Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
Quell nutzloser Informationen war – nutzlos so lange, bis man mit einem riesigen, dreiköpfigen Höllenhund spazieren gehen musste.
„Wunderbar.“ Ich wischte mir den Schweiß von der Lippe. „Und wann kommt Mama nach Hause?“
Jarvis zuckte mit den Schultern.
„Wozu bist du überhaupt gut?“, klagte ich, während mein Blick zu dem massigen Hundemonster zurückkehrte. Zerberus saß nach wie vor auf den Hinterläufen. Sein wedelnder Schwanz schlug rhythmisch gegen das Tor.
„Na schön, ist ja kein Ding.“ Ich erhob mich aus meiner geduckten Haltung und schickte mich an, meiner dreiköpfigen Aufgabe gegenüberzutreten.
„Nein, warte!“ Jarvis packte mich am Arm und zerrte mich hinter den Busch zurück.
„Was ist?!“ Er hatte so heftig an mir gezogen, dass ich auf dem Hintern gelandet war, weshalb meine Hose jetzt total dreckverschmiert war. „Sieh dir meine Hose an“, heulte ich. „Die sieht aus, als hätte ich einen Verkehrsunfall gehabt oder so!“
Jarvis ignorierte mein Klagen. „Du kannst nicht einfach ohne einen Plan dorthin gehen.“
„Ich habe einen Plan“, entgegnete ich genervt. „Ich bin ja nicht blöd.“
Schweigen.
„Ehrlich nicht! Was soll’s …“ Ich stand auf, wischte mir notdürftig den Dreck vom Hintern und warf Jarvis einen wütenden Blick zu. „Ich verfüge über gewisse Kräfte, nicht wahr?“
Jarvis nickte.
„Wenn ich etwas will, muss ich es mir nur wünschen, damit der Äther es für mich materialisiert, hab ich recht?“
Jarvis nickte erneut.
„Gut. Siehst du, ich habe einen Plan“, erklärte ich zufrieden. „Muss ich meinen Wunsch laut aussprechen?“
Bevor Jarvis antworten konnte, erklang ein kurzer, knallender Laut, und plötzlich lag ich unter den Windungen eines riesigen Hundegeschirrs samt Leine. Jarvis lächelte höhnisch, während ich versuchte, mich von dem grellroten Gewirr zu befreien.
„Ich schätze, das beantwortet meine Frage.“ Ich rappelte mich auf.
Jarvis hob amüsiert eine Braue. Er strahlte vor Belustigung.
„Und wie genau beabsichtigst du, dem Hund dort dieses Geschirr anzulegen?“ Er zeigte auf Zerberus, der sich gerade hingebungsvoll mit zwei Köpfen im Intimbereich leckte.
Mist, daran habe ich überhaupt nicht gedacht.
„Wart einfach ab und schau zu, Klugscheißer“, erwiderte ich hochmütig, ergriff das Geschirr und zog es hinter mir her aus dem Schutz des Gebüschs und meiner Beute entgegen.
Bin ich verrückt? Ich habe überhaupt keinen Plan, dachte ich voller Panik.
„Ich muss wohl einfach improvisieren“, sagte ich mit falscher Fröhlichkeit. Ich hoffte nur, dass Jarvis mein Selbstgespräch nicht gehört hatte. Der blasierte kleine Mistkerl sollte lieber nichts von meinem kleinen Problem erfahren.
Schnellen Schrittes legte ich die Strecke zwischen dem Busch und Zerberus zurück.
Das läuft doch ganz gut, dachte ich mir. Ich habe nicht mal schreckliche Angst … na ja, nicht so wahnsinnig schreckliche.
Plötzlich hörte ich ein lautes Knirschen … und dann wurde die Welt um mich hemm langsamer. Sehr viel langsamer.
In Zeitlupe spürte ich, wie das scharfe Stück Felsen, auf das ich versehentlich getreten war, versuchte, sich durch die feste Gummisohle meines Converse All Stars zu bohren, während ein Schweißtropfen eine gefühlte Ewigkeit brauchte, um sich in meinem Nacken zu sammeln und mir anschließend quälend langsam den Rücken herunter und in den Hosenbund zu laufen.
Zerberus wandte den Knurrkopf, und das riesige gelbliche Auge richtete sich auf meine erstarrte Gestalt. Der Hund kniff das Auge zusammen, und ich wusste ohne weitere Worte, dass ich nur eine Zeitlupenminute davon entfernt war, verspeist und verdaut zu werden.
Die anderen beiden Köpfe hielten in ihrem hingebungsvollen Lecken inne und schossen neben dem Knurrkopf in die Höhe. Sie sahen weniger bedrohlich aus als ihr Kollege, doch noch während ich hinschaute, regte sich etwas sehr viel Unheilverkündenderes in ihrem Blick: freudige Erregung. Der Schwanz des Höllenhundes schlug schneller gegen das Tor.
Oje, so viel zum Thema Improvisieren.
Sicher drehte Jarvis hinter seinem Busch total am Rad. Er hatte mich wohl mit Recht für einen Dummkopf gehalten. Der Schlamassel, in den ich mich hineinmanövriert hatte, bewies, dass sein wenig schmeichelhaftes Bild von mir den Nagel auf den Kopf traf.
Dann schoss Knurrkopf mit gebleckten Fängen vor, das riesige Auge zielsicher auf … mich gerichtet. Starr vor Schreck konnte ich nichts weiter
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