Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Lösegeldforderungen erwähnt. Punkt.
Vielleicht hatten die Entführer also von Anfang an nicht die Absicht gehabt, ihre Gefangenen freizulassen. Es bestand aber auch die Möglichkeit, dass eigentlich niemand jemals von der Entführung hätte erfahren sollen.
Das hatte der Teufel mir zu sagen versucht, als er mir in Gestalt des alten Wachmanns bei der Ermittlungsbehörde für Übersinnliches im Hirn herumgestochert hatte: Die Entführung war der Behörde nie gemeldet worden, warum, zum Teufel, untersuchte einer ihrer Agenten also den Fall?
Die Frage, die ich mir jetzt stellen musste, lautete: Wer hatte am meisten davon, meinen Vater aus dem Weg zu räumen?
Wenn ich nicht ich gewesen wäre und nicht all das über mich gewusst hätte, was ich wusste – zum Beispiel, dass ich ein eigentlich ganz normales Mädchen war, das keinerlei Ambitionen hatte, die Stelle seines Vaters als Sensenmann einzunehmen –, dann hätte ich mich wohl selbst ganz oben auf die Liste derjenigen gesetzt, die am meisten von seinem „Verschwinden“ profitierten.
Irgendjemand hatte sich große Mühe gegeben, mich zu diskreditieren, indem er einen Riesenhaufen Geld auf mein Konto gepackt und anschließend verbreitet hatte, der Teufel hätte mich damit für die Beseitigung meines Vaters und seiner Mitarbeiter entlohnt. Kein Wunder, dass der Herr der Hölle alles andere als zufrieden war – doch das machte ihn nicht schuldiger als mich.
Ich kam zu dem Schluss, dass ich den Teufel zwar absolut nicht leiden konnte, dass er aber in gewisser Weise ein Alibi hatte. Ja, er profitierte von der ganzen Angelegenheit, und er würde zweifellos versuchen, die Lage auszunutzen, doch er war nicht der Entführer. Das wäre ihm viel zu aufwändig gewesen, und außerdem war es einfach nicht sein Stil.
Daniel gehörte zum Teufel. Immerhin war der Kerl sein Protegé – was auch immer das genau bedeutete – und durfte wahrscheinlich ohnehin nicht allein irgendwelche großen, schicken Entführungspläne aushecken.
Meine Familienmitglieder wollte ich am liebsten auf einen Rutsch freisprechen, aber ich hatte nicht genug Informationen, um sie als Verdächtige auszuschließen. Meine Mutter und Pater McGee hatten hartnäckig versucht, mich in diesen ganzen Irrsinn reinzuziehen, obwohl ich mich mit Händen und Füßen gesträubt hatte. Andererseits wirkten sie beide ehrlich besorgt um Vater und Thalia.
Es bereitete mir keine Schwierigkeiten, mich für Clio zu verbürgen – hört mal, wenn man seine kleine Schwester nicht kennt, wen denn bitte dann? So, wie ich es sah, waren sie und Kümmerchen unschuldig wie Neugeborene.
Und Jarvis hatte mir das Leben gerettet. Mehr gab es dazu nicht zu sagen.
Damit blieben Indra – der wahrscheinlich irgendwo in seine Einzelteile zerlegt herumlag – und der rätselhafte Fremde: der berüchtigte Detective Davenport, der überhaupt kein Detective war.
Abgesehen davon, dass ich ihn aus tiefstem Herzen verabscheute und bei unserer nächsten Begegnung zu Omelett verarbeiten würde, wusste ich nicht das Geringste über den Kerl, doch er war dabei, sich zu meinem Hauptverdächtigen zu mausern. Offensichtlich war er ein Lügner, der viel zu viel über die Entführung meines Vaters wusste, um unschuldig zu sein. Für ihn war es am leichtesten gewesen, diesen Blödsinn über meine Bestechung zu verbreiten, er war das Arschloch, das Jarvis entführt hatte, und er war derjenige, der mir zusammen mit seinen Handschellen eine Art magischen Peilsender angelegt hatte. Das bedeutete auch, dass er der Mistkerl war, der mir den vergifteten Midori Sour geschickt hatte – womit er mir dieses wunderbare eiskalte Getränk für immer verleidet hatte. Das Einzige, was ich nicht kapierte, war, wie zum Henker dieser Mistkerl von einem Detective mit Indras Erzfeind Vritra in Zusammenhang stand.
Ihr erinnert euch doch an Vritra … das gruselige Schlangenwesen mit dem ekelhaften Leichenschloss? Das Schloss, in dem – so man dem Kelch von Jamshid glauben durfte – mein Vater und die anderen Geiseln festgehalten wurden?
Ich erklärte meiner fröhlichen Gefährtenschar – Daniel, Clio, Kali und Kümmerchen – so gut wie möglich, was ich in dem Kelch gesehen hatte. Wahrscheinlich ist es unmöglich, etwas so Grausiges wie Vritras Schloss angemessen zu beschreiben, aber ich gab mir alle Mühe. Natürlich war ich diejenige, der ein bisschen schlecht wurde, weil ich in meiner kleinen Truppe der größte Waschlappen war. Clio wollte eigentlich nur
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