Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
mein Körper instinktiv auf ihn ansprach. Ein Teil von mir wollte ihn berühren, mit den weichen Haaren spielen, die sich aus seinem Hemdkragen ringelten, doch ich kämpfte den Impuls nieder.
„Wer bist du?“ Meine Stimme klang belegt. Das lief alles ganz und gar nicht gut. Noch ein paar Minuten, dann würde ich ihm das Hemd von der Brust reißen, so sehr erregte mich seine Nähe. Solche Gefühle hatte ich seit Jahren bei keinem Mann mehr empfunden. Genau genommen hatte ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht so sehr körperlich angezogen von einem Menschen gefühlt.
Plötzlich streckte er die Hand aus. Seine Finger berührten sanft meine Wange, als er mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr strich. Die Geste war so sinnlich, dass es mir die Kehle zuschnürte.
Lieber Himmel, dachte ich. Ich war so wackelig auf den Beinen wie ein neugeborenes Lamm, und mein Mund war vor Aufregung völlig ausgedörrt. Er wird gleich hier auf dem Perserteppich meines Vaters über mich herfallen … und ich werde es zulassen!
Er beugte sich vor und kam dabei so dicht an mich heran, dass ich seinen heißen Atem am Ohr spürte und den Waldduft seines Rasierwassers roch. Ich schloss die Augen. Mein Herz hämmerte mir unregelmäßig und voll wilder Erregung in der Brust.
Ich war so was von unvorbereitet auf das, was jetzt ganz offensichtlich folgen würde: Sex.
Ich nahm nicht die Pille, konnte kein Diaphragma aus der Handtasche zaubern, das nur auf seine Spermifizierung wartete, und ich hielt meinen Vater eindeutig nicht für die Sorte Mann, die eine Packung Kondome in der Schreibtischschublade lagerte.
Scheiß drauf!, dachte ich mir. Man lebt nur einmal.
Nachdem ich meinen Frieden mit der fragwürdigen Situation gemacht hatte, leckte ich mir die Lippen, hoffte inständig, dass mein Atem nicht zu sehr nach meinen beiden morgendlichen Espressi roch, und öffnete den Mund erwartungsvoll.
„Nur zu“, sagte ich. „Komm und zeigs mir.“
Ich schloss die Augen und wartete. Es dauerte nicht lange. Er näherte sich, bis seine Lippen nur noch eine Haaresbreite von meinen entfernt waren.
„Ich bin …“, setzte er an und hielt dann inne.
Ich schluckte schwer und versuchte, meinen rasenden Herzschlag und das pulsierende Gefühl zwischen meinen Beinen unter Kontrolle zu bringen.
„Ich bin der Protegé des Teufels.“
5
Ich öffnete erst ein Auge, dann das andere und schaute ihn an. „Oh …“ sagte ich, in der Hoffnung, dass der „Protegé des Teufels“ nicht bemerkt hatte, wie enttäuscht ich war, dass wir immer noch nicht auf dem Boden lagen und den Geschlechtsakt vollzogen. „Ist das alles?“
Er wirkte überrascht (wenn nicht sogar verstört), dass seine Worte mich nicht schockierten oder verängstigten. Mit gerunzelter Stirn neigte er den Kopf zur Seite. Offenbar versuchte er, eine unzutreffende Vorstellung, die er sich von mir gemacht hatte, zu korrigieren.
„Das überrascht dich gar nicht?“ Er zog die Brauen zusammen. „Das verstehe ich nicht. Man hat mir gesagt, dass du die Normale in eurer Familie bist …“
„Wer hat dir das gesagt?“, verlangte ich zu wissen.
„Das ist allgemein bekannt“, erwiderte er ausweichend.
„Und wahrscheinlich dachtest du deshalb, ich hätte keine Ahnung, was hier vorgeht?“ Ich rümpfte die Nase. „Also bitte.“
Er trat einen Schritt zurück, und ich verspürte einen schmerzhaften Stich im Herzen. Leide ich unter Teufelsprotegé-Entzug?
In dem Versuch, einen klaren Gedanken zu fassen, schüttelte ich den Kopf. Der Kerl wich weiter zurück, bis sich ein gutes Stück Sofa und Ohrensessel zwischen uns befand. Es war wirklich seltsam, aber je weiter er sich von mir entfernte, desto mehr wollte ich mich auf ihn stürzen. Tatsächlich musste ich mich schwer beherrschen, um nicht übers Sofa zu springen und ihn zu Boden zu werfen.
Ich legte die Hände auf die Sofalehne und grub die Nägel ins Leder. Das wurde langsam lächerlich.
„Ich, äh …“, setzte ich an, aber ich konnte nur daran denken, wie anziehend ich ihn fand und wie sehr ich ihn hier und jetzt vögeln wollte, dass ihm Hören und Sehen vergingen.
„Himmel noch mal! Schluss damit!“, befahl ich mir und klammerte mich verzweifelt am Sofa fest.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte der Protegé des Teufels, doch ich schüttelte nur den Kopf.
„Hau ab“, presste ich schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Wie bitte?“ Er schien nicht zu begreifen, dass wir kurz vor einem
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