Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
den Mäulern, als sein monströser Leib sich meiner zerbrechlichen, schutzlosen Menschengestalt näherte. Ich fing an zu schreien – die unerhört hohe Reinigungsrechnung für die Säuberung meiner geliehenen Sachen von menschlichen Überresten blitzte vor meinen Augen auf –, aber anstatt mich platt zu walzen und auszuweiden, galoppierte Zerberus an mir vorbei und vollzog eine scharfe Rechtskurve, wobei er mir einen ordentlichen Stoß versetzte. Mit dem Hintern voran ging ich jämmerlich zu Boden.
Ich schlug hart auf und spürte förmlich, wie sich ein großer lila Bluterguss auf meiner linken Pobacke bildete. Und wie ich so dasaß und mein Gehirn nach diesem um ein Haar katastrophalen Erlebnis neu startete, dachte ich die ganze Zeit daran, wie viel Glück ich gehabt hatte, mit einem Bluterguss am Hintern davongekommen zu sein.
Irgendwo hinter mir hörte ich ein tiefes Knurren. Wahrscheinlich hatte Zerberus herzhaftere Beute entdeckt – vielleicht eine flüchtige Seele, die zu dem Schluss gekommen war, lieber doch nicht in die Hölle zu wollen. Ich lauschte auf die verräterischen Laute einer Person, die bei lebendigem Leib zerfetzt wurde, hörte jedoch absolut nichts. Und dann erklang unvermittelt eine Männerstimme.
„Braver Junge. Jetzt sitz.“
Ich kannte die Stimme. Genau genommen wusste ich sogar zweifelsfrei, zu wem sie gehörte. Etwas Seltsames ging hier vor, und ich musste mich wohl oder übel aufrappeln und herausfinden, was es war.
Ich stand auf, klopfte mir den Schmutz vom Hosenboden und wandte mich um, die Hände in die Hüften gestemmt und bereit, meine Wut hervorbrechen zu lassen. „Hör auf, mir zu folgen!“, schrie ich so laut, wie ich konnte, und starrte Daniel böse an – den „Protegé“ des Teufels, der gerade mit Zerberus, dem dreiköpfigen Wächter des Nordtors zur Hölle, durch den Staub tollte. Die beiden zogen eine Riesennummer ab: „Junge und Hund balgen sich fröhlich und messen spielerisch ihre Kräfte.“ Ich hätte kotzen können.
Das ist so was von unfair! Missmutig nahm ich das Hundegeschirr und ging auf die beiden zu.
„Das ist meine Aufgabe, du blödes Arschloch!“, knurrte ich. „Hör auf, mich vorzuführen!“
Daniel blickte auf, und mein Herz machte einen Satz.
„Tut mir leid“, sagte er gedehnt, „ist das deine Aufgabe? Das wusste ich nicht. Nur zu, du kannst gern mitmachen!“ Er bedeutete mir, mich neben ihm im Dreck niederzulassen und dem dreiköpfigen Hund den Bauch zu kraulen.
„Du willst diese wilde Bestie besänftigen? Ich empfehle regelmäßiges Bauchkraulen.“
Ich hatte eine sehr gute Vorstellung davon, wie dieser Hund aus der Nähe roch, und ich würde nicht – Gott weiß wie lange! -mit dem Gestank von nassem Fell und Hundemundgeruch an den Fingern rumlaufen. Was jedoch Daniel anging … dieser wilden Bestie würde ich jederzeit den Bauch kraulen.
„Drauf geschissen“, knurrte ich und hasste mich dafür, so etwas auch nur zu denken. Ich ließ das Geschirr zu Boden fallen. Mir war zum Heulen zumute – nein, eigentlich war mir danach zumute, mich mit dem Protegé des Teufels durch den Dreck zu wälzen!
Igitt! Das muss sofort aufhören!
Ich schloss die Augen und schüttelte heftig den Kopf in dem Versuch, die Lüsternheit zu vertreiben, die mir den Verstand vernebelte. Ich würde mich auf gar keinen Fall von diesem Kerl aufs Kreuz legen oder verführen lassen oder in irgendeiner Art und Weise Sex mit ihm haben.
Das läuft einfach nicht, sagte ich mir, während ich spürte, wie mir allein schon aufgrund seiner verdammten Anwesenheit ganz warm und flatterig zumute wurde. Langsam wurde es ein kleines bisschen lächerlich, welche Anziehungskraft der Protegé des Teufels auf mich hatte.
Daniel hob eine Braue, während er Zerberus weiterhin mit beiden Händen über den dicken Bauch rieb. Der dreiköpfige Verräter – der buchstäblich wie ein Hund um Daniels Aufmerksamkeit bettelte – war fast viermal so groß wie der Protegé des Teufels, aber Daniel behandelte den Köter wie einen übermütigen Labrador Retriever. Offenbar hatte er diese Rudelführersache bestens im Griff.
Wie hin ich bloß auf die Idee gekommen, dass ich Zerberus unter meine Knute bringen könnte, ah wäre ich Cesar Milan? Das ist ja lachhaft, dachte ich wütend, während ich zusah, wie die drei bescheuerten Hundeköpfe glücklich meinen Gegenspieler vollsabberten.
„Du weißt ganz genau, dass ich einen von den Welpen dieses dreiköpfigen Köters holen muss! Und
Weitere Kostenlose Bücher