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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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wurde entführt? Na, na.“
    „Schon vor Tagen“, erwiderte ich wütend. „Haltet ihr euch hier denn gar nicht auf dem Laufenden? Oder lebt ihr zusammen mit eurer Eingangshalle im Jahre neunzehnhundertvierundachtzig?“
    „Hören Sie, gnädige Frau, es gibt keinen Grund, ausfallend zu werden. Ich sage es Ihnen ja nur ungern, doch es gibt keinerlei Meldungen darüber, dass der Tod vermisst wird. Aber da Sie mir eine nette junge Dame zu sein scheinen, würde ich Ihnen jemanden von der Gedankenmanipulationsabteilung holen, der diese Angelegenheit sicher aufklären kann …“
    Ich schlug mit der Faust auf seinen Schalter, wobei ich zwei tiefe Dellen im Holz hinterließ. Der alte Wachmann starrte mich an. Offenbar war er sich nicht sicher, wie er weiter vorgehen sollte. Wahrscheinlich hatte er es noch nie zuvor mit einer Person wie mir zu tun gehabt – einer Person, die von außen lieb und nett aussah, innen drin aber knallhart und knusprig war.
    „Gnädige Frau, wenn Sie so weitermachen, bin ich gezwungen, Verstärkung zu rufen …“
    „Es ist mir egal, wen du rufst. Hol einfach nur Detective Davenport her, damit ich ihm die Meinung sagen kann.“ Ich stand kurz davor, laut loszubrüllen. Hätte jemand in diesem Moment versucht, meinen Blutdruck zu messen, wäre das Armband geplatzt – so aufgedreht war ich. Schließlich hatte der Alte kein Recht, meine Autorität derart infrage zu stellen. Er hätte mir einfach ohne jede Widerrede gehorchen sollen. Stattdessen benahm er sich total aufsässig und drohte damit, Verstärkung zu rufen oder – noch schlimmer – die Gedankenmanipulationsabteilung auf mich loszulassen!
    Ich gab ihm eine letzte Chance, die Sache wiedergutzumachen, obwohl ich mich derzeit etwa so wohlwollend fühlte wie der Grinch. Genau genommen verspürte ich wachsende Mordlust, je länger ich mich in Gesellschaft dieses alten Kerls befand.
    „Geh Detective Davenport holen, sonst übernehme ich keine Verantwortung für das, was ich gleich mit dir anstelle.“
    „Gnädige Frau, ich kann ihn nicht holen, weil er nicht hier arbeitet …“
    Ohne mir klarzumachen, was ich tat, hob ich die rechte Hand und zeigte mit dem Finger auf seinen Brustkorb.
    „Dann bist du tot.“
    Er öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch statt Worten kam nur ein lautes, zischendes Geräusch heraus. Gelangweilt beobachtete ich, wie ihm die Seele zwischen den Lippen hervorströmte und eine Wolke um seinen Kopf bildete. Seine Augen traten aus den Höhlen, und er kippte nach vorne, sodass sein Körper mit ausgebreiteten Armen auf dem Schalter zum Liegen kam. Sein Kaffeebecher kippte ebenfalls, und die dicke, trübe Flüssigkeit entkam ihrem Gefäß, lief vorne am Schalter hinunter und bildete eine Pfütze zu meinen Füßen.
    Als ich einen Schritt zurücktrat, um der Kaffeeattacke zu entgehen, spürte ich plötzlich eine Hand auf der Schulter. Ich drehte mich um und sah mich einem ausgemergelten Mann im langen schwarzen Trenchcoat gegenüber. Seine Augen sahen wie glühende Löcher in seinem Schädel aus, und seine Zähne waren lang und endeten in scharfen Spitzen. Er wirkte ganz und gar nicht wie jemand, dem man spät nachts allein in einer dunklen Gasse begegnen wollte.
    „Ab hier übernehmen wir, meine Dame“, sagte er mit einer Stimme, die schrill wie Nägel klang, die über eine Tafel kratzten. Er nahm seine Hand von meiner bloßen Haut. Mein Fleisch brutzelte dort, wo er es berührt hatte.
    Neben dem ausgemergelten Mann stand eine kleine, gedrungene Frau in einem langen, fließenden schwarzen Kleid. Sie trug einen schwarzen Schleier, weshalb ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte, aber was immer sich hinter diesem Schleier verbarg, sandte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken, ohne dass ich es auch nur sehen musste.
    Die Wolke um den Kopf des Alten begann sich zu verzweigen. Teile von ihr trieben in verschiedene Richtungen davon, doch noch während ich den Vorgang beobachtete, holte die gedrungene Frau ein Glas aus der Tasche, in dem sich etwas befand, das wie bernsteinfarbener Honig aussah. Sie schraubte den Deckel ab und hielt das Glas empor, sodass die Wolke es erspüren konnte. Sofort fügte sie sich wieder zusammen und flog wie eine Brieftaube auf den rätselhaften Inhalt des Behälters zu.
    Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, fischte der Ausgemergelte ein Schmetterlingsnetz aus der leeren Luft und fing die nichts ahnende Wolke damit ein. Ein leises Rascheln erklang, und dann war die Wolke fort,

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