Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Ersatzplan“, fuhr er fort. „Es handelte sich um meine ganz persönliche Idee, und ich musste die verdammten Stinker vom Vorstand beinahe zwingen, sie zu ratifizieren. Dieser Plan verlangte, dass es zwei mögliche Kandidaten geben sollte, die sich auf die Stelle des Todes bewerben konnten, sollte der wahre Erbe – der, dem das Amt von Geburtswegen zustand – nicht dazu in der Lage sein, die Nachfolge anzutreten. Einer der beiden würde von der Seite der Guten kommen, und der andere … nun, der andere würde einer von meinen Jungs sein.“
„Daniel“, sagte ich halblaut.
„Genau! Ach, du lernst wirklich schnell“, erklärte er lächelnd.
„Sprich weiter“, sagte ich. „Erzähl mir von meinem Vater.“
„Dein Vater hat dein Geburtsrecht widerrufen.“
„Wie bitte?“, fragte ich unsicher.
„Du bist diejenige, der die Stelle von Geburtswegen zusteht, Cal. Dein Vater war der Meinung, dass du dem Job nicht gewachsen bist, also bat er den Vorstand, einzugreifen und dich von deiner zukünftigen Position zu entbinden.“
Es fühlte sich an, als hätte der Teufel mir einen Schlag in die Magengrube versetzt. Alle Luft wich aus meinen Lungen, und mit einem Mal konnte ich nicht mehr atmen. Die ganze Welt nahm eine seltsame dunkle Färbung an, und mein Herzschlag klang dumpf und schwerfällig in meinen Ohren. Ich glaubte einfach nicht, was der Teufel da gesagt hatte. Mein Vater hatte mein Geburtsrecht widerrufen, ein Geburtsrecht, von dem ich noch nicht mal gewusst hatte, weil er der Meinung war, dass ich den Job nicht verdient hatte?
„Woher wusste er, dass ich es war?“, hakte ich nach. Meine Stimme klebte mir wie Kleister am Gaumen.
Der Teufel schlug hocherfreut die Hände zusammen. Offenbar wurde er in meiner Gegenwart zunehmend locker und offenharte mir nun genau, was für eine Sorte Widerling er war: ein rattenscharfes, dreckiges, hundsgemeines Arschloch.
„Als kleines Mädchen hast du Yamatanka gefunden, der in diesem hässlichen kleinen Franzosen Marcel festsaß, der wiederum in der Wüste festsaß, wo dein Vater ihn versauern ließ.“
„Das hat mein Vater ihm angetan?“, brachte ich heraus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mein Vater einem anderen Menschen etwas so Schlimmes antun würde, ganz egal, um wen es sich handelte. Na schön, ich mochte den Kerl auch nicht viel lieber, als ich es von meinem Vater vermutete, aber ich hätte ihn niemals mit einer kurzen Schnur an einer Palme festgebunden und ihn ganz allein versauern lassen.
Oder vielleicht doch?
Wenn man genauer darüber nachdachte, war hier immerhin von Marcel die Rede. Dem Kerl, der mich zu töten versucht hatte, nachdem ich so nett gewesen war, ihn zu befreien. Vielleicht lag mein Vater ja doch nicht ganz daneben.
Mit einem grausamen Lächeln im hübschen Gesicht wedelte der Teufel mit einem Finger vor meiner Nase, als wäre ich ein kleines Kind. „Natürlich hat dein Vater das getan, du dummes Gör! Es war die einzige Möglichkeit, den, der dem Tod das Ende bringt, dort festzusetzen, wo er ihn im Auge behalten konnte. Und nebenbei erwies es sich auch als wunderbare Methode, die ‚Trägerin des Geburtsrechts’ zu finden. Wie es der Zufall will, warst das du.“
„Oje.“ Es wäre mir lieber gewesen, wenn er nicht so oft abgeschweift wäre, sondern einfach seine Geschichte erzählt und meinem Leid ein Ende bereitet hätte.
„All das hat der Welt des Übernatürlichen selbstverständlich klargemacht, dass du die wahre Nachfolgerin warst.“
„Hör mal, das war ein dummes Versehen. Ich habe Verstecken gespielt …“
„Ja, ich erinnere mich“, fiel mir der Teufel ins Wort. „Du hast dich an jenem Nachmittag mitten in der Hölle versteckt.“
„Warum ich?“ Ich war den Tränen nahe. Die Erkenntnis, dass mein Vater mich verraten hatte, ließ mir noch immer den Kopf schwirren. Ich wollte wissen, warum das Universum beschlossen hatte, mir so übel mitzuspielen.
Doch der Teufel hatte keine Antwort für mich. „Wer weiß, warum du erwählt wurdest! Ich jedenfalls habe keine Ahnung. Allerdings weiß ich sehr wohl, was du gleich für mich tun wirst.“
„Ach ja, und das wäre?“ Sein Ton gefiel mir überhaupt nicht.
„Du wirst dich auf ewig meinem Willen unterwerfen.“
Ich starrte ihn finster an. Der Kerl war so von sich eingenommen, dass mir allein bei seinem Anblick schlecht wurde. „Und wenn ich das nicht tue?“
Er schaute mich betrübt an. „Ich habe befürchtet, dass du das sagen würdest.“
Der
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