Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
hörte, wie jemand immer wieder „dummes weißes Mädchen“ brummte, als wären die Worte ein Mantra, und dann erklang ein weiteres Scheppern, und die Tür der Besenkammer flog auf, wobei der Türrahmen in Fetzen gerissen wurde. Unglücklicherweise würden wir wohl nicht auf dem Weg zurückkehren können, auf dem wir hierhergekommen waren. Die Besenkammer war schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Ein erstickter Schrei ertönte, als Kali mit einem Blecheimer am rechten Fuß und einer Flasche Bleiche in der linken Hand ins hell erleuchtete Studio taumelte, wobei sie sich an einem borstigen Besen festhielt wie an einem Krückstock. Sie kam offenbar direkt aus ihrem Badezimmer und hatte gerade genug Zeit gehabt, sich einen hellgelben Duschvorhang mit Entchenmuster umzuwickeln. Ansonsten war sie splitternackt.
Wenn sie nicht so sauer gewesen wäre, hätte das Ganze etwas Komisches gehabt, aber da ihre Miene verriet, dass sie jedem den Kopf abreißen würde, der auch nur ein Kichern von sich gab, beschloss ich, mein Glück nicht auf die Probe zu stellen. Ich würde einfach in Gedanken umso lauter lachen.
Ihr Blick versprühte Funken der Wut, als sie schrie: „Weißes Mädchen! Wo bist du? Ich weiß, dass das dein Werk ist!“
Ich hob zögernd die Hand, worauf ihr Blick sich sofort auf mein Gesicht richtete. Grimmig presste sie die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Ihr wisst schon, wenn Blicke töten könnten … dann wäre ich toter als tot gewesen.
„Du wirst diesen Tag bitter bereuen, weißes Mädchen.“ Sie schüttelte die Bleicheflasche drohend in meine Richtung. Ihre Stimme bebte vor Zorn. „Bitter bereuen!!“
Wahrscheinlich hätte ich mir mehr Sorgen darüber machen sollen, gebleicht zu werden, doch Kali hatte in ihrer Eile vergessen, die Kappe von der Flasche zu schrauben. Sie konnte die Bleiche so viel schütteln, wie sie wollte, das ätzende Zeug blieb, wo es war.
„Ich werde dir gehörig den Arsch versohlen, weißes Mädchen!“
„Gib nicht mir die Schuld.“ Ich wich zurück, als sie den scheppernden Eimer nach mir schwang. „Das war alles seine Idee!“ Ich zeigte auf Indra, der sich bereits auf seine schützende Gopi-Gefolgschaft zubewegte. Ehrlich gesagt sah er zu Tode erschrocken aus, was mich völlig unverhältnismäßig erfreute. Ich wusste nicht, was mir an Indra so missfiel, aber er hatte eindeutig etwas Unangenehmes an sich.
Vielleicht liegt es daran, dass er so ein Angeber ist, dachte ich, und noch dazu so ein Jammerlappen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Indra wieder nach seiner Flasche griff. Himmel, was, zum Teufel, ist da eigentlich drin?
„Ich … ich …“, stotterte Indra. Seine honigsüße Stimme war plötzlich hoch und piepsig wie die eines kleinen Mädchens, und sein gebräuntes Gesicht nahm die Farbe eines fünf Tage alten Kohlkopfes an.
Kalis Zorn richtete sich nun auf ihn. Böse Augen blitzten in ihrem wunderschönen Gesicht. „Du … du … jämmerliche Heulsuse! Ich werde dir die Eingeweide herausreißen und sie dich fressen lassen, während ich zusehe“, schrie sie, stapfte unbarmherzig auf ihn zu und riss ihm den Flachmann aus der Hand. Er kauerte sich vor ihr zusammen, ohne dabei den Blick von der Flasche abzuwenden.
„Bitte …“, winselte Indra. Seine Augen folgten dem Flachmann wie ein Laserzielstrahl. Angewidert warf Kali ihm das Objekt seiner Begierde hin, doch es glitt ihm durch die Finger und landete mit einem hellen Laut direkt vor seinen Füßen auf dem Betonboden. Sofort hob Indra die Flasche auf und steckte sie mit zitternden Fingern in seine Innentasche zurück.
Als die Gopis bemerkten, dass Kalis Zorn nun nicht mehr mir, sondern Indra galt, bildeten sie eine Formation und rückten langsam vor, um ihren Meister zu beschützen.
„Ha!“, rief Kali und starrte die Gopis finster an. „Ihr glaubt wohl, ihr könntet es mit mir aufnehmen, ihr Krishna-Huren!“ Sie öffnete den Mund und renkte ihren Unterkiefer aus wie eine Schlange, die sich anschickt, ihre Beute zu verschlingen. Ein lautes, klagendes Heulen entrang sich ihrer Kehle, zerriss die Luft und ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen. Die Gopis, die mir nach dem vorangegangenen Gefecht als unbesiegbar erschienen waren, fielen in sich zusammen wie leere Luftballons. Mit ihren Händen, deren kunstvoll manikürte, grell-rosa-orangefarbene Fingernägel mir sofort aufgefallen waren, hielten sie sich die Ohren zu, um sich vor Kalis Zorn zu schützen.
Ich schaute mich um und begegnete
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