Benson, Amber - Jenseits GmbH 2 - Einmal Tod ist nicht genug
nicht leiden, doch ich war dort schon öfter als irgendwo sonst in dieser Schwitzbude …«
Knurrkopf kicherte, offenbar amüsiert über meine Wortwahl, sagte aber weiterhin nichts.
»Wie dem auch sei, ich musste den ganzen Weg bis hierher laufen, und es war ein wirklich weiter Weg, doch dann habe ich diesen Hund gefunden und danach das Monsterkind – das war so ähnlich wie die Dinger, die violettes Licht aus den Augen schießen, nur kleiner …«
»Sie heißen Kinderschrecks«, unterbrach mich Knurrkopf, »und sie arbeiten für den Teufel und leben in den Wäldern um das Nord- und das Westtor.«
»Na schön, interessant«, räumte ich ein, zufrieden, dass ich jetzt wenigstens wusste, wie ich diese Geschöpfe nennen sollte. »Und dann habe ich beobachtet, wie du es mit diesen Goths zu tun hattest, und weil ich noch nie gesehen hatte, wie jemand in die innere Hölle geht, wollte ich einfach mal zuschauen … das war doch in Ordnung, oder?«, erkundigte ich mich.
Knurrkopf blinzelte zweimal, während die anderen beiden Köpfe bloß hechelten. Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, beschloss aber, es als passives – sehr passives – Ja zu interpretieren.
»Und dann habe ich gesehen, dass das Mädchen kein echtes Mädchen war, sondern etwas anderes …«
»Wie scharfsinnig von dir«, sagte Knurrkopf trocken. Obwohl er offenbar nicht in der Stimmung dafür war, direkte Fragen zu beantworten, hatte er anscheinend keine Vorbehalte gegen sarkastische Randbemerkungen, was ganz und gar nicht toll ist, wenn man sich nett unterhalten will.
»Übrigens, wie ist der Dämon überhaupt in das Mädchen reingekommen?«, fragte ich.
»Wenn man einen Dämon ruft, dann lässt man ihn nicht nur in seine Dimension ein, man bietet ihm auch einen Platz an der eigenen Brust.«
»Wie bitte?«
Knurrkopf seufzte. »Abalam konnte den Körper des Mädchens in Besitz nehmen, weil es ihn gerufen hat. Dann hat er die beiden Brüder geopfert, um auf jener Existenzebene verweilen zu können. Er hatte keine Ahnung, dass Chanduthras Körper in so schlechter Verfassung war, dass er durch all den Stress einen Herzanfall erleiden und sterben würde. Und damit war er dann wieder im Leben nach dem Tod gelandet.«
»Klar, das hat er sicher nicht mit eingeplant«, sagte ich. »Was für ein Arsch.«
Knurrkopf nickte. »Ein Arsch? Da bin ich mir nicht sicher. Aber dumm ist er auf jeden Fall.«
Ich fand, dass langsam ein kameradschaftliches Gefühl zwischen mir und Knurrkopf aufkam, deshalb beschloss ich, einen Versuch zu wagen, mich aus der Sache mit dem Gefallen rauszuwinden.
»He, da ich dir bei dieser Abalam-Sache geholfen habe und so, können wir da nicht einfach sagen, wir sind quitt, und die Sache mit dem Gefallen ist vergessen …?«
Knurrkopf schnaubte, und die anderen beiden Köpfe stimmten hämisch mit ein. Ich wusste instinktiv, dass es sich hier um abfälliges Schnauben auf meine Kosten handelte, aber ich beschloss, einfach weiter im Text zu gehen und Zerberus’ Benehmen nicht zu beachten. Wenn ich Widerworte gab, würde er vielleicht eine Kinderschreck-Eskorte rufen und mich zu den Goth-Zwillingen in die Hölle stecken. Wie dem auch sei, ich wollte etwas von ihm (nämlich, dass er Kümmerchen im Haus Meeresklippe bleiben ließ), also war es am besten, das Ungeheuer wohlwollend zu stimmen, anstatt es zu verärgern.
»Das Schnitterteam hatte bereits festgestellt, dass es zu einer Besessenheit gekommen war. Ich war also vorgewarnt. Du warst mir keine Hilfe … nur eine Behinderung.« Knurrkopf schien sich regelrecht an meinem Unbehagen zu weiden.
Ich seufzte und überdachte meine Herangehensweise neu. Wenn ich ihn dazu bringen konnte zu vergessen, dass ich zu spät gekommen war, hatte ich wenigstens etwas erreicht.
»Aber wenn du bereits wusstest, dass sich ein Dämon im Inneren dieses Mädchens befand«, sagte ich unterwürfig, »dann ist das wohl keinen Gefallen wert, oder …?«
Ich verstummte und wartete.
»Nein, ist es nicht«, antwortete er nach kurzem Nachdenken.
»Also, welchen Gefallen darf ich dir erweisen, oh großer Wächter des Nordtors der Hölle?«, fragte ich und neigte ehrerbietig das Haupt. Vielleicht trug ich ein bisschen dick auf, doch hier stand immerhin eine Menge auf dem Spiel.
Ich blickte auf und sah, dass Knurrkopf über meine Worte nachgrübelte. »Ich mache einen Handel mit dir, Calliope Reaper-Jones. Einen, der für uns beide von Vorteil sein wird«, erklärte er und trat dabei etwas näher,
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