Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
Vom Netzwerk:
drehte mich um und nickte, wobei ich mit kindlichem Stolz auf meine Kriegsverletzung zeigte.
    „Dicke Lippe“, brummte ich. Mir wurde übel, als mir ein Rinnsal frischen Blutes in den Mund lief. Igitt!
    „Warum sind wir in einer Besenkammer?“, fragte Clio und schaute sich mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln auf dem hübschen Gesicht um.
    „Ich weiß nicht, aber ich werde es herausfinden.“ Auf Händen und Knien kroch ich zur Tür. Ich bedeutete Clio und Kümmerchen zurückzubleiben, drehte den Türknauf und öffnete die Tür zwei Zentimeter weit.
    „Lieber Himmel!“, quiekte ich und hastete im Krebsgang von der Tür fort. Mir klangen die Ohren von der lauten Musik, und der visuelle Ansturm grell orangefarbener Gewänder und paillettenbesetzter Stoff ließ mich fast erblinden. Obwohl ich nur für ein paar Sekunden nach draußen geschaut hatte, wusste ich nun, dass die saritragenden Frauen aus dem Fernseher direkt vor der Tür unserer Besenkammer wie Derwische umherwirbelten.
    „Komm nicht näher“, wisperte ich, als Clio herankrabbelte, um über meine Schulter hinweg durch den Türspalt zu spähen.
    „Wow, das sieht aus wie die Smarties -Werbung da draußen.“
    Das traf den Nagel auf den Kopf. Die Farben leuchteten so intensiv, dass es einem geradezu unnatürlich vorkam.
    Kümmerchen winselte. Offenbar hoffte sie, dass wir uns ihrer erbarmen und Platz für sie machen würden. Weil sie das Recht hatte, genauso viel zu sehen wie wir, nahm ich ihre Leine und zog sie auf meinen Schoß.
    Keine gute Idee.
    Etwas an den bunten Farben und an der Art, wie sich das helle Lampenlicht in den Pailletten brach, ließ Kümmerchen durchdrehen. Sie bellte wie wahnsinnig, kroch zur Tür und stieß sie mit der Nase auf. Ich versuchte, sie an der Leine zurückzuzerren, aber ebenso gut hätte ich Tauziehen mit einem sehr kräftigen, sehr widerspenstigen Elefantenbaby spielen können.
    Mit einem Mal straffte sich die Leine, und Kümmerchen schoss davon wie eine Kanonenkugel. Zwei Sekunden später lag ich mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, meine Lungen leerten sich wie zwei Gefrierbeutel, und ich wurde durch die Tür und mitten ins Getümmel wirbelnder Saris gezogen.
    Obwohl ich schreckliche Angst davor hatte, mir beim Hundebreakdance das Gesicht zu zertrümmern, hielt ich stur die Leine fest. Kümmerchen hatte mir das Leben gerettet. Selbst wenn sie sich unbedingt wie ein Hund aufführen musste, würde ich sie nicht von den tanzenden Mädchen platt trampeln lassen.
    „Callie!“, hörte ich Clio in einem hohen, schrillen Tonfall rufen, der überhaupt nicht zu ihr passte. Zum ersten Mal, seit ich mich erinnern konnte, klang meine kleine Schwester ängstlich. Normalerweise wäre ich gerührt gewesen, dass ich ihr offenbar so viel bedeutete, doch ich musste mich voll und ganz darauf konzentrieren, mir nicht vom vorbeirasenden Boden die Zähne ausschlagen zu lassen.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag war es mein Knöchel, der mich vor ernsthaften Verletzungen bewahrte.
    Ich spürte einen Ruck, der mir durch Mark und Bein ging, und dann schwebte ich plötzlich zehn Zentimeter über dem Boden, eine menschliche Hängebrücke zwischen einem von seiner Begeisterung mitgerissenen Höllenwelpen und meiner technikbesessenen kleinen Schwester.
    „Autsch!“, keuchte ich. Jedes Mal, wenn Kümmerchen bellte, verspürte ich ein schmerzhaftes Zerren. „Sei still, Kümmerchen!“
    Ich schaute nach hinten und sah Clio, die meinen Knöchel umklammert hielt, als fürchtete sie, dass er in Kürze aus der Mode kommen würde.
    „Halt durch“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ihr Kopf war knallrot von der Anstrengung, Kümmerchen und mich festzuhalten, damit wir nicht kopfüber in das Meer der Bollywoodtänzerinnen rasten. Derweil hatten ohnehin schon einige der drallen indischen Frauen unseren … äh … „ungewöhnlichen Auftritt“ bemerkt und mit dem Umherwirbeln aufgehört, um uns anzustarren und mit langen, rosa-orange lackierten Fingernägeln auf uns zu zeigen. Ich musste zugeben, dass, wer auch immer für den Laden hier zuständig war, an alle Einzelheiten gedacht hatte.
    Mit einem abrupten Quietschen verstummte die Musik. Die Tänzerinnen hielten in ihren eleganten Bewegungen inne, um wie durch Gedankenübertragung alle gleichzeitig den Kopf zu drehen und uns anzustarren. In der sich anschließenden Stille bemerkte ich, dass Kümmerchen zu bellen aufgehört hatte.
    „Ach du Scheiße“, sagte ich und

Weitere Kostenlose Bücher