überkam mich wieder diese unwirkliche sexuelle Erregung, die ich schon bei meinen beiden ersten Begegnungen mit ihm verspürt hatte. Was, zum Henker, hat das zu bedeuten? Ich dachte, das hätten wir schon vor Jahrhunderten geklärt – Himmel noch mal!
    „Danke … oder so“, antwortete ich und begann unter den Achseln zu schwitzen, als Daniel neben mir zum Stehen kam. Seine Finger waren nur Zentimeter von meinen entfernt. Himmel, es war schon berauschend, einfach nur in seiner Nähe zu sein.
    Moment mal, dachte ich. Ich sehe gar nicht gut aus. Ich hin total zerrupft. Langsam dämmerte mir, was er da machte! Er versuchte mal wieder, seinen komischen

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